Endgültig Schluss

Vereine müssen Schlachthofgelände verlassen

ROTHENBURG – Das Einzelhandelsprojekt auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofs nimmt immer mehr Form an. Der Bauantrag wartet nur noch auf seine Genehmigung. Und so müssen bis zur kommenden Bauausschusssitzung am 19. September sowohl die Projektschmiede als auch der Alpenverein endgültig raus aus ihren Räumlichkeiten. Ein neues Zuhause hat bisher nur die Beschäftigungsinitiative gefunden. Wohin der Alpenverein dagegen mit seinem Boulderraum wandert, ist ungewiss.

Der Boulderraum des Alpenvereins: Von außen unscheinbar, innen für Sportbegeisterte ein Erlebnis.Fotos: Götz

Der Boulderraum des Alpenvereins: Von außen unscheinbar, innen für Sportbegeisterte ein Erlebnis. Fotos: Götz

Seit dem 1. September sind die Verkaufsräume der Projektschmiede auf dem Schlachthofgelände nun endgültig geschlossen. Kleider und Haushaltswaren gibt es im ehemaligen Farbenlager der Firma Schopf in der Ansbacher Straße. Und auch der Möbelverkauf wurde nun vollständig in die Industriestraße verlagert. Im Zuge des Bauprojektes erwischt es aber nicht nur die Projektschmiede, sondern auch den Alpenverein mit seinem Boulderraum. Erst im Juni 2013 nach unzähligen, freiwilligen Arbeitsstunden eröffnet, muss das Gebäude nun geräumt werden. „Grundsätzlich wäre das gar kein Problem“, sagt Felix Puchinger, Vorstandsvorsitzender in der Rothenburger Sektion des deutschen Alpenvereins. Da immer mehr Kinder, Jugendliche und Erwachsene das Boulder-Angebot angenommen hätten, sei der Raum ohnehin allmählich zu klein gewesen. Was den erzwungenen Auszug zum wirklichen Problem macht: Es gibt noch immer keinen Ersatz. Seit einem halben Jahr wisse man von einem möglichwerweise bevorstehenden Auszug, sei seitdem auf der Suche nach Räumlichkeiten in Rothenburg und Umgebung und auch in Gesprächen mit der Stadt, erzählt Puchinger. Diese zeigte sich anfangs bereit zum Dialog, versprach, sich um eine Alternative zu bemühen oder zumindest dabei zu helfen, einen temporären Lagerraum für die verbauten Materialien zu suchen, bis ein neuer Standort gefunden ist. Passiert allerdings ist nichts. Einmal mehr zeigt sich Rothenburg in Sachen verfügbarer Räume für örtliche Vereine von seiner schlechten Seite. Es gab Angebote, doch die waren entweder nicht finanzierbar oder die Räumlichkeit war zu klein und zu niedrig. Freilich ist es nicht leicht, etwas in ausreichender Dimension zu finden. Puchinger zeigt Verständnis und betont, der Verein wolle mit der Stadt zusammenarbeiten und eine gerechte Lösung finden. Vor allem enttäuscht sei er aber, dass bisher nicht einmal ein Zwischenlager für die Kletterwände und die teuren Bodenmatten gefunden werden konnte. Gerade die Matten sind privat kaum lagerbar. In Sachen Raumsuche möchte er nun auch auf die umliegenden Gemeinden zugehen. Ebenso freue man sich über Angebote von privater Seite. Eine alte Scheune würde schon reichen. Viel brauche man nicht. „Wir sind Sportler“, sagt Puchinger. „Wir brauchen nicht einmal eine Heizung, solange es im Raum selbst nicht gefriert.“ Eine Raumgröße von etwa 100 Quadratmetern und eine Raumhöhe von sechs Metern aufwärts, wäre schön, fügt er an. Der Boulderraum ist ein äußerst wichtiger Bestandteil im Angebot des Rothenburger Alpenvereis. Seit seiner Eröffnung ist die Mitgliederzahl im Verein von 790 auf 950 gestiegen. Natürlich sei das nicht nur darauf zurückzuführen. Einen großen Anteil daran habe der Boulderraum aber ohne Frage, so Puchinger. Wenn geöffnet, kamen zwischen zehn und dreißig begeisterte Kletterer an einem Tag in den Raum auf dem Schlachthofgelände. Die nächsten Angebote dieser Art gibt es erst wieder in Ansbach, Würzburg oder dann in Nürnberg und Erlangen.

Was das „Bouldern“ überhaupt so besonders macht? Erst einmal ist es eine Form des Kletterns, nur ohne Seil und Gurt. Allein das übt schon einen gewissen Reiz aus „Und es ist ein wenig das Gegenteil von Mannschaftsportarten wie Fußball oder Handball“, sagt Puchinger. Jeder könne alleine seinen Weg gehen, seinen für sich selbst als richtig empfundenen Schwierigkeitsgrad wählen und je nach Lust und Laune gezielt seine Balance trainieren oder sich mal richtig auspowern. Und vielleicht das Wichtigste: „Man lernt viel, was den sozialen Umgang miteinander angeht. Gerade Kinder helfen sich mit der Zeit immer mehr gegenseitig, überlegen sich gemeinsam Strategien, die zum Erfolg führen.“ Solch ein Angebot sollte eine Stadt wie Rothenburg eigentlich nicht verlieren. Finanziell ließe sich auch von Vereinsseite aus etwas stemmen. Beim Bau eines neuen Raumes könne man wohl einen Zuschuss von zehn Prozent vom Hauptverband aus München erwarten. Bevor dann aber irgendwo und irgendwann neu aufgebaut wird, muss erst einmal abgebaut werden. Und das irgendwie mit der Hoffnung im Gepäck, dass das Sprichwort „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“ in diesem Fall nicht nur ein Sprichwort bleibt, sondern ernst genommen wird. Sowohl von allen Vereinsmitgliedern selbst, als auch von der Stadt. og

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