Mit stilvoller Note

„Eisenhut“ begeistert am „Tag des offenen Denkmals“

ROTHENBURG – Eine besondere Mission war gestern Isabella und Katharina, beide in Ausbildung zur Hotelfachfrau, beim „Tag des offenen Denkmals“ aufgetragen. Sie führten  Geschichtsinteressierte und Freunde alter Gebäude durch „ihr“ Traditionshotel „Eisenhut“. Dabei machten sie auf viele liebevolle Details aufmerksam, die das weithin gerühmte Flair des Hauses ausmachen. Mit viel Charme und Herz verstanden sie es, an ruhmreiche Zeiten des Hotels  zu erinnern, für eine Einkehr oder eine Übernachtung dort zu werben und der immer noch verbreiteten Schwellenangst entgegenzuwirken.

Beim Rundgang im Haus: Zimmer 108 gehört sicher mit zu den schönsten im „Eisenhut“. Fotos: Weber

Beim Rundgang im Haus: Zimmer 108 gehört sicher mit zu den schönsten im „Eisenhut“. Fotos: Weber

„Einfach ein herrliches Haus. Ganz wunderbar.“ Teilnehmer des Rundgangs zeigten sich begeistert. Einer hatte vor 30 Jahren hier in feierlichem Rahmen bei einem Auftritt der Hans Sachsern seinen Meisterbrief entgegengenommen und war seitdem nicht mehr hier. Eine gewisse Schwellenangst. Die befällt Einheimische und auch Gäste noch heute viel zu häufig beim „Eisenhut“. Dabei hat sich das Haus längst verabschiedet von der früheren Attitüde als Adresse, die sich „dem einfachen Volk“ verschließt. Einfach nur auf einen Kaffee vorbeikommen oder vielleicht beim Brunch am Sonntagvormittag? Jederzeit gern. Letzteres geht nicht ohne Reservierung, so groß ist inzwischen die Nachfrage. Mit großem Aufgebot und Riesen-engagement stellt sich die Auszubildenden-Riege an diesem „Tag des offenen Denkmals“ der Aufgabe, die Nachricht vom anderen „Eisenhut“ unters Volks zu bringen. „Die Führungen werden sehr gut angenommen. Besonders die Schautische und Banketträume beeindrucken die Besucher,“ zeigt sich vor der vierten von insgesamt fast zwei Handvoll Runden durchs Haus Hotelchefin Steffanie Schlag erfreut. Neben Katharina und Isabella sind mit von der Partie: Paul, Susanne und Diana in der Küche, Selim und Orcun Atestepe (beide Restaurantfachleute) bei den Cocktails sowie Carmen, Celina, Tim, Christian, Celine, Victor, Shadi, Lukas, Miguel und Ksenia in der Sparte Bankett und Tagungen. Es gibt viel zu erzählen über die Geschichte des Hauses für die beiden angehenden Hotelfachfrauen bei den Führungen. 1890 erö̈ffnete Georg Andreas Eisenhut eine Weinstube, um seine im Taubertal angebauten Weine zu verkaufen. Nachdem er keine mä̈nnlichen Erben hatte, was in der Folge Tradition werden sollte im Haus, ü̈bergab er das „Gasthaus Eisenhut“ seinem Schwiegersohn Johann Andreas Ploss.

Reizvoller Blick durch den Lichthof aufs Brunch-Büfett.

Reizvoller Blick durch den Lichthof aufs Brunch-Büfett.

Im Jahre 1924 war es wieder ein Schwiegersohn der die Nachfolge antrat. Georg Pirner und seine Frau Paula Pirner fü̈hrten mit Fingerspitzengefü̈hl das Hotel zu wahrem Weltruf. Einst gingen hier Prominente, Adelige und Politiker ein und aus. Die vier großen Patriziergebä̈ude aus dem 15. und 16. Jahrhundert in der Herrngasse waren viel mehr als repräsentative Fassade. Der hier zusammengefasste „Eisenhut“ stieg auf zum ersten Haus am Platz und hatte als eines der ersten Hotels fließendes Wasser und Strom. Die Zeit der Grand Hotels war auch in Rothenburg angekommen. Paula Pirner gestaltete mit ihrem ganz persö̈nlichen Stil jedes Zimmer und machte geschmackvolle Unikate daraus. Bis heute ist ihr Vermächtnis unumstößliches Programm im Haus. Antiquitä̈ten und Stilmö̈bel in unterschiedlichen Designs, florale Teppichen, marmorierte Bäder, geschmackvolle Tapeten – keines der 78 Zimmer gleicht dem anderen. Und dann dieser einzigartige Blick ü̈ber das Taubertal! Seit 2006 gehö̈rt der „Eisenhut“ zur Gruppe der Arvena Hotels. Die familiä̈r geleitete Hotelkette führt das Schmuckstü̈ck im Sinne der Familie Pirner weiter. Sie hat einen Wintergarten mit zwei modernen Tagungsrä̈umen angebaut und die Terrasse erweitert. Die historische Linie des Hauses ist davon unberührt geblieben. Mit viel Feingefü̈hl wird Stück für Stück und Zimmer für Zimmer renoviert ohne den Charme zu verfä̈lschen. Vor neun Jahren wurde die Rü̈ckfassade unter Berücksichtigung denkmalschützerischer Anliegen restauriert und mit Balkonen versehen. Vor sieben und sechs Jahren schloss sich unter gleichen Vorzeichen die liebevolle Restaurierung der Hausfassade an. Die Patriziergebä̈ude sind wieder zum Blickfang geworden. Vor zwei Jahren wurde die komplette Kü̈che saniert, umgebaut und mit neuen Kü̈chengerä̈ten, Boden, Fliesen und einer Lü̈ftungsdecke ausgestattet. „Pro Jahr werden zwischen fü̈nf und zehn ausgewä̈hlte Zimmer mit neuen hochwertigen Teppichen und Tapeten bestü̈ckt, “ betont die Hotelchefin. Die wertvollen Stilmö̈bel machen dabei eine Jungkur durch und können danach dem „Eisenhut“ ein Stü̈ck seines Glanzes zurü̈ckgeben. Das Hotel hat sich einen hohen Standard gesetzt. Nicht nur Freundlichkeit am Gast oder die Qualitä̈t von Speisen und Geträ̈nken sind Prinzip, sondern auch der Erhalt von besonderer Geschichte in schö̈nem Gewand und damit das Bewahren der stilvollen Note des Hauses. Eine Führung im Reichsstadtmuseum, Aktionen im Wildbad um die dort auf dem Außengelände zur Wiedererrichtung vorgesehene historische Kegelbahn, Führungen in der Judengasse, eine Hofschmiede-Aktion in der Schillingsfürster Ludwig-Doerfler-Galerie und eine Führung in St. Jakob zum großen Erhaltungsprojekt für das kirchliche Bauwerk in Rothenburg rundeten das Angebot des gestrigen „Tags des offenen Denkmals“ ab.

Am heutigen Montag bieten Bernhard Mall und der Schwäbische Albverein zum „Tag des offenen Denkmals“ ein besonderes Schmankerl für alle Interessierten an: eine Landhegewanderung zum Rohrturm Hilgartshausen. Treffpunkt ist am Busbahnhof Rothenburg um 13 Uhr. Vom Ziel der Wanderung besteht gegen 18.30 Uhr Rückfahrmöglichkeit nach Rothenburg. Die Instandsetzungsmaßnahmen im Bereich des Rohrturms werden der Vorsitzende des historischen Vereins Rot am See, Horst Herzig, und Friedrich Schinko vom Schwäbischen Albverein erläutern. -ww-

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