Umleitung für Laster
Weniger Verkehrslärm dank neuer Industriestraße
INSINGEN – Alle Wege führen nach Rom und ein weiterer nun auch nach Insingen. Kurz vor Weihnachten wurde die neue Industriestraße fertiggestellt, die für Entlastung der innerörtlichen Diebacher Straße sorgen soll. Der letzte Schliff in Form einer Asphaltfeinschicht wird dann im Frühjahr erfolgen.

Geradeaus führt die Hammerschmiedstraße in den Ort, rechts schließt sich die neue Industriestraße an. Foto: Scheuenstuhl
Wenn eine Firma volle Auftragsbücher hat, freut das auch die Kommune, in der diese angesiedelt ist. Für Einwohner und Gäste von Übernachtungsbetrieben in ihrem Umgriff kann das jedoch, vor allem dann, wenn das betreffende Unternehmen über eine beachtliche Lkw-Flotte verfügt, nicht ganz so freudige Auswirkungen haben: Der Lärmpegel ist dort naturgemäß deutlich höher als in einem reinen Wohngebiet.
Und da es nicht sehr wahrscheinlich ist, dass sich in absehbarer Zukunft geräuscharme Elektro-Laster durchsetzen werden – auch wenn Insingen mit seiner E-Ladesäule für diesen Fall schon längst den ersten Schritt gemacht hat – müssen die Fahrzeuge umgeleitet werden. Da die beiden betreffenden Unternehmen aus der Baubranche (mit unterschiedlichem Grad an Lärmaufkommen) in derselben Straße angesiedelt sind, ergab sich für Insingen trotz alledem eine geschickte Ausgangssituation.
Ohne Ortsdurchfahrt
Denn eben diese Hammerschmiedstraße verläuft unter der Staatsstraße 2419 hindurch in Richtung Hammerschmiede. Mit der neu angelegten Verbindung zur Staatsstraße 2247, die zwischen Insingen und Diebach verläuft, kann der Schwerverkehr zu den jeweiligen Einsatzorten und wieder zum Betriebsgelände gelangen, ohne dabei durch die Ortschaft fahren zu müssen.
Da man für das Projekt „Erschließung Gewerbegebiet 7“ von Sonderkonditionen der LfA Förderbank profitierte, nahm man es nun in Angriff, erklärt Bürgermeister Peter Köhnlechner. Gut zehn Jahre sei dieses Vorhaben schon im Gespräch gewesen, schätzt das Gemeindeoberhaupt.

Das neue Regenrückhaltebecken wurde mit verschiedenen Lehmschichten abgedichtet. Foto: privat
Zunächst musste allerdings der bisherige Bebauungsplan von 1998 im Gemeinderat aufgehoben und ein neuer aufgestellt werden, weil aufgrund von sogenannten planungs- und naturschutzrechtlichen Erfordernissen Handlungsbedarf zur Anpassung bestanden hatte. Das Erschließungsprojekt besteht aus zwei Teilmaßnahmen. Zum einen mussten Regenwasserkanäle und ein Regenrückhaltebecken gebaut werden. Den Zuschlag hierfür bekam das ortsansässige Unternehmen Pümmerlein. Und zum anderen wurde eben die eigentliche Straße von der Firma Thannhauser aus Fremdingen auf dem einstigen Ackerland angelegt.
Das Ingenieur- und Planungsbüro Härtfelder aus Feuchtwangen ging im Mai in seiner Schätzung von Gesamtkosten über 637000 Euro aus. Nur knapp 580000 Euro beträgt die Vergabesumme an die beiden Firmen mit den wirtschaftlichsten Angeboten. Doch der Acker hielt so manche kostspielige Überraschung bereit. Die größte Angst, nämlich dass sich unter der Erdoberfläche Bodendenkmäler befänden, konnte man von vornherein, aufgrund von bestehenden Luftaufnahmen, im Keim ersticken.
Doch schon in geringen Tiefen stieß man bei den Bauarbeiten der Regenwasserkanäle und des Regenrückhaltebeckens auf massive Gips- und Kalkfelsböden. Diese mussten laut dem verantwortlichen Planungsbüro „mit erhöhtem Aufwand und aufgrund der seitlichen Ausbrüche mit Mehraushubmengen aus dem Kanalgräben entnommen werden“. Diese „Überraschungen“ führen geschätzt zu etwa 30000 Euro Mehrkosten gegenüber der Vergabesumme.
Vom Bibergraben in die Tauber
Das Oberflächenwasser im Gewerbegebiet 7 wird durch die angelegten Regenwasserkanäle zum neu gebauten Regenrückhaltebecken geleitet, das den Niederschlag weiter in den Bibergraben und von dort aus in die Tauber abführt. Das Sammelbecken wurde von der Beckensohle bis zur maximalen Staulinie mit Lehm abgedichtet. Am Zufluss sorgen massive Steinquader dafür, dass das Wasser mit gedämpfter Geschwindigkeit ins Rückhaltebecken gelangt. Ebenso reguliert eine Drosselung am Abfluss, wie viel Wasser bei Starkregen auf einmal in den Bibergraben fließt.
Während die etwa 500 Meter lange Industriestraße eine ausreichende Breite für den vorwiegenden Lkw-Verkehr aufweist, geht es in der Hammerschmiedstraße bislang noch etwas eng zu. Provisorisch wurde deshalb die Hammerschmiedstraße in Ortsrichtung auf der rechten Fahrbahnseite mit einer Ausweichspur versehen. Bürgermeister Peter Köhnlechner geht davon aus, dass man die Straße wohl erst 2019 richtig ausbauen wird. 2017 gebe man erst einmal der Wohnbebauung Priorität. Im Folgejahr gilt es den Anschluss der Kläranlage Lohr an die Kläranlage Insingen zu schultern.
Der letzte Schliff für die neue Industriestraße, also die Asphaltfeinschicht, wird im Frühjahr aufgetragen. Nach der Verkehrsschau mit Verwaltungsgemeinschaft und Polizei sollen in Kürze auch Verkehrsschilder angebracht werden. Bis dahin gilt rechts vor links. Von der Anschlussstelle Wörnitz kommend kann durch die neue Straße das Insinger Gewerbegebiet ohne eine einzige Ortsdurchfahrt erreicht werden. mes
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