Grüner Beruf braucht Zukunft
Traditionelle VlF-Versammlung im Wildbad – Referat: Festhalten und loslassen
ROTHENBURG – Traditionell am Samstag vor „Maria Lichtmess“ treffen sich die Mitglieder des Verbandes für landwirtschaftliche Fachbildung in Rothenburg im Wildbad. Dort steht dann die Ehrung langjähriger Mitglieder, die Jahreshauptversammlung und ein rauschender Ballabend mit den „Diebachern“ auf dem Programm.

Schönes Ambiente: Der VlF kommt traditionell im Theatersaal des Wildbads zusammen. Fotos: Schwandt
In der Landwirtschaft sei ein massiver Strukturwandel zu erleben, so der Vorsitzende des VlF Rothenburg, Helmut Siller. Gerade der Mittelstand – in der Regel die bäuerlichen Familienbetriebe – hätten existentielle Probleme.
Die Tendenz zu größeren landwirtschaftlichen Einheiten schreite fort und sei schwer aufzuhalten. Zudem sind Forschung und Lehre zu wenig mit der Arbeit auf dem Bauernhof vor Ort vernetzt.
Der Landwirtschaft sei es nicht gelungen, mit der Gesellschaft in einen sinnvollen Dialog zu treten, im Gegenteil, die Bevölkerung habe immer weniger Bezug zur Arbeit auf dem Bauernhof. Der Dialog „grüner Beruf – Gesellschaft“ müsse unbedingt vorangebracht werden. Land „Wirtschaft“ müsse ökonomisch und ökologisch sinnvoll betrieben werden, nachhaltig also, mit Respekt vor Mensch und Tier.
Landrat Dr. Jürgen Ludwig betonte, im Landkreis Ansbach habe es noch nie zuvor soviel Beschäftigung gegeben wie zur Zeit, die Menschen hätten hier im ländlichen Raum ihre Perspektiven entdeckt. Und: die Menschen hierzulande hätten immer mehr Geld in der Tasche. Erfreulicherweise sind auch immer mehr Gemeinden im Landkreis Ansbach schuldenfrei und bereit, zu investieren. Er lobte die Regionalvermarktungsinitiativen wie das „Regionalbuffet“ in und um Rothenburg. Es habe ihn persönlich interessiert, welche regionalen Getränke es im Landkreis Ansbach gebe und habe eine Aufstellung darüber angefordert: Herausgekommen sei ein Katalog mit 85 Seiten vom Apfelsecco aus der Hesselbergregion bis hin zu den Taubertäler Weinen.
Das Berufliche Schulzentrum Ansbach-Triesdorf meldet steigende Schülerzahlen, sowohl im landwirtschaftlich-hauswirtschaftlichen Bereich als auch in den Fach- und Berufsoberschulen: Hier investiert der Landkreis in die berufliche Bildung ebenso, wie in Rothenburg in das Gastronomische Bildungszentrum.
Mehr Vertrauen
Und er forderte mehr Vertrauen der Bürger in die örtlichen Krankenhäuser in Rothenburg und Dinkelsbühl, wo eine hervorragende medizinische Versorgung gewährleistet sei.
Während der „Grünen Woche“ in Berlin werde immer wieder ein Loblied auf die Landwirtschaft angestimmt, betonte Oberbürgermeister Walter Hartl. Leider werden Lebensmittel auf dem globalen Markt zunehmend zum Spekulationsobjekt. Derzeit, so der Oberbürgermeister, seien die Lebensmittel zu billig. Hochwertig regional erzeugte Lebensmittel müssen ihren Preis haben und sie sind ihren Preis wert. Dann könnten auch die landwirtschaftlichen Familienbetriebe existieren.
Das Jahresprogramm des VlF kann sich sehen lassen: Hartmut Schwinghammer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten verwies in seinem Jahresrückblick auf die vielfältigen Aktivitäten. So besuchten die Frauen unter anderem die Aischtaler Meerrettich- und Konservenfabrik Lutz in Uehlfeld. Außerdem setzten sie sich mit touristischen Vermarktungsmöglichkeiten, zum Beispiel einem Ferienbauernhof für Großeltern und Enkel auseinander.
Die Landwirte besuchten Pflanzenbautage und den Milchviehtag oder beschäftigten sich mit der Zwischenfrucht als Mulchsaat, die einen effektiven Beitrag zum Boden- und Erosionsschutz leistet. Nach dem Kassenbericht wurde die Vorstandschaft des VLF schließlich einstimmig entlastet, anschließend Karl-Heinz Brand einstimmig zum dritten Vorsitzenden gewählt.

Theologin Christa Horst referiert.
Die Theologin Christa Horst von der Hensoltshöhe bei Gunzenhausen wartete mit einem bewegenden Vortrag zum Thema „Von der Freiheit zwischen Festhalten und Loslassen“ auf. Viele Dinge wollten wir behalten, so unsere Jugend, den Besitz, geliebte Menschen, Lebensträume und Sicherheiten.
Doch der Mensch muss lernen, loszulassen, das Loslassen des Kindes beginnt bereits mit der Durchtrennung der Nabelschnur. Kinder sind eine Leihgabe, die Gott uns schenkt und Loslassen bedeutet, ich vertraue die Kinder Gott an. Während der Pubertät müssen Kinder „sie selbst“ werden – hier müssten die Eltern loslassen können, es den Kindern ermöglichen, ihre Probleme selbst zu lösen und auch Fehler zu machen.
Immer wieder fordert das Leben ein „Loslassen“, von Freunden, Kollegen, Nachbarn, dem Ehepartner oder durch Tod. Hier sei Trauerarbeit nötig. Doch ein Neuanfang ist nur durch Loslassen möglich, auch Sorgen und Ängste müssen losgelassen werden, es sei fatal, diese herunterzuschlucken.
Und: Wir leben in einem christlichen Land, wir können unsere Sorgen auch Gott zuwerfen, um die eigenen Hände frei zu bekommen, Neues anzupacken. Stress und Hektik sind krankmachende Faktoren, die es loszulassen gilt, „Entschleunigung“ im Alltag sei angesagt.
Wer seinen Lebenssinn im Streben nach Anerkennung, Bestätigung und Erfolg sehe, könne nicht loslassen, sich dagegen zu entscheiden, erfordere Mut. Mit zunehmendem Alter fürchten sich die Menschen vor dem „Abstellgleis“, doch im „Herbst des Lebens“ könne viel in die Erde eingebracht werden, was im Frühjahr geerntet wird, die guten Ideen und Erfahrungen, das Wissen, das an junge Menschen weitergegeben werden könne. Loslassen kostet mehr Kraft als Festhalten, so das Resümee. Eine Erkenntnis, mit der die Referentin zum Loslassen aufforderte.
Weitere Grußworte waren angesagt. So verwies Wolfgang Kerwagen, Schulleiter an der Landwirtschaftsschule Ansbach, darauf, dass Landwirtschaft mehr sei als Ackerbau und Viehzucht. Nur noch ein Drittel der Landwirte arbeitet im Vollerwerb. Die Auswirkungen der globalen Märkte seien deutlich spürbar und so frage sich so mancher Landwirt, ob er wirklich noch in seinen Betrieb investieren solle, zumal oft die Nachfolge nicht geklärt ist. Kerwagen forderte mehr Regionalvermarktung, zudem könne man den Tourismus für die Landwirtschaft nutzen.
Langjährige geehrt
Der frischgewählte dritte Vorsitzende, Karl-Heinz Brand schließlich blickte auf das neue Jahr 2017 und hatte alte Bauernregeln dabei: 2017 hat mit strengem Winter begonnen, das verspricht ein gutes Erntejahr. Und: „Wenn’s zu Lichtmess stürmt und schneit – ist der Frühling nicht mehr weit“.

Vordere Reihe von links Hans Doppelhammer aus Kreuth, Gerhard Walther aus Herrnwinden, Georg Probst aus Geslau, Lisette Kühlwein aus Bockenfeld und Alma Pfänder aus Gailshofen. Hintere Reihe von links Helmut Siller aus Traisdorf (VLF Vorsitzender), Fritz Keitel aus Hagenau, Frieda Schwarz aus Ruckertshofen, Marie Schmidt aus Adelshofen und Erna Korn aus Burghausen (2. VlF-Vorsitzende). Foto: Mader
Am Vormittag hatten die Klassentreffen der Ehemaligen Landwirtschaftsschüler mit den Abschlussjahrgängen 1957, 1967 und 1977 stattgefunden. Für die sechzigjährige Treue zum Verband Landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen wurden mit einer Urkunde geehrt: Hans Doppelhammer aus Kreuth, Gerhard Walther aus Herrnwinden, Georg Probst aus Geslau, Lisette Kühlwein aus Bockenfeld, Alma Pfänder aus Gailshofen, Helmut Siller aus Traisdorf (VlF-Vorsitzender), Fritz Keitel aus Hagenau, Frieda Schwarz aus Ruckertshofen und Marie Schmidt aus Adelshofen. 2. VlF-Vorsitzende Erna Korn aus Burghausen freute sich bei der Überreichung der Urkunden mit
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