„Leben hier draußen sicher!“
Polizeiinspektion Rothenburg lud zum alljährlichen Sicherheitsgespräch ein
ROTHENBURG – Kürzlich lud die Rothenburger Polizeidienststelle zum Sicherheitsgespräch bei Kaffee und Kuchen ein. Leiter Hans Albrecht präsentierte den Bürgermeistern der umliegenden Gemeinden und Vertretern der Verwaltungsgemeinschaften die Zahlen des letzten Jahres. Sein Vertreter und Pressereferent Stefan Schuster ging im Anschluss auf die Thematik „Sicherheit bei Landjugendfesten in der Region“ ein. Dieses Jahr konnte auch erstmals der Leiter der Kriminalpolizei Ansbach Herrmann Lennert für das Gespräch gewonnen werden.
Dienststellenleiter Hans Albrecht stellte die Übersicht aller Straftaten vor. 350 Quadratkilometer und 26990 Einwohner umfasst der Dienstbereich der Polizeiinspektion Rothenburg. Dazu gehören seit 2004 vierzig Kilometer Autobahn von Wörnitz bis Gollhofen. Die Straftaten im Bereich Rothenburg haben leicht um sechs auf 1297 zugenommen, was dem bayernweiten Trend entspreche und kein Grund zur Beunruhigung sei. Die Aufklärungsquote stieg ebenfalls marginal auf 66Prozent. Es ergebe sich eine Häufigkeitszahl von 4855 Straftaten je 100000Einwohnern, in Mittelfranken liegt die Zahl bei 5336 und bayernweit bei 4977. Albrechts Folgerung: „ Wir leben hier draußen ziemlich sicher!“ Dabei herrsche in Rothenburg bei täglich über 6000 Touristen und der direkten Autobahnanbindung „reger Durchgangsverkehr”.
Straftaten mit tödlichem Ausgang gab es erfreulicherweise nicht. Angestiegen sind die Sexualstraftaten von sechs auf 16 Fälle. Dazu zählten jedoch vermehrte Fälle der Kinderpornographie im Internet. Diese fallen nämlich unter Sexualdelikte. So wurde der Internetauftritt eines örtlichen Fachhändlers „gehackt“ und eine Seite für Kinderpornographie darauf verlinkt. Verständlicherweise wunderte sich der Händler über die hohen Besuchszahlen aus aller Welt auf seiner Seite und verständigte daraufhin die Polizei. Die Rohheitsdelikte waren mit 198 Fällen um zwölf rückläufig. Insgesamt 52 Raubvorgänge und Körperverletzungen wurden registriert. Davon drei mal Raub, neun mal schwere und gefährliche Körperverletzung. Hans Albrecht schätzt dies als ein „fast unverändertes Fallaufkommen“ ein. Die Zahl bei gefährlichen Körperverletzungen ist sogar um vier Fälle rückläufig, von dreizehn auf neun Delikte.
Bei den Eigentumsdelikten sorgen Jahr für Jahr das Taubertal-Festival im August und der Reiterlesmarkt im Dezember für vergleichsweise hohe Zahlen. Organisierte Räuberbanden aus Osteuropa reisen hierfür in kleinen Gruppen an, treffen sich an einem verabredeten Zeitpunkt und rauben systematisch Besucher aus. Diese Zahl ist in diesem Jahr leicht rückläufig, da die Rothenburger Inspektion zahlreiche Präventivmaßnahmen und verschärfte Kontrollen durchführte. Von 353 Vorkommnissen im Jahr 2011 fiel die Zahl auf 346. Wie auch im Drogengeschäft gilt laut Albrecht bei bandentypischen Diebstählen: „Wenn man sucht und kontrolliert, findet man auch. Das ist ein Fass ohne Boden.“
Die Zunahme der Fälle (92) ist auch auf vermehrte Firmeneinbrüche im Industriegebiet Südost zurückzuführen. Die Einbrecher kommen meist über die Autobahn 7, brechen in den frühen Morgenstunden ein und haben dann eine Vielzahl an Fluchtmöglichkeiten über die Autobahnkreuze bei Feuchtwangen und Biebelried. Auch das Diesel-Klauen aus parkenden Lastwagen schlägt immer mehr zu Buche mit 27 Fällen, wobei die Aufklärungsquote nur bei 26 Prozent liegt. Durch sich stabilisierende Spritpreise war der Benzindiebstahl rückläufig. Auch Autoradios und Navigationsgeräte werden kaum noch entwendet. Ein Problem stellen eher die automatischen Wegfahrsperren von teuren Limousinen dar. Sie werden von Tüftlern immer wieder geknackt. Die einfachen Diebstähle belaufen sich auf 277.
Nur ein einziger Wohnungseinbruch wurde der Polizeiinspektion im letzten Jahr gemeldet. Dieser Fall ist noch nicht gelöst. 174 mal wurde ein „Vermögens- und Betrugsdelikt“ begangen und 79 Prozent der Vorgänge sind aufgeklärt. „Das ist ein erfreulicher Rückgang, denn 2011 hatten wir 219 Fälle.“, so Hans Albrecht. Auch die Sachbeschädigungen gingen von 174 auf 163 Fälle zurück, dabei waren 55mal Autos das Ziel. Ansonsten ging es vor allem um Schmierereien bzw. Graffiti an Häusern und Wänden. Dass Rothenburg ein Drogenumschlagsort für Transporte von Tschechien in die Mitte der Republik ist, zeigt sich an den gestiegenen Rauschgiftdelikten. 97 Prozent der 72 Verstöße wurden aufgeklärt (2011: 56 Fälle).
Nach einem Rückgang der Straßenkriminalität in den Vorjahren stieg diese wieder um dreizehn auf 215 Fälle, weshalb man verstärkt vorbeugend tätig werden will. Als positiv wurde der eingeführte „Fußdienstgang“ bei Bevölkerung und Polizei angesehen. Im vergangenen Jahr seien täglich mindestens eine Stunde lang Fußstreifen unterwegs gewesen. Beim Thema Jugendkriminalität gibt es Erfreuliches zu berichten. In allen Bereichen sind die Zahlen rückläufig. Ob es an besserer Erziehung oder gestiegenem Respekt liegt, kann Hans Albrecht nicht genau sagen. Vor allem die Heranwachsenden sind ruhiger geworden mit 79 weniger Straftaten als noch 2011 (von 137 auf 58). Auch Kinder hielten sich vor allem bei Ladendiebstählen zurück, lediglich elf wurden auffällig.
Die Rothenburger Polizisten beschäftigten sich das Jahr über hauptsächlich mit Verlustanzeigen, Diebstählen, Sachbeschädigungen und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz. Die geplante „Facebook-Party“ im Burggarten im Sommer 2011 konnte mithilfe von Polizeikräften aus dem Präsidium Nürnberg verhindert werden. Insgesamt wurden 1068 Unfälle gemeldet, 82 mehr als im Vorjahr. Dies sei teils auf den häufigen Schneefall zurückzuführen, denn „jedesmal beim ersten Schnee kracht es zehnmal. Das ist wie ein ungeschriebenes Gesetz!“ weiß der Polizeichef.
Es gab 150 Unfälle mit Personenschaden, wobei 212 Verletzte gemeldet sind. Vier Tote waren zu beklagen (alle auf Landstraßen). 128 Fahrer begingen Unfallflucht, das sind 17 weniger als im Vorjahr. Die Aufklärungsquote mit 14 Prozent ist hier sehr niedrig. Sechs Unfälle konnten auf übermäßigen Alkoholkonsum zurückgeführt werden, dabei wurden sieben Personen verletzt. 58mal wurde zu schnell gefahren. Die Schulwege blieben unfallfrei. Im Anschluss an die Zahlen ging Hauptkommissar Stefan Schuster auf das Thema Sicherheit bei den Landjugendfesten ein. Hier betonte er die gute Zusammenarbeit zwischen Landjugend und Polizei.
Viele Jugendgruppen stocken mittlerweile freiwillig ihr Sicherheitspersonal bei den Musikveranstaltungen auf, so dass in Ruhe und ohne Sorge gefeiert werden kann. Einzelne Veranstalter von Motorradtreffen würden es mit dem Sicherheitsaspekt nicht so genau nehmen und zeigten sich „beratungsresistent“. Oft werden für eine Veranstaltung weniger als tatsächlich erwartete Besucher angemeldet, um Kosten beim Sicherheitspersonal zu sparen. Vertreter der VG Schillingsfürst sprachen sich dafür aus, an einem Strang zu ziehen, um auch die bei der Jugend beliebten Motorradtreffen sicherer zu machen.
Als gutes Beispiel ging hier der Landjugend-Kreisverband voran, er hat Richtlinien für die Sicherheit bei Festen festgelegt. Einen Bürgermeister beschäftigten fehlende Abdeckplanen auf Landwirtschaftsanhängern. Wenn Landwirte ihre Mais- oder Rübenernte einholten, würden durch die Ladung sonst schnell die Straßen verschmutzt. Herrmann Lennert, Leiter der Kripo Ansbach, berichtete über seine Abteilung. Die Kripo übernimmt alle schweren Fälle von den Polizeiinspektionen in der Region. Sie ist zuständig für Mord, Totschlag, schweren Raub, Erpressung, Sexualdelikte, Brandfälle, Waffenrechtsverletzungen und Internetkriminalität.
Der VG-Vorsitzende Bürgermeister Robert Karr bedankte sich für die „hervorragende Zusammenarbeit und das gute Verhältnis zwischen Bürgern und Polizei“. Auch Hans Albrecht schlug in diese Kerbe und lobte die Bürgerschaft:“ Vor allem in Rothenburg sind die Bürger im Notfall da. Sie stellen sich als Zeugen zur Verfügung und geben wertvolle Hinweise. Das ist nicht überall so!“ Er führt dies unter anderem auch auf das gute Miteinander zurück. „Wenn man den Bürger bei Ordnungswidrigkeiten verschreckt, hilft er bei schwerer Kriminalität vielleicht nicht weiter”, meint der Polizeichef. clk
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