Braut traut sich was
Fallschirmspringen über dem Rothenburger Flugplatz
ROTHENBURG – Junggesellinnenabschied mitten unter Fallschirmspringern am Rothenburger Flugplatz. Ein unvergessliches Erlebnis für die werdende Braut Marina Glombik (28) aus Schwabach.

Das launische Aprilwetter zu Ostern setzte den Fallschirmspringern Grenzen: doch es ließ auch viele Sprünge zu. Fotos: Schäfer
Rund 180 Fallschirmspringer aus Deutschland, Österreich, Schweiz, Holland und Dänemark waren am Osterwochenende nach Rothenburg gekommen, um über dem Flugplatz abzuspringen – mit Regen-Unterbrechungen. Der Aeroclub mit seinen 110 Mitgliedern, darunter 90 aktive Piloten in den Bereichen Motor-, Segelflug und Ultraleicht, betreibt den Flugplatz und war Gastgeber für die österreichische Fallschirmspringerorganisation Pink mit ihrem knallig bunten „Skyvan“.
Der ehemalige britische Flugzeughersteller „Short Brothers“ hat dieses Modell ehemals als Fracht- und Passagierflugzeug produziert. Es kann bis zu 24 Fallschirmspringer befördern und hat eine zwei Meter große Heckklappe, aus der stehend abgesprungen werden kann für den Fallschirm- oder Tandemsprung. In Rothenburg waren auch mutige Mädels aus Schwabach darunter, die ihrer besten Freundin zum Superheldinnenstatus verhalfen.
Beim einmaligen Tandemsprung konnte die werdende Braut noch einmal ihre Freiheit in vollen Zügen genießen, mit Nervenkitzel und echtem Adrenalinschub, bevor sie Ende Mai in Kammerstein in den Stand der Ehe tritt. Die 28-jährige Mediengestalterin war völlig ahnungslos nach Rothenburg gelockt worden, um dort angeblich „nur“ ihren Junggesellinnenabschied zu feiern und hatte keine Ahnung, dass sie in einen Flieger steigen würde. Nach dem Absprung aus über 4000 Metern Höhe und etwa 50 Sekunden Flug im freien Fall bis 1500 Meter über der Erde zog Tandempilot Stefan die Reißleine und der Fallschirm öffnete sich.

Augenblick für die Ewigkeit: Die junge Mediengestalterin bejubelt ihren Tandemsprung.
Mit der Passagierin schwebte er noch einige Minuten dem Landeplatz entgegen, um dann sicher auf der Wiese zu landen. „Es war geil“, kommentierte die Braut das Erlebnis und beklagte lediglich die kalte Witterung. Über den Wolken hatte es leicht gehagelt und dazu blies der Wind stark. Mit ihr waren noch drei Freundinnen gesprungen. Die anderen Mädels warteten mit einem Picknickkorb auf die Rückkehrerinnen. Von Rothenburg aus fuhr die Gruppe mit den geflochtenen Blumenkränzen im Haar weiter nach Ansbach zu einem „Fotoshooting“. Abends ließ es die Mädels-Runde auf dem Nürnberger Volksfest noch einmal richtig krachen.
Die Profi-Fallschirmspringer stürzten sich über dem Rothenburger Flugplatz nicht nur so in die Tiefe, sondern übten sich in den verschiedenen Disziplinen. Beim Stil- oder auch Figurenspringen geht es darum, im feien Fall möglichst genau vorgegebene Figuren auszuführen, etwa Drehungen um beide Achsen. Das Freestyle könnte man auch als eine Art Luft-Ballett bezeichnen. Beim Formationsspringen ließen sich die Fallschirmspringer in der Luft auf den Bauch fallen und versuchten mit anderen Springern möglichst viele Formationen beziehungsweise Figuren zu absolvieren.
Im Reigen der erfahrenen Fallschirmspringer befand sich Harald Schröder. Der studierte Nachrichtentechniker aus der Nähe von Heroldsberg war früher in Rothenburg ein erfolgreicher Turner und Mehrkämpfer, der es bis zur Deutschen Meisterschaft schaffte. Inzwischen betreibt er das Fallschirmspringen wettbewerbsmäßig. Er war auch bei der Weltmeisterschaft im Formationsspringen in der Wüste Arizonas dabei. Die Formation sollte aus 233 Springern bestehen, doch es dockten nur 231 an. Eine neue Bestleistung, aber kein Weltrekord.
Fallschirmspringer lieben ihre Leidenschaft und nutzen die Möglichkeit an Veranstaltungen und Wettbewerben. Doch des einen Freud ist des anderen Leid: Für die umliegenden Ortschaften war der Fluglärm durch die häufigen Starts und Landungen allgegenwärtig. sis
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