Vorgeschmack auf Liedfestival
Wildbad lud zum kurzweiligen Konzert mit Laien und Profis – Klingendes Rothenburg
ROTHENBURG – Selten liegt so lange Zeit zwischen Generalprobe und Premiere. Der renommierte Bariton Christoph von Weitzel plant im Wildbad im nächsten Jahr Singseminare für Laien und Profis. Schon jetzt gab er zusammen mit heimischen Musikern und Gastkünstlern einen ersten Vorgeschmack darauf.
Die Schar war eilig zusammengetrommelt. Das Programm einte dezent und kaum auf strenge Einhaltung bedacht das vielseitigste aller poetischen Sujets: die Liebe. Kurzweilig, gekonnt, anrührend bis deutungstief gerieten die Liedvorträge, umrahmt von Streichermusiken des Barockmeisters Erasmus Widmann, der in Rothenburg Kantor, am Weikersheimer Schloss Hofkapellmeister und für sich selbst genommen ein tonschöpferisches Genius war.
Dem „Ensemble Crescendo“, ein Quartett aus dem Reichsstadtgymnasium mit Lissy Bauer, Theresa Strobl, Jule Schulz und Adrian Grüber, gelangen damit nicht nur Momente reizvollen musikgeschichtlichen Lokalkolorits. Sie begeisterten bei ihren Kostproben aus der Tänzesammlung namens „Musikalischer Tugendspiegel“ auch mit Ensemblegeist.
Stimmungsvoll die Schlaglichter auf die Hans-Sachs-Musik („Anna Maria Fein“). Gymnasialmusiklehrer und Musiker Hans-Peter Nitt, auf der Gitarre kongenial und lautenhaft begleitet von Oswin Voit, entwarf mit al-fresco-haftem Timbre ein spezielles Renaissance-Flair der Zeit des Meistersingers und des Schusterpoeten. Die Reise durchs klingende Rothenburg reichte bis zu Liedern Nitts aus seiner „Volksoper“, einem Gemeinschaftswerk mit dem verstorbenen Heimatdichter Wilhelm Staudacher. Gymnasiastin Karolin Dürr interpretierte sie gekonnt und einfühlsam. Ihre hohen Qualitäten im dramatischen wie im lyrischen Fach stellten die beiden Profis, Christoph von Weitzel und die spanische Sopranistin Patricia Caicedo (Klavier: Paul Cibis), in den Dienst der Sache und der Interpretation.
Fesselnd, wie beide das Hell-Dunkel romantischer Kunstlieder argentinischer und deutscher Provenienz, darunter der Schubert/Müllersche „Lindenbaum“, gemütstief feinzeichneten und in die Herzen der (leider nur rund 20) Zuhörer trugen. Christoph von Weitzel ist als Sänger weit herumgekommen. Vor wenigen Jahren hat er sich Unternzenn zur Wahlheimat erkoren. Am meisten wies auf das geplante, noch ungetaufte Festival das Seckendorff/von Arnim-Lied vom „schönen Weib des Bauern“ hin. Ein blendend aufgelegter Christoph von Weitzel mit Ulrich Pakusch am Klavier ließ die Funken sprühen und überspringen auf Duettpartnerin Karolin Dürr.
Bei dem internationalen Liedtagen im nächsten Jahr sollen neben öffentlichen Meisterkursen für Studenten und spannenden Workshops auch Mitmach-Angebote für jedermann dazuzählen. Unter Anleitung von Profis könnten Laiensänger ihr Lieblingslied einstudieren und an ihren Vorträgen feilen, so eine Idee. Unterstützt wird das Vorhaben von der Evangelischen Tagungsstätte Wildbad unter deren Leiter Pfarrer Herbert Dersch sowie vom Fremdenverkehrsamt der Stadt Rothenburg. Initiator Cristoph von Weitzel verspricht sich sehr viel von den „internationalen Tagen des Liedes“. Sie hätten das Zeug, zu einer „festen Größe auf Europas Landkarte“ zu werden, so die überzeugte Hoffnung. hd
Schreibe einen Kommentar