Transatlantisches auf 100 Seiten
Günther Schuster mit autobiographischem Werk „Amerika ist so weit weg wie der Mond“
ROTHENBURG – Mit „Amerika ist so weit weg wie der Mond“ legt der Gymnasiallehrer in Ruhestand für Englisch und Geschichte, Günther Schuster (Jahrgang 1950), ein unterhaltsames und mit hintergründiger Ironie gewürztes autobiographisches Werk vor. Untertitel: „60 Jahre amerikanische Impressionen“.

Günther Schuster und sein Werk „Amerika ist so weit weg wie der Mond. Fotos: Weber
Seine eigenen Erfahrungen mit den USA und ihren Menschen fügen sich darin zu einem überaus plastischen und eingängigen Bild von einem faszinierenden Land. Der Leser darf sich staunend in jene Zeit zurückversetzt fühlen, in der die Vereinigten Staaten von Amerika für uns hier auf der anderen Seite des Atlantiks unerreichbar schienen. Das gilt nicht nur im Hinblick auf die Entfernung zwischen unseren Kontinenten, sondern auf vieles, was dort längst zum Standard geworden war und wovon wir hier nur träumen konnten.
Wir erstarrten in den 50ern noch in überkommenen Mustern und verabschiedeten uns nur zögerlich von der alten Zeit vor der großen Technisierungswelle. „Drüben“ boomte längst die Autoindustrie. Jeder dort verdiente als Arbeiter so viel, dass er sich eine dicke Limousine und oft auch ein präsentables Haus leisten konnte. Bei uns gab es damals weder Rushhour noch Parkplatznot.
Mitten hinein in diesen Kontrast zwischen den Welten führt die Geschichte Günther Schusters und die seiner Affinität zu Amerika. Als kleiner Junge erfuhr er, dass seine Verwandten väterlicherseits 1951 nach Amerika ausgewandert waren. Aufgewachsen in Oberickelsheim sei dieses „sagenumwobene“ Land für ihn schnell zu einer Art Obsession geworden, schreibt er. Und im Gespräch meint er schmunzelnd, die Begeisterung für Amerika habe sich bei ihm kontinuierlich entwickelt.
Seine ersten Begegnungen mit Amerikanern rühren aus der Mitte der 50er Jahre. Kolonnen von Panzern und Spähwagen ratterten durch das Dorf. Die Soldaten erfreuten mit ihren Gaben, die sie den fröhlich winkenden Kindern zuwarfen. Es gab Lebenszeichen der Verwandten von drüben. Die Paten kamen zu Besuch. Über zehn Jahre später endlich der ersehnte Flug nach Amerika. Den hatte er sich durch Ferienarbeit zusammengespart.
„Ich fühlte mich wie in einer anderen Welt,“ schreibt Schuster über seine Eindrücke damals in den vier Wochen, als er bei der Verwandtschaft wohnte und staunend mit Amerika bekannt gemacht wurde. Seine Sympathie war der Begeisterung gewichen. Es sollte nicht sein letzter Besuch bleiben.

Besucht und bewundert: Cousin Mike mit Tochter und Harley Davidson vorm Haus.
Insgesamt sieben weitere folgten, angefüllt mit einer Vielzahl interessanter Erlebnisse und Begegnungen, bis hin zum erfolgreichen Anbahnen eines Schüleraustausches und zum Jetset-Urlaub in den 90ern. Alles überaus kurzweilig geschildert und gute Lesekost. Wenn da und dort etwas die Euphorie mit ihm durchgeht, versteht es Schuster glänzend, mit Ironie auf die Bremse zu treten.
Aber ist das Amerika von heute nicht viel weiter weg als in den Jahrzehnten davor? Ganz ausdrücklich habe er kein politisches Buch schreiben wollen, betont der Autor: „Es geht mir um die Menschen. Wie ticken die Amerikaner?“ Ganz abgesehen davon habe er sein Hobby, nämlich diese schöne Beziehung zu einem Land und dessen Bewohnern sowie zu der Sprache, die dort gesprochen wird, zum Beruf gemacht. Das sei ein Privileg und das habe der Schüler bei ihm im Unterricht gemerkt.
Die ersten Reaktionen auf seine amerikanischen Impressionen erfreuen den Autor: „Wir mussten schmunzeln.“ – „Das hat Spaß gemacht.“ – „Als würdest du neben mir sitzen und mir das erzählen.“ Freunde und Bekannte zeigen sich angetan. Matthew Rooney, ehemaliger Generalkonsul der USA in München, wertet Günther Schusters Erinnerungen als Genuss für alle, denen deutsch-amerikanische Beziehungen ein Anliegen sind: „Ich wünsche mir, dass wir einander über den Atlantik hinweg den Rücken stärken können – ohne uns den Rücken zu kehren.“ -ww-
„Amerika ist so weit weg wie der Mond“ – 60 Jahre amerikanische Impression, Broschur, 100 Seiten, bebildert, 8.95 Euro, erhältlich im Rothenburger Buchhandel.
Schreibe einen Kommentar