Der Zeit damals weit voraus

Die Arbeiterwohlfahrt feierte 20 Jahre Kinderhort – Nicht mehr wegzudenken

ROTHENBURG – Es war alles andere als selbstverständlich für eine Stadt dieser Größe. Mehr als 20 Jahre vor dem gesetzlich verbrieften Recht auf Kinderbetreuung gönnte sich Rothenburg bereits einen Kinderhort. Zum Jubiläum ließ die Arbeiterwohlfahrt die Väter ihrer Einrichtung und verdientermaßen auch sich selbst hochleben.

Auch viele Kinder gehörten zum Publikum beim Jubiläumsfestakt im Kaisersaal des Rathauses.Fotos: Düll

Auch viele Kinder gehörten zum Publikum beim Jubiläumsfestakt im Kaisersaal des Rathauses. Fotos: Düll

Der Kaisersaal des Rathauses lieferte die festliche Kulisse. Kreisvorsitzender Peter Sauer konnte Stadträte, Vertreter von Schule, Wirtschaft und Ortsvereinen sowie Eltern, Kinder, Mitglieder und Freunde begrüßen. Besondere Würdigung erfuhren der frühere Rothenburger Oberbürgermeister Herbert Hachtel und der vor drei Jahren verstorbene langjährige hiesige Ortsvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt, Werner Bögner, für den Luise Bögner die Ehrung entgegennahm.

Zielstrebig

Beide Männer hatten sich zielstrebig und mit Herzblut für das Vorhaben eingesetzt. Der Hort war der erste seiner Art im ganzen Landkreis. Die Stadt Rothenburg sei ihrer Zeit damals weit voraus gewesen, waren sich alle Redner einig.

Heutzutage entschieden Kindertagesstätten über die Standortqualitäten von Städten und Gemeinden mit, bekräftigte der Rothenburger Ortsvereinsvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt, Michael Rehbogen. Von einer „vorausschauenden, guten und wichtigen“ Entscheidung sprach Bürgermeisterin Irmgard Mittermeier, die in Vertretung Oberbürgermeister Walter Hartls, des Schirmherrn der Jubiläumsfeier, die Gratulation des Rathauses überbrachte.

„Wir alle wissen, wie notwendig ein gut geführter Kinderhort ist“, sagte sie und bekannte sich zur Investition von jährlich 260 000 Euro, die die Stadt zur Finanzierung der Einrichtung beitrage.

Den Hort würdigte sie als wichtigen Beitrag zum Wohle der Kinder und der Sicherung „unserer aller Zukunft“. Er unterstütze die Eltern bei der Erziehung und ermögliche es ihnen, ihrer beruflichen Verpflichtungen nachzukommen.

Er helfe bei der Freizeitgestaltung, bei den Hausgaben, beim stressfreien Üben und Lernen. Die Einrichtung bringe die Kinder in Kontakt und lehre sie, sich gegenseitig zu akzeptieren, sagte die Bürgermeisterin. Ihr Dank galt dem zehnköpfigen Team des Kinderhauses am Topplerweg für das Engagement und die gute Führung.

Auf die Entwicklung der Einrichtung blickte Leiterin Inge Gehringer-Koch zurück. Von den anfänglich 20 Kindern und drei Betreuern habe sich der Hort schnell in Richtung Auslastung bewegt. Einen vorübergehenden Einbruch habe es vor zehn Jahren aufgrund geburtenschwacher Jahrgänge gegeben. Die ersten Kinder aus den Anfangsjahren seien heute Mitte, Ende zwanzig und hätten selbst schon Kinder, erinnerte die Tagesstättenchefin.

Namentlich lobte sie Eva Maria-Körner für die Einrichtung einer zusätzlichen Kleinkindgruppe, die dem Hort ein zweites Standbein sei. Die Frau vom Bezirksverband der Arbeiterwohlfahrt habe auch schon in den Gründungstagen Entscheidendes dazu beigetragen, den Hort zu ermöglichen, erinnert sich Altoberbürgermeister Herbert Hachtel.

Grundwerte vermitteln

Das Kinderhaus war schon bald nicht mehr wegzudenken. Umso weniger heute: Derzeit besuchen 60 Kinder, betreut von vier Erzieherinnen, fünf Kinderpflegerinnen und einem Praktikanten die Tagestätte vis-à-vis der Oskar-von-Miller-Realschule und der Topplerschule. Auch einen externen Standort unterhält der Hort. 25 Schulkinder sind aus Platzgründen im Gebäude der Förderschule an der Ansbacher Straße untergebracht.

Eingehend verdeutlichte Inge Gehringer-Koch, wie we­sentlich der Arbeiterwohlfahrt bei der täglichen Arbeit die Umsetzung ihrer Grundwerte ist, die da seien: Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit, Toleranz und Solidarität.

Freiheit sei dabei untrennbar mit Verantwortung und der Achtung der Würde aller Menschen verbunden. „Wir nehmen die Freiheit der Kinder besonders ernst, indem wir ihnen die Übernahme von Verantwortung zutrauen“, so Gehringer-Koch. Den Kindern soll vermittelt werden, dass die eigene Freiheit mit dem Schutz und der Wahrung der Freiheitsrechte der anderen übereinstimmen müsse.

„Gerechtigkeit und Gleichheit, bedeuten für uns, dass wir Kinder und Eltern in ihrer Persönlichkeit akzeptieren. Bei allem was man täglich tue, müsse man sich bewusst sein, dass es das Wertesystem der Kinder für die Zukunft präge, sagte sie. Entsprechend gelte es darauf zu achten, dass sich Normen und Entscheidungen im Einklang mit den genannten Werten befänden.

Toleranz sei Grundvoraussetzung dafür, auf andersartige Menschen nicht ablehnend oder gewaltsam zu reagieren, erinnerte die Kinderhortleiterin. Solidarität verstehe die Arbeiterwohlfahrt als Bereitschaft, sich mit anderen gegen Ungerechtigkeit zu verbünden. Kindern solle nichts aus der Hand genommen werden. Vielmehr sollen sie Chancen erhalten, Erfahrungen zu sammeln, zu lernen und unabhängig zu werden.

Eine Blick aufs Große richtete Manfred Lober, der stellvertretende Vorsitzende des Bezirksverbandes. Die Arbeiterwohlfahrt Ober- und Mittelfranken unterhalte 20 Tagesstätten mit rund 2000 Kindern. Insgesamt 1700 hauptamtliche Kräfte, unter anderem in Pflegeheimen, arbeiteten für den Verband. Kinderbetreuung sei eine Aufgabe, die die Arbeiterwohlfahrt sehr gerne mache, auch wenn es finanziell manchmal sehr eng werde, sagte Manfred Lober. Sein Dank galt dem Ortsverein, der Stadt und ebenso den Eltern.

Ortsvereinsvorsitzender Michael Rehbogen lobte die hervorragende Arbeit des gesamten Teams. Er dankte auch seinen Vorstandskollegen, Stellvertreter Erwin Huber, Kassierin Sabine Müller und Schriftführerin Barbara Klausecker sowie Peter Sauer und Michaela Koch, die viel zum Gelingen beigetragen hätten.

Die Kinder des Hortes bereicherten die Feierstunde mit einer liebevoll einstudierten, fröhlichen Ge­sangs­einlage. Familiär und sonnig geriet das anschließende Jubiläumsfest im lauschigen Garten des Hortes am Topplerweg.

Sommerfeststimmung: So sieht der Hort von außen aus.

Sommerfeststimmung: So sieht der Hort von außen aus.

Bei Kaffee, erfrischenden Limonaden und einer Vielfalt an leckeren Kuchen und Torten, von den Kinderhort-Eltern selbst gebacken, mangelte es dem Nachmittag nicht an Wohlfühlatmosphäre. Auch bei den Jüngsten herrschte die pure Kurzweil, so viel Spiel und Spaß war geboten. hd

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