Verwaltung favorisiert Hotel
Neuerliche Grundsatzentscheidung über zukünftige Brauhaus-Nutzung
ROTHENBURG – Eine Marathon-Sitzung mit weitreichenden Themen hat der Stadtrat heute. In einzelnen Fraktionen ruft die überbordende Tagesordnung Unmut hervor. Schon allein mit dem Brauhaus und der Grüngutbeseitigung stehen wichtige Entscheidungen an, für die es keine schnelle Lösung gibt. Es wird auch eine erneute Grundsatzdiskussion zum Philosophenweg geben, ausgelöst durch den Antrag von drei FRV-Ratsmitgliedern.

Neue Brauhaus-Lösung: Hotel oder Konzept mit Studentenwohnheim, Wohnstift, Wohnungen? Fotos: sis
Die öffentliche Sitzung beginnt um 18 Uhr mit einem Ortstermin in der Stadtbücherei. Fast schon ein Ritual vor den Haushaltsberatungen. Die Einrichtung genießt hohes Ansehen in der Stadt und leistet hervorragende Arbeit. Aber für die schon lange angedachte Erweiterung der Stadtbücherei gab es bisher stets eine Abfuhr, weil das Geld fehlt, um die Sache anzupacken. Es dürfte auch diesmal der Fall sein, dass die Büchereileiterin Hannelore Hochbauer vertröstet wird und nicht mit einer frohen Botschaft rechnen kann.
Den Stadtmarketingverein hat die Verwaltung zur Berichterstattung über die Arbeit eingeladen. Der Zeitpunkt sei ebenfalls mit Blick auf die Etatberatungen gewählt. Der Stadtrat wird vor die Entscheidung gestellt, ob er dem eingetragenen Verein auch im kommenden Jahr einen Zuschuss gewähren wird, der sich immerhin in einer Größenordnung von über 40000 Euro bewegt.
Grüngut-Sammelstellen schließen
Das Thema Grüngut ist erst recht dazu angetan, sich in die Nesseln zu setzen. Gartenbesitzer wollen nicht einsehen, dass sie auf den liebgewonnenen Service, den sie jahrelang gewohnt waren, verzichten sollen. Eine Umstellung würde vor allem ältere Mitbürger treffen. Der Rotstift-Plan stößt auf Kritik. Das Stadtoberhaupt hatte das städtische Rechnungsprüfungsamt angewiesen, die Kosten für die Abläufe bei der Beseitigung des Grünguts vorzulegen. Nach der Aufstellung fällt ein Betrag von 320000 Euro an, was 20 Prozent der Müllgebühren verursacht. Der Investitionsbedarf ist noch nicht mitgerechnet. wie es heißt. Bisher gibt es an insgesamt zehn Sammelstellen im Stadtgebiet die Möglichkeit, Gras-, Strauch- und Baumschnitt in bereitgestellten Mulden abzuladen.
Die Container werden vom Bauhof beziehungsweise durch eine beauftragte Firma zum Umschlagplatz „An der Gothsteige“ verbracht, wo auch der Bauschutt angeliefert wird. Dort wurde das angefallene Grüngut durch eine externe Firma entsorgt, der Strauch- und Baumschnitt zuvor gehäckselt. Die offen zugänglichen Sammelstellen im Stadtgebiet werden angeblich auch von Einwohnern der Umlandgemeinden genutzt und zur unsachgemäßen Müllentsorgung zweckentfremdet – bis hin zu Ölkanistern.
Die Verwaltung legt dem Stadtrat heute ein Konzept vor, wonach die Grüngut-Sammelstellen im Frühjahr nächsten Jahres geschlossen werden sollen. Die Bürger können das Grüngut kostenlos an der Deponie abliefern. Es soll erweiterte Öffnungszeiten an Samstagen geben. Gewerbetreibende müssen Gebühren zahlen. Um die Eigenkompostierung zu fördern, will die Stadt den Erwerb von Schnellkompostern für einen zeitlich begrenzten Zeitraum bezuschussen.
Als Alternativ-Vorschlag bietet die Verwaltung an: Im Frühjahr und Herbst zentral in den Stadtteilen Grüngutsammlungen durchzuführen An bestimmten Standorten stünden dann Container beziehungsweise Sammelfahrzeuge mit Personal bereit, so dass unter Aufsicht das Grüngut angenommen wird.
Was den Antrag der FRV-Stadträte Dr. Karl-Heinz Schneider, Hans-Peter Nitt und Jutta Striffler auf Teilaufhebung des Bebauungsplanes Philosophenweg angelangt, plädiert die Verwaltung auf Ablehnung. Mit der Erschließung des Baugebiets soll schnellstmöglich begonnen werden. Im nichtöffentlichen Teil der Sitzung soll bereits über den Verkauf der ersten drei Grundstücke abgestimmt werden.

Gratis-Service ade: Die Verwaltung will die Gartenbesitzer stärker in die Pflicht nehmen.
Eine Bürgerinitiative und der Verein Alt-Rothenburg hatten an den Stadtrat appelliert, die alte Planung noch einmal zu überdenken. Bei der Erschließung der Baugrundstücke seien Verluste an der historischen Substanz der ehemaligen Befestigungsanlage nicht zu vermeiden. Auch aus dem Blickwinkel des Naturschutzes „sollte man über eine Bebauung des Geländes noch einmal nachdenken“.
Die Verwaltung begründet ihre Haltung, „dass bereits im Rahmen der Entwicklung des Bebauungsplans intensiv diskutiert und abgewogen wurde. Nach ihrer Auffassung liegen keine wesentlich neuen Erkenntnisse vor, die Anlass geben, den Bebauungsplan aufzuheben oder abzuändern. Außerdem weist sie darauf hin, dass durch Grunderwerb und Planungsleistungen „erhebliche Kosten entstanden“ sind und bei einer Aufhebung Einnahmen durch Grundstücksverkaufe in Höhe von 1,04 Millionen Euro ausfallen.
Für öffentliche Ausschreibung
Beim Brauhaus empfiehlt die Verwaltung gemeinsam mit dem Rothenburg Tourismus Service dem Stadtrat, als Hauptnutzung einer neuen Planung für das Gelände „ein Hotel im mindestens 4-Sterne-Bereich“ vorzusehen und öffentlich auszuschreiben. Man hält eine Erweiterung des touristischen Angebots im Bereich Wellness für sinnvoll. Auch die Schaffung neuer Tagungsräumlichkeiten und zusätzliche Möglichkeiten für kulturelle Veranstaltungen werden als Argumente ins Feld geführt. Die Eckpunkte sollen im nichtöffentlichen Teil der Sitzung ausgearbeitet werden. Ziel der Verwaltung ist es, das Sudhaus und die Kellergewölbe sowie den alten Baumbestand zu erhalten.
Ein von einer Investorengruppe vorgelegter Grobentwurf zur Wohnbebauung wird von der Verwaltung nicht favorisiert. Bei der Baureifmachung des Areals in Bezug auf die massive Unterhöhlung des Geländes sei mit hohen Kosten zu rechnen, was voraussichtlich dazu führe, „dass aus wirtschaftlichen Gründen hochpreisige Wohnungen in verdichteter Bauweise realisiert werden“. Der städtische Wohnblock neben dem Brauhausgelände in der Mergentheimer Straße soll bei der momentanen Planung „außen vor bleiben“ und Bestandteil des städtischen Immobilienbesitzes bleiben. Das letzte Wort hat der Stadtrat, der stark gefordert ist, als Souverän zu agieren. sis
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