Hans Maurer gibt nach 32 Jahren sein Amt für das Tauberzeller Weinfest ab
TAUBERZELL – Ein Wein, der gut im Abgang ist, hinterlässt Nachhaltigkeit. Das hat auf seine Art auch der Schirmherr des Tauberzeller Weinfestes nach sagenhaften 32 Jahren geschafft. Hans Maurer, 85, erlebte im Kreis der ehemaligen Weinprinzessinnen, der Weinbauvertreter und Politiker, in der Hirtenscheune eine sehr persönliche Würdigung, ehe er sein Ehrenamt an Stefan Horndasch aus Herrieden abgab.

Hans Maurer mit (von links) Weinkönigin Klara Zehnder, Nachfolger Stefan Horndasch, Bürgermeister Schneider, Weinbaupräsident Steinmann, Weinprinzessin Jasmin I, Tauberzell. Foto: diba
Als Hans Maurer, damals Staatssekretär, später Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, 1986 sein Ehrenamt antrat, begann mit dem Abschluss der Weinbergsflurbereinigung der Erfolgsweg für die Entwicklung Tauberzells als namhafter Weinort. In vertrauensvoller Freundschaft hätte sich nun die lange Schirmherrschaft ergeben, aber nun sei es doch Zeit, sich einmal zurückzuziehen, „ehe das Verfallsdatum erreicht ist“, meinte Hans Maurer am Donnerstagabend in der Hirtenscheune. Er hatte alle Weggefährten eingeladen. Besonderer Dank galt Bürgermeister Johannes Schneider und dem Altbürgermeister Hermann Schneider sowie Karl Dörfler, Tauberzeller Bürgermeister bis 1972.
Weinkönigin und Prinzessinnen
Dass der Präsident des fränkischen Weinbauverbandes, Artur Steinmann, und die fränkische Weinkönigin Klara Zehnder, Randersacker, sowie Andreas Oehm (der Vorsitzende der Gebiets-Winzergenossenschaft Franken) gekommen waren, freue ihn sehr. Ebenso die Anwesenheit von Herriedens Bürgermeister Alfons Brandl, der historisch gesehen die ehemaligen Chorherren von Herrieden vertrete (das dortige Stift hatte schon im 13. Jahrhundert in Tauberzell Weinbau betrieben). Sehr angetan zeigte sich der Schirmherr von den rund dreißig anwesenden ehemaligen Weinprinzessinnen, die er alle mit einem kleinen Schmuckgeschenk überraschte. Dem Gemeinderat sagte Maurer, er sei stolz darauf, Ehrenbürger von Adelshofen zu sein. Dem Weinbauort aber würde ohne die Prinzessinnen, die repräsentieren „der Glanz fehlen“. Die gute Gemeinschaft im Ort sei für den Erfolg des Weinbaus und des Weinfestes wesentlich.
Verbandspräsident Anton Steinmann sprach davon, dass man vom „Wohlwollen und der Weisheit“ eines Hans Maurer als jemandem, „der tut, was er sagt und wahrhaftig ist” nur lernen könne: „Wir brauchen Menschen wie sie es sind“, gerade in der Zeit der Digitalisierung und Schnelllebigkeit seien solche Vorbilder wichtig. In Tauberzell sei die Welt noch in Ordnung. Die Weinkönigin Klara Zehnder lobte das Engagement der Tauberzeller für ihr regionales Produkt und den Einsatz des Schirmherrn für das Weinfest.
GWF-Vorsitzender Andreas Oehm sieht Maurers Leistung „auch als ein Stück Geschichte der Weinbaugenossenschaft Franken“. Menschen seines Schlages finde man leider nicht so leicht in der Politik. Bürgermeister Johannes Schneider erinnerte an die Anfänge unter seinem Vater, als die Flurbereinigung vorgeschlagen wurde und noch Landrat Ehnes und spä-
ter Staatssekretär Maurer sich eingesetzt hätten. 1983 waren die Arbeiten an den Steillagen losgegangen und Mitte 1984 beendet worden. Heute könne Tauberzell auf viele Auszeichnungen zur Weinqualität verweisen. Hans Maurer hinter sich zu wissen, habe einen gestärkt. „Als Biertrinker“ sei er in Tauberzell, wo man „die regionale Kraft spüre“ auf den Weingeschmack gekommen, merkte Alfons Brandl als gebürtiger Altbayer an. Den ehrenamtlichen Einsatz hob der stellvertretende Landrat Stefan Horndasch hervor, für den sich der Landkreis als Genussregion vom „einzigartigen Weinort Tauberzell“ bis zur kleinen Landesgartenschau in Wassertrüdingen 2019 darstelle. Die geplante Vinothek für Tauberzell sei eine gute Idee, sagte der CSU-Politiker aus Herrieden. Gerade erst sei mit Christian Stahl aus Auernhofen auch ein Tauber-Winzer von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung zum Winzer des Jahres gekürt worden.
Bürgermeister Schneider lüftete das Nachfolger-Geheimnis und Stefan Horndasch nahm „mit Freude und Respekt” die Aufgabe an, könne aber keinesfalls in die viel zu großen Fußstapfen Maurers treten, sondern müsse eher seine eigene Art finden.
Beim fränkischen Vesper und guten Tropfen, zu dem Hans Maurer eingeladen hatte, ging dieser in der geselligen Runde auf die Anfänge des Weinbaus in Tauberzell sowie die Anbauprobleme vergangener Jahrzehnte auf deutscher und europäischer Ebene ein. Rechtzeitig habe man erkannt, wie wichtig es ist auf Qualität zu setzen, um gegen Massenproduktion zu bestehen.
„Zuviel der Ehre“ antwortete Hans Maurer auf die vielen herzlichen Dankesworte. Früher hätte man viel mehr miteinander persönlich geredet und als Politiker sei es ihm immer wichtig gewesen, sich Zeit für die Menschen und ihre Anliegen zu nehmen, auch wenn man letztlich doch vielen nicht helfen konnte. Jemanden ernst nehmen und sich seine Sorgen anzuhören, habe schon geholfen.
Weiter willkommener Gast
Reichlich bedachte man den bisherigen Schirmherrn mit Geschenken, darunter von der Gemeinde eine geschnitzte Holzfigur, die das Inne-Halten ausdrücken soll, wie Erhard Reichert bei der Übergabe meinte. Sowie eine Urkunde und von den Weinprinzessinnen ein buntes Erinnerungsbuch mit schönen Fotos zur Tauberzeller Weingeschichte, ganz abgesehen von den Weinpräsenten.
Dass er auch im Alter seinen Humor nicht verlernt hat, zeigte Hans Maurer mit einem Gedichtvortrag und als Witzerzähler, wie man das von ihm gewohnt ist. Das war dann auch der gelungene Abschluss in der gut besuchten Hirtenscheune. Schon steht die Krönung der neuen Weinprinzessin Selina Wehr an, wozu Ehrenbürger Hans Maurer natürlich ebenso wie beim Weinfest weiterhin stets willkommener und gern gesehener Gast bleibt. Ein Angebot, bei dem er nicht nein sagen will. diba
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