Es entsteht eine Lücke

Abschied der Pfarrerin eine persönliche Note verliehen

ROTHENBURG LAND – Ein Abschied bietet eine Gelegenheit, um mit herzlichen Worten Danke zu sagen für die Verbindung, Hilfe, Unterstützung und für die guten Diente in all den Jahren. Viele Zeichen der Wertschätzung erlebte die Gemeindepfarrerin von Windelsbach und Preuntsfelden, Beate Wirsching, bei ihrer feierlichen Verabschiedung in die von ihr gewählte Freistellungsphase der Altersteilzeit.

Beim beherzten Auftritt der Kindergartenkinder in der Windelsbacher Kirche St. Martin ging den Erwachsenen das Herz auf. Fotos: sis

Beim würdigen Einzug am Sonntagnachmittag in die Windelsbacher  Pfarrkirche St. Martin zum Abschiedsgottesdienst bildeten die Kindergartenkinder mit Eltern und Erzieherinnen ein musikalisches Spalier. Beim Auftritt vor dem Altar sang und jubelte die Kinderschar aus vollem Herzen zum Lobe des Herrn, dass es eine Freude war. Bis auf den letzten Platz war das altehrwürdige Gotteshaus besetzt. Für den musikalischen Rahmen sorgte der Posaunenchor unter der Leitung von Friedrich Stahl im Wechsel mit dem Frauen- und Männerchor, der eine Einheit bildete mit Jörg Kolbinger am Dirigentenpult. Zur allgemeinen Überraschung sorgten auch ehemalige Konfirmanden für die passende Untermalung.
Fast fünfzehn Jahre war Beate Wirsching Pfarrerin in den beiden Kirchengemeinden und mit einer kleinen Teilzeitstelle zusätzlich Partnerschaftsbeauftragte für die Deka­nats­partnerschaft mit dem Deka­nat Hai in Tansania. Dafür waren warme Worte des Dankes durchaus angebracht.  Dekan Hans-Gerhard Gross würdigte den engagierten Dienst der Pfarrerin in der Pfarrei,  ihre Mitarbeit im Pfarrkapitel, die kollegiale Mithilfe in der Region Nord sowie im Dekanatsausschuss und in der Dekanatssynode. Besonders hob er die Pflege der Kontakte nach Tansania hervor: das Anstoßen von Projekten und Hilfsaktionen. Er dankte der Pfarrerin , dass sie ihren Dienst als geistliche Aufgabe verstanden habe.
Talar-Betrachtungen 
Auch wenn Beate Wirsching nun in die Freistellungsphase der Altersteilzeit eintritt, bleibt ihre Berufung als Pfarrerin bestehen. So wie sie einst unter Gebet und Handauflegung berufen und gesegnet wurde, soll sie sich auch für die kommende Zeit unter den Segen des dreieinigen Gottes gestellt wissen. Um dies ein wenig zu veranschaulichen, hatte der Dekan einen Geschenkkorb mitgebracht. Der Inhalt stehe „zeichenhaft für vieles, womit Gott uns segnet und auch gut leben lässt.“
Aufgrund ihrer Ordination bleibt die Pfarrerin berufen, das Evangelium von Jesus Christus zu predigen, zu taufen und die Feier des Heiligen Abendmahls zu leiten. Der Dekan entband sie aber von ihren dienstlichen Pflichten und erteilte ihr den Segen für den neuen Lebensabschnitt.
Für Heiterkeit sorgte Beate Wirsching mit ihrer Abschiedspredigt von der Kanzel. Sie stellte eine persönliche Betrachtung an über den schwarzen Talar als unförmiges Kleidungsstück („besonders als Frau sieht man darin immer so aus, als hätte man zugenommen“) und als förmliche Amtstracht, die nicht von der Botschaft ablenken soll. „Als Pfarrerin und Predigerin stehe ich nicht hier, um mich selber zu präsentieren und zu produzieren, sondern um Jesus Christus zu predigen.“ Dienerin beziehungsweise Diener Gottes zu sein, sei eine ständige Herausforderung: „Denn wie jede Position, die mit einem gewissen Einfluss und gewisser Macht zu tun hat, ist auch die Position der Pfarrerin oder des Pfarrers gefährdet, korrumpiert zu werden.“

Bürgermeister Alfred Wolz kam vollbepackt.

Beffchen geschnippelt 

Einmal hatte Beate Wirsching auf dem Weg zum Gottesdienst nach Preuntsfelden das Beffchen vergessen, das zur Amts­tracht gehört. Kurzerhand schnitt sie sich eine Halsbinde aus einem Stück weißem Papier und stopfte es sich in den Kragen. „Das knisterte leicht und stand bei mancher Bewegung komisch ab, aber keiner hat’s gemerkt, Oder alle sind einfach taktvoll darüber hinweggegangen.“
Bürgermeister Alfred Wolz überreichte einen Weidenkorb, den Kurt Horn geflochten hat, gefüllt mit 755 abgezählten Walnüssen von heimischen Bäumen. Soviel Mitglieder zählt die Kirchengemeinde Windelsbach und Preuntsfelden. Als weitere Geschenke entnahm er dem Korb zwei Haarspangen und einen Holzkamm. Handgemachtes aus der Manufaktur Kost und eine von Günther Büchler gedrechselte Holzdose als schöne Erinnerungsstücke.
Als Drein­gabe gab es noch einen bunten Regenschirm. Manchmal sei es gut, wenn man nicht nur unter dem Schutz Gottes steht, sondern auch einen Schirm dabei hat. „Kein Weg war ihnen zu weit, um durch schwierige Zeiten zu begleiten“, sagte Alfred Wolz und fügte an: „Mit einem weiten Herz habe sie versucht, großzügig Hilfe in die Wege zu leiten.“
Auch die Pfarrerinnen Barbara Müller, Katharina Winkler und Andrea Rößler als Vertreterinnen des Pfarrkapitels überreichten ein Abschiedsgeschenk mit Symbolkraft: ein feines Netz aus leuchtenden Lichtern und Energie-Schokolade. Dekan Aminirabi Swai aus Tansania hatte ein Freundschaftszertifikat zur Übermittlung für „Mama Kiki“ anfertigen lassen.
Die Vertreter des Kirchenvorstandes, Doris Reinhard und Fried­rich Stahl, überreichten das Geschenk nach dem Gottesdienst beim Steh­empfang im evangelischen Gemeindehaus. wo für Gemeindeglieder und Gäste reichlich aufgetischt war. Eine moderne Gartenliege für Mußestunden im neuen Zuhause im Altmühltal war kunstvoll verpackt. Außerdem überreichte jedes Kirchenvorstandsmitglied eine prachtvolle Rose als Dankeschön für die vertrauensvolle Zusammenarbeit, die reichlich Früchte getragen hat. Ein Frauenkreis wurde gegründet, ein Musikteam ins Leben gerufen und Osternachtsgottesdienste eingeführt. Lehrreich und aufbauend waren auch die Emmauskurse. Das rege Gemeindeleben zeichnete eine engagierte Kinder- und Konfirmandenarbeit aus, um die Jugend für Glaube, Religion und Kirche zu begeistern. Mit der Kirchenrenovierung in Windelsbach musste auch eine Herausforderung im weltlichen Bereich gemeistert werden.
Die nächste schwierige Aufgabe besteht jetzt darin, die Vertretung der wohl über einen längeren Zeitraum vakanten Pfarrstelle personell zu stemmen, während sich bereits die nächste Lücke auftut. Der für die Pfarrei Ohrenbach-Steinach zuständige Pfarrer Karl-Heinz Gisbertz geht Mitte Februar in den Ruhestand.   sis

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