„Wie Sechser im Lotto“

Dombühls Bürgermeister freut sich über Riesenansiedlung

DOMBÜHL – Einer Großinvestition von 35 bis 40 Millionen Euro sieht die Marktgemeinde Dombühl bei der ersten Ansiedlung eines Unternehmens im neuen Industrie- und Gewerbegebiet westlich der Bahnlinie entgegen. Die Deutsche Logistik Holding (DLH) aus der Gruppe um den Bremer Großunternehmer Kurt Zech plant dort auf vorerst rund 10 Hektar den Bau von Logistikimmobilien, die in einem ersten Teil zur Vermietung an Firmen aus der Branche und in einem zweiten Teil auch an produzierendes Gewerbe vorgesehen sind.

Strahlende Gesichter vor dem ausersehenen Areal: Bürgermeister Jürgen Geier, eingerahmt von den DLH-Managern Emanuel Ernst (re.) und Sven Mester. Foto: Weber

Für Bürgermeister Jürgen Geier ist das Projekt ein ganz wesentlicher Schritt für die Entwicklung der Marktgemeinde, neben dem S-Bahn-Anschluss der vielleicht wichtigste seit Beginn seiner Amtszeit vor fünf Jahren: „Wie ein Sechser im Lotto. Ein Riesenschritt in die richtige Richtung.“ Von ihm ging dabei die Initiative aus. Bei der Suche nach geeigneten Investoren wurde er bei der Gruppe um den Bremer Chef eines weitverzweigten Unternehmensimperiums fündig. Der Firmenverbund gilt als größter Immobilienprojektentwickler Deutschlands.

Inzwischen hat die Deutsche Logistikholding Bremen/Frankfurt das Gelände per notariellem Kaufvertrag in ihren Besitz gebracht. Zur Umsetzung des Vorhabens ist eigens eine Projektgesellschaft Dombühl GmbH & Co. KG gegründet worden. Die „sehr guten Einnahmen“ (Geier) aus dem Flächenverkauf verschaffen der Marktgemeinde ein schönes Finanzpolster.

So kann der Ausbau der Schlossstraße, der sonst im Haushalt 2019 nicht unterzubringen gewesen wäre, in diesem Jahr allen Vorhersagen zum Trotz umgesetzt werden. Außerdem sieht sich Dombühl in der Lage, seine Schulden abzubauen und damit die Ausgaben für Zins und Tilgung herunterzufahren. Steigende Gewerbesteuereinnahmen und steigender Anteil an der Einkommenssteuer durch Arbeitsplätze kommen hinzu.

Nur zwei Änderungen

Seit 2012 besteht für den ausersehenen Bereich westlich der Bahngleise ein rechtskräftiger Bebauungsplan für ein Industrie- und Gewerbegebiet. Er muss lediglich in zwei wesentlichen Punkten auf das kommende Projekt angepasst werden. Das betrifft zum einen die erforderliche interne Anknüpfung des Areals. Zum anderen soll die Festsetzung, wonach ansiedelnde Unternehmen „dauerhaft auf den Gleisanschluss“ angewiesen zu sein haben, gestrichen werden. Der Bürgermeister und der Investor gehen davon aus, dass schon im Mai der Satzungsbeschluss erfolgen kann, damit der Weg frei wäre für die Genehmigung des Projektes und mit dem Bau des ersten Abschnitts begonnen werden könnte.

Emanuel Ernst vom DLH-Sitz in Hamburg und Sven Mester vom DLH-Sitz in Frankfürt zeigen sich als verantwortliche Manager überzeugt, das richtige Konzept für die beiden jeweils rund 5 Hektar großen Flächen im Süden des Industrie- und Gewerbegebiets in der Tasche zu haben. Beide sind Profis auf dem Gebiet von Industrie-Immobilien, der eine (E. Ernst) für das passende Projekt am passenden Platz, der andere (S. Mester) für die Vermarktung.

Bis 200 Arbeitsplätze

Die zu errichtenden Gebäude sollen sich in fünf große Einheiten gliedern und alle im DLH-Eigentum bleiben. Beide Verantwortliche der Logistik-Holding sehen in Dombühl den idealen Standort für das Projekt. Es sei von 150 bis 200 Arbeitsplätzen auszugehen, die hier entstehen. Bedauerlicherweise eile der Logistbranche in dieser Beziehung ein schlechterer Ruf voraus als sich dann in der Realität zeige. Nach den gegenwärtigen Überlegungen werde sich im zweiten Bauabschnitt produzierendes Gewerbe mit einer entsprechenden Anzahl von Beschäftigten niederlassen.

Neben den bereits gekauften 10 Hektar hätte die Logistik-Holding laut Flächennutzungsplan und den Ausgleichsflächen, die für das Projekt zu schaffen wären, noch eine Erweite-rungsmöglichkeit von rund 1,5 Hektar. Mit etwas Abstand zu den DLH-Grundstücken liegt ein für Handwerker und kleinere Betriebe vorgesehenes, schon rechtskräftiges Gewerbegebiet. Es umfasst ungefähr 3,5 Hektar und bietet sich geradezu an, in eine Gesamtlösung einbezogen zu werden. Dazwischen liegen 8 Hektar, die schon der Gemeinde gehören. Es sind darüber hinaus noch 13 Hektar vorhanden, die bisher noch in Privatbesitz sind.

Dombühl habe in diesem Bereich beste Voraussetzungen und werde an der richtigen Weichenstellung arbeiten, um bald ein großes, geschlossenes Gewerbe- und Industriegebiet zu haben, kündigt der Bürgermeister an. Zur Anbindung des Logistik-Projektes werde die Gemeinde eine provisorische Umgehung verwirklichen, um der Ortschaft und ihren Bewohnern Belastung zu ersparen. Eigene Straßen und Wege würden entsprechend ausgebaut, eine Bahnunterquerung erhöht und eine abgebrochen. Es soll an die Kreisstraße zwischen der Staatsstraße 2419 (frühere B 25) und der Ortseinfahrt angebunden werden. Mittelfristig sei eine Neutrassierung der Kreisstraße als direkte Anbindung des Industrie- und Gewerbegebiets an die 2419 zwischen der derzeitigen Abfahrt nach Dombühl und der Anschluss-Stelle der Autobahn (A 6) zu verwirklichen, betont der Bürgermeister.

Rentierliche Ausgaben

Es werde die Gemeinde rund 2,5 Millionen Euro kosten, das Gewerbe- und Industriegebiet für das DLH-Projekt zu erschließen mit Straße, Wasser, Strom und Kanal (Anschluss an die Kläranlage Kloster Sulz). Das seien rentierliche Ausgaben. Eine Überschneidung mit dem „Interfranken“-Konzept sieht Jürgen Geier nicht. Für das Gelände am Autobahnkreuz A6/A7 bestehe nach wie vor kein gültiger Bebauungsplan. Bis hier Firmen angesiedelt werden können, werde noch Zeit vergehen. Von daher komme Dombühl, das ja selber zur Gemeinschaft der Interfranken-Gemeinden gehört, niemandem in die Quere. Es bestünden nach Lage der Dinge unterschiedliche Realisierungshorizonte. -ww-

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