Besonderer Stellenwert
Holzzersetzender Baumpilz plagt die Linden im Burggarten
ROTHENBURG – Die Mitarbeiter der Rothenburger Stadtgärtnerei sind es gewohnt, ganz besonders im Blickpunkt der Öffentlichkeit zu stehen. Sie werden teilweise kritisch beäugt, wenn sie vor aller Augen ihre Arbeit verrichten.

Wegen der umfangreichen Baumpflegearbeiten ist der Burggarten heute bis 13 Uhr für Besucher gesperrt. Foto: Schäfer
Wenn sie dann auch noch an einem beliebten Ort für Einheimische und Touristen mit der Motorsäge anrücken, wie gerade im Burggarten, einem im Stil englischer Landschaftsgärten gestalteter Park mit alten und markanten großen alten Bäumen, zeigt sich die öffentliche Wahrnehmung hochsensibel.
Drei ortsbildprägende Linden auf Höhe der Blasiuskapelle weisen große Schäden auf. Alter, Pilzbefall und Fäulnis im bodennahen Stammbereich haben ihnen zugesetzt. Deutlich sind große Risse zu erkennen, Äste, Triebe und Stamm sind zum Teil vollkommen innen ausgehöhlt und haben die Bäume geschwächt. Eine 1,20 Meter starke Linde ist 1,10 Meter ausgehöhlt. Die Restwandstärke ist damit massiv reduziert und die Bruchsicherheit drastisch gesunken. Die Bäume dürften nach der Einschätzung um die 200 Jahre alt oder sogar noch älter sein.
Stadtgärtner Michel Walluhn und Mitarbeitern, darunter auch eine Kollegin, bleibt nichts anderes übrig, als die geschädigten Linden massiv einzukürzen, indem sie das Kronenvolumen zurückschneiden. Da steht dann nur noch ein Torso da. Es ist ewig schade. Doch das Lamentieren bringt nichts. Schließlich hat die Stadt an die Sicherheit zu denken. Beim nächsten Sturm könnte eine der geschädigten Linden umkippen oder ein Ast herabstürzen. Wer übernimmt die Verantwortung, wenn da etwas passiert? Auch die Mitarbeiter der Stadtgärtnerei müssen vorsichtig zu Werke gehen angesichts der Instabilität der Naturdenkmäler.
Während der Arbeiten, die heute noch bis 13 Uhr vonstatten gehen, bleibt der Burggarten für Besucher gesperrt. Äußerlich sieht man den Linden auf den ersten Blick die Schädigungen nicht an. Der aggressive Pilz verursacht Moderfäule im Stamm, die sich relativ rasch ausbreitet. Das Ausmaß des Befalls lässt sich zuvor meist nicht erkennen. Die Entscheidung über die Zukunft der drei Linden, ob sie gefällt werden müssen oder nicht, machen sich die Stadtgärtner nicht leicht. Sie haben eine Zweitmeinung bei einem Baumbiologen eingeholt. Eine der drei Linden soll erst einmal in ihrem Zustand stehen bleiben, sagt Michel Walluhn. Aber es wird eine weitere Überprüfung stattfinden und über ein Zugseil getestet, wie weit sie noch standsicher ist. Sollten durch Fällaktionen Lücken entstehen, sollen sie durch Neupflanzungen größerer Bäume wieder geschlossen werden. Es wird ein größerer Aufwand betrieben werden müssen. sis
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