Widerstand zeigen
Bürgerinitiative informierte über Wert des Philosophenwegs
ROTHENBURG – Weiterhin standhaft zeigt sich der Widerstand gegen eine mögliche Bebauung des Philosophenwegs-Ost. Auf einer jüngst von der Bürgerinitiative Rothenburg organisierten Informationsveranstaltung vor Ort am Philosophenweg wurden erneut die Gegenargumente vorgebracht.

Bürger, Stadträte und Stadtvertreter lauschen den eindringlichen Worten der Poetry-Slamerin Matilda Hulsman. Foto: Scheuenstuhl
Zahlreiche Mitglieder der Bürger-initiative, weitere interessierte und besorgte Bürger, Stadtbaudirektor Michael Knappe, Oberbürgermeister Walter Hartl sowie einige Mitglieder des Stadtrates kamen zusammen, um über das Für und Wider der Bebauung an dieser Stelle zu sprechen. Es sei „ewig schade“, wenn dieses besondere Biotop zerstört werden würde, erklärte Walter Würfel, neuer Vorsitzender der Rothenburger Ortsgruppe des Bund Naturschutz (BN), der die Zusammenkunft leitete.
Sein Amtskollege vom Ansbacher Kreisverband, Helmut Altreuther, legte noch einmal ausführlich dar, welche ökologische Bedeutung der hochwertige Grünzug als Lebensraum für Pflanzen und Tiere habe. Er sprach sich gegen eine Bebauung jeglicher Art aus. Denn selbst eine „lockere Bebauung“, wie sie sich die Stadt durchaus im Hinblick auf ökologische Gesichtspunkte vorstelle, hat weitreichende Konsequenzen für das dortige Ökosystem.

Unterstrichen die ökologische Bedeutung (v.l.): Walter Würfel und Helmut Altreuther vom Bund Naturschutz.
Walter Würfel sprach darüber hinaus den Aspekt der Flächenversiegelung an, die die fünf geplanten Wohnbebauungen und die entsprechenden Zufahrten zwangsweise mit sich bringen. In Zeiten von Stark-regen sei es enorm wichtig, dass das Wasser schnell abfließen könne. Zudem wirke der Grünzug als Frisch-luftschneise. Bei Sommern mit bis zu 40 Grad Celsius staue sich die Hitze in der Altstadt. Sobald man aber den Philosophenweg erreiche, merke man wie die Temperatur schlagartig um ein paar Grad falle.
Der Philosophenweg ist aber nicht nur ein ökologisches Kleinod, sondern hat auch eine historische Bedeutung. Bernhard Mall, einstiger Vorsitzender des Vereins Alt-Rothenburg, wies in diesem Zusammenhang unter anderem darauf hin, dass sich dort Topplers „schwacher Punkt“ in der Wehranlage der Stadt befunden hatte.
Was den Erhalt geschichtlicher Zeugnisse anbelangt, macht Walter Würfel einen vermeintlichen Doppelstandard der Stadt aus. Während man innerhalb der Stadtmauern hohe Anforderungen an den Denkmalschutz lege, was er ausdrücklich begrüße, kümmere man sich im touristenlosen „Hinterhof“ nicht mehr darum, das historische Erbe zu bewahren. Werner Clausecker meldete sich als Anwohner zu Wort. Er wies neben den bereits genannten Aspekten außerdem darauf hin, dass der Philosophenweg gerade auch für ältere Bewohner des alten Heckenackers ein gut zu erreichendes Naherholungsgebiet ist und allgemein zur Lebensqualität der Anwohner beitrage.
Auch die 11-jährige Poetry-Slamerin Matilda Hulsman wandte sich mit ihren Gedanken und Forderungen an die anwesenden Vertreter von Stadt und Verwaltung. Sie seien als eine „letzte und dringende Bitte und Chance“ zu sehen, „etwas richtig zu machen“.
Bei einem gemeinsamen Gang über die am Weg liegende Streuobstwiese konnte man sich von der reichhaltigen Natur mit eigenen Augen überzeugen. Bei dieser Gelegenheit kam es dann auch zu einer Diskussion zwischen den Stadtverantwortlichen und den Bürgern.
Oberbürgermeister Walter Hartl erinnerte an die einstige Stadtratsentscheidung für eine „Stadt der kurzen Wege“. In diesem Sinne wollte man nicht an den Rändern des Stadtgebiets Baugebiete ausweisen, sondern vornehmlich auch innen – wie etwa im Philosophenweg – nachverdichten. Aus den Reihen der Bürger kam die Forderung an die Verwaltung, mehr für die Sanierung von leerstehenden Gebäuden in der Altstadt zu werben.
Zur Zeit wird gerade die artenschutzrechtliche Prüfung im Philosophenweg durchgeführt. Ende April folgt dann die Untersuchung der Bodendenkmäler. mes
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