Sechs Schatten, sechs Schicksale

ADAC-Präventionsveranstaltung im GBZ zur Vermeidung von Unfällen auf den Straßen

ROTHENBURG – 2017 kamen in Deutschland 394 junge Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben. Sechs Einzelschicksale werden derzeit an der Berufsschule vorgestellt – in Form von Schattenfiguren. 

Zwei Schüler beim Betrachten der Ausstellung.Foto: Schwandt

Die ADAC-Ausstellung will wachrütteln und hat dabei besonders die Führerscheinneulinge im Visier. Junge Fahranfänger zwischen 18 und 24 Jahren verunglücken überdurchschnittlich häufig im Straßenverkehr. Gedenkkreuze an Straßen seien ein trauriges Zeugnis dafür und erinnern an diejenigen, die aus ihrem jungen Leben gerissen wurden, so Herbert Behlert, Vorstandsmitglied des ADAC Nordbayern.

Jedes Kreuz stehe für ein schreckliches Schicksal. Mit „Schatten – Ich wollte doch leben!“ hat der ADAC eine berührende Ausstellung initiiert, um die jungen Leute wachzurütteln. Man habe bewusst Grenzen überschritten, um so junge Menschen für einen verantwortungsvollen Umgang mit ihrer Mobilität zu gewinnen, so Behlert.

Mittelpunkt der Ausstellung stehen sechs lebensgroße, geschwärzte Figuren. Jede dieser Silhouette steht für einen jungen Menschen, der bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Eindringlich werden die Persönlichkeiten beschrieben – und die Gründe aufgezeigt, die den Unfalltod verursacht hatten.

Der 19-jährige Benni wird als Frohnatur geschildert, aktiv, unternehmungslustig, optimistisch. Er schläft auf der Heimfahrt im Auto ein, prallt gegen einen Baum. Jasmin ist 24, hat ihre Ausbildung abgeschlossen, plant ihre Hochzeit, fährt zu ihrer neuen Arbeitsstelle. Ein Transporter mit überhöhter Geschwindigkeit kommt ihr auf ihrer Seite entgegen, prallt frontal auf ihren Kleinwagen. Jasmin verstirbt noch an der Unfallstelle.

Behlert appelliert an die jungen Menschen, sich nicht durch das Lesen oder Schreiben von SMS-Nachrichten ablenken zu lassen und auch nicht zu telefonieren. ZweiSekunden Ablenkung bei 50 Stundenkilometer bedeuten 25 Meter Fahrt „im Blindflug.“ Der Leiter der Polizeiinspektion Rothenburg, Stefan Schuster, berichtete vom Schicksal einer jungen Frau aus der Region: die lebenslustige 19-jährige hatte gerade ihren Schulabschluss in der Tasche, war auf dem Weg zum Freunden. Eine kurze Ablenkung durch ihr Handy wurde ihr zum Verhängnis. Ein 40-Tonner wurde zu ihrem Schatten, sie war auf der Stelle tot.

Wichtig: Die Verkehrserziehung im Vorschulalter

Eindringlich schilderte er die schweren Augenblicke für die Angehörigen, die Rettungskräfte, die Seelsorger. Sie haben nur ein einziges Leben, wandte sich Schuster an die jungen Leute, lassen sie sich beim Autofahren nicht ablenken und die Finger von Alkohol und Drogen.

In Vertretung des Landrates kam Kreisrätin Gabriele Müllender zur Auftaktveranstaltung. Sie fährt bevorzugt mit dem Fahrrad, nutzt Busse und Bahnen und lässt bewusst ihr Auto stehen. Bürgermeister Kurt Förster verwies auf die Sicherheitsgespräche zwischen der Polizei und der Stadt Rothenburg: Hier werden die Kriminalstatistik und die Unfallzahlen vorgestellt. Gemeinsam suche man nach präventiven Wegen. Er berichtete aus seiner aktiven Zeit als Polizist und hob die Bedeutung der Verkehrserziehung bereits in der Kita und Schule hervor.

Junge Menschen dürften selbstverständlich feiern, aber sie müssten auch lernen, Grenzen zu respektieren. Für Polizisten sei es eine der bittersten Aufgaben, Todesnachrichten zu überbringen, dieses lasse auch erfahrene Polizisten nicht los.

Schulleiter Dr. Friedhard Nichterlein dankte dem ADAC für sein Angebot: Der Führerschein und das erste eigene Auto spiele bei Jugendlichen eine immens wichtige Rolle. Bewusst habe man zur Auftaktveranstaltung angehende Kfzler und Landmaschinenmechaniker eingeladen.   Sein Neffe sei am Morgen eines 1. Mai gegen einen Baum gefahren und seither querschnittgelähmt.

Dieser Unfall habe sein Leben  und das der Menschen in seinem Umfeld einschneidend verändert. Er appellierte an die Schüler, sich solche Ereignisse bewusst zu machen und die Schicksale der „Schatten“ genau zu verfolgen. Schulsprecher Marcel Boos zeigte sich betroffen von den Schattenbildern. Sie stehen ihm und seinen Mitschülern noch bis zum 10. Mai im Schulhaus mahnend gegenüber. -sw-

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