Längst ein Stück Normalität

Aber Mädchen in technischen Berufen immer noch verstärkt umworben – Gezeigt an zwei Beispielen

ROTHENBURG/DOMBÜHL – Inzwischen gibt es sie fast nicht mehr, diese Hürden und Vorurteile, die Mädchen bisher den Zugang zu sogenannten Männerberufen erschwerten oder gar verstellten. Das gilt auch umgekehrt für die Jungs und ihre Möglichkeit, sich auf einen lange Zeit für Frauen reservierten Beruf einzulassen. „Diese alten Kategorien gelten doch heute so gut wie nicht mehr,“ betont die städtische Wirtschaftförderin Karin Schmidt im Vorfeld des großen Berufsinfotags am kommenden Donnerstag in der Rothenburger Mehrzweckhalle. Sie lädt dazu ein, sich  bei dieser Gelegenheit vor Ort zu überzeugen, wie weit sich auch in dieser Hinsicht beiderseits das Feld geöffnet hat.   

Bei Asedo in Dombühl: Mädchen „schnuppern“ unter Anleitung an CNC-Maschinen. Foto: privat

Dennoch: Mit „Girlsday“ und Co. wird weiter daran gearbeitet, diese auch vom früheren Rollenverständnis ausgehenden Muster so zu beeinflussen, dass sich auch der letzte Rest an Vorbehalten und Denken in diesen alten Kategorien erledigt. Nicht zuletzt für die Unternehmen  im technischen Bereich ist das ein echtes Anliegen. Nicht zuletzt, weil sie jede Arbeitskraft brauchen können, egal ob weiblich oder männlich. Unser Blick auf die Aktion 2019 zeigt das an zwei Beispielen.

Firma Neuberger Gebäudeautomation in Rothenburg: Nach Begrüßung und Vorstellung des Unternehmens durch Milena Keller von der Betriebs-organisation ist es dort für die in diese Sparte hineinschnuppernden Mädchen zunächst auf Rundgang durch das Unternehmen gegangen. Dann stand für den einen Teil der Gruppe das fachpraktische Kapitel Schaltschrankfertigung an. Herausforderung dabei: elektrische Bauteile, deren Funktion und Montage kennen lernen, um sie nachher an einem eigenen Modell zu einer Überwachungsschaltung zu verdrahten und auf Funktion zu testen.

Anleitung und Hilfe leisteten Daniela Emmert (Auszubildende im 3. Lehrjahr) und Elisabeth Gruber (Auszubildende im 2. Lehrjahr) für den Beruf „Elektroniker/-in für Automatisierungstechnik“. Daniela Emmert war 2014 übrigens zum Girls–Day bei der Firma Neuberger mit von der Partie und ist dadurch auf ihren jetzigen Ausbildungsplatz aufmerksam geworden.

Erste Versuche am elektronischen Bauteil 

Der andere Teil der Gruppe widmete sich der Elektronikfertigung mit Bauteilen wie Widerstand, Kondensator, Leuchtdiode usw.. Jedes Mädchen stellte ein kleines Bauteil her, das neun verschiedene Smileys zeigt und dessen Funktion getestet wurde. Als Erinnerung gab es das Übungsstück mit nach Hause. Anleitung und Hilfe durch Tobias Mühlauer (Ausbilder für Elektroniker der Automatisierungstechnik, Leitung MSR-Anlagensoftware) und Jürgen Kandert (Mitarbeiter der Elektronikfertigung).

Nach dem gemeinsamen  Mittagessen wechselten die Gruppen. Zum Finale: Abschlussbesprechung und Ausfüllen eines Fragebogens. Die Mädchen im Alter zwischen 11 und 14 Jahren aus Rothenburg, Insingen, Gebsattel, Ohrenbach, Steinsfeld und Leutershausen – zwei von der Oskar-von-Miller-Realschule, eines von der Realschule in Schillingsfürst, zwei von der Mittelschule Rothenburg und eines von der Realschule Herrieden – freuten sich über wichtige Einblicke.

Die Firma Neuberger unterscheidet bei der Besetzung von offenen Stellen nicht nach Geschlechtern. „Bewerbungen von Frauen begrüßen wir besonders in den technischen Bereichen. In den letzten Jahren haben wir mindestens ein Mädchen in jedem Lehrjahr für die Ausbildung zur Elektronikerin für Automatisierungstechnik eingestellt,“ heißt es aus dem Unternehmen.

Bei der Asedo GmbH+Co. KG in Dombühl informierten sich zum Girls–Day 2019 sieben Mädchen im Alter zwischen 13 und 14 Jahren über den Beruf der Zerspanungsmechanikerin im Fräs– und Drehbereich. Mit von der Partie: unter anderem Celina Gebhart, Charlene Scribner, Emily Glöckner und Monique Uhl aus der 8. Klasse der Edith-Stein-Realschule Schillingsfürst sowie Lena Brand aus der 8. Klasse des  Platengymnasiums Ansbach.

Kleiner Streifzug durch die Fertigungsverfahren 

Ausbildungsmeister Rolf Hänschen und Auszubildende im 3. Lehrjahr führten durch den Infotag. Beim Rundgang wurden einige Fertigungsverfahren wie Drehen, Fräsen, Laserschneiden und Schweißen gezeigt und erklärt.

Dann durften sich die Mädchen unter Anleitung an CNC-Drehmaschinen und CNC-Fräsmaschinen probieren und ein Teil selbst herstellen, das sie zum Schluss mit nach Hause nehmen konnten. Gar nicht so einfach, wie sie feststellten, ein Programm für eine CNC-Maschine nach Zeichnung zu schreiben. Letzter Schritt des Schnupperaufenthalts: Die Teile wurden von Hand entgratet, poliert, glasgestrahlt und an der Laserbeschriftungsmaschine nach Wunsch der Mädchen graviert. -ww-

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