Theater sichert die Zukunft
Trotz Problemen eine gute Bilanz und ein vielversprechender Ausblick
ROTHENBURG – Selbstkritisch war das Fazit des Toppler Theaters für sein sechstes Betriebsjahr. Zwar fiel die Bilanz unter dem Strich eher positiv aus, doch wichtige Verbesserungen müssten stattfinden, um das Theater langfristig zu etablieren, wobei die Anerkennung als staatlich geförderte Bühne 2013 als ein Meilenstein gesehen wird.
„Das Toppler Theater hat eine neue Ebene erreicht“, verkündete Erich Landgraf von der Theaterleitung in der Sitzung des Kulturausschusses. Die Risiken, die mit dem Betreiben eines Theaters einhergehen, konnten durch die staatliche Anerkennung und die damit verbundene erstmalige finanzielle Förderung etwas abgeschwächt werden.
Zum einen wurde es als „nichtstaatliches Theater“ in das Förderprogramm des bayerischen Kultusministeriums aufgenommen und mit den beantragten 40000 Euro in voller Höhe bedacht. Zum anderen wurde ein einmaliger Investitionszuschuss aus dem Bayerischen Kulturfonds von bislang 7900 Euro gewährt. Grundbedingung für den Betriebskostenzuschuss ist ein finanzielles Engagement der Stadt in gleicher Höhe. Der vorläufige Kassensturz weist derzeit sogar noch ein leichtes Plus aus, was angesichts der „zum Teil katastrophalen“ Auslastung bei den Gastspielen (so Landgraf) bemerkenswert sei.
Als Auflockerung der Eigenproduktionen des Theaters gedacht, waren die Gastspiele eher „Draufzahlgeschäfte“. Bei den Eigenproduktionen konnte man eine erfreuliche Erhöhung der Aufführungszahlen verzeichnen. Während es 2012 insgesamt dreißig Vorstellungen nur bei Eigenproduktionen gab, fanden dieses Jahr 38 Aufführungen statt, denen 3500 Besucher beiwohnten. Dies entspricht einer Auslastung von 71 Prozent, die sich allerdings gegenüber dem Vorjahr etwas verschlechtert hat. Wetterbedingt gab es nur einen Ausfall eines Gastspiels, was bestätige, „dass sich das immer wieder mal ins Gespräch gebrachte Dach nicht lohnt” wie der Vorsitzende des Kulturforums (Trägerverein) feststellt. Insgesamt zählte man 4070 Besucher in der 6. Spielsaison.
Selbstkritische Anmerkungen gab es zur diesjährigen Produktion vom Vorsitzenden. Problematisch sei gewesen, dass man ursprünglich von der Wiederaufnahme des Erfolgsstückes aus 2012 „Die 39 Stufen” ausging und dafür auch das alte Ensemble unter Vertrag genommen hatte. Regisseur Clemens Räthel stand aber aus Zeitgründen doch nicht dafür zur Verfügung. Dies führte dazu, dass man kurzfristig für das Ensemble ein anderes Stück und vor allem eine neue Regie brauchte.
Der als Gründungsregisseur bewährte Reiyk Bergemann hatte die Aufgabe für das neue Hauptstück „Mondlicht und Magnolien” übernommen, stieg aber überraschend beim Zweitstück „Illusionen einer Ehe” aus, weil es für die Fortführung „an der Harmonie zwischen Regisseur und Ensemble fehlte“, wie es Landgraf formulierte. So sei es „zum fliegenden Wechsel“ von Bergemann zu dem Münchner Regisseur Oliver Zimmer gekommen. Letztlich waren beide Eigenproduktionen erfolgreich, wobei die „Magnolien” (trotz des Filmhintergrundes mit „Vom Winde verweht”) nicht wie erwartet eingeschlagen haben.
Mit „Illusionen einer Ehe“ sei man ein Risiko eingegangen, da vom Publikum Kritik an den „Beziehungskisten“ laut wurde. Es stellte sich jedoch als das Erfolgsstück dieser Saison heraus und konnte somit die Mindereinnahmen des ersten Stückes reduzieren, erläuterte Erich Landgraf.
Als Folgerungen lerne man, dass das Publikum frühzeitig mit dem Stückeinhalt vertraut gemacht werden müsse, die Werbung sei auszuweiten und die Stadt könne sich nun nach der Staatsförderung berechtigt „als Freilichtspielort präsentieren”. Bei Regie und Ensemble sei die Harmonie für den Erfolg wesentlich, wobei der Regisseur sein Ensemble aussuchen müsse, was eben dieses Jahr nicht möglich gewesen ist.
Wie immer wurde dem Kulturausschuss wieder ein sehr detaillierter Haushaltsplan des Theaterbetriebs vorgelegt, der im Plan für 2013 rund 200000 Euro umfasste und für 2014 mit rund 18000 Euro niedriger angesetzt wird. Erich Landgraf betonte, dass die Zahlen vorläufig sind, denn der endgültige Abschluss stehe noch aus. Der Förderbetrag für die Investition in eine neue Bestuhlung liege bei 12400 Euro, wobei man aber mit mehr gerechnet habe.
Die alten Sitzschalen seien teils verschlissen und unbequem, weshalb für die neue Saison bequemere Klappsitze mit mehr Sitzkomfort installiert werden. Der 2008 unter Zeit- und Kostendruck geschaffene Holzunterbau wurde bereits dieses Jahr komplett erneuert und dabei die Zuschauerreihen deutlich für bessere Sicht zur Bühne erhöht. Außerdem gewinne man zehn Plätze hinzu.
Bauliche Fortschritte
Wesentlich war der Anschluss mit Gas und Wasser durch die Stadtwerke als wichtigen Sponsor. Erstmals gibt es nach sechs Jahren jetzt auch eine Toilette im Theaterhaus Klosterhof 6 und mit einer noch einzubauenden Therme soll der aufsteigenden Feuchte in den bisher unbeheizten Räumen entgegengewirkt werden. Die Theaterleitung dankte besonders der Stadt, den Werken, dem Hauptsponsor Sparkasse sowie allen weiteren Sponsoren und Gönnern. Auf sie alle sei man auch künftig angewiesen, weil sonst die Gesamtfinanzierung des Wirtschaftsbetriebes nicht stimme. Ebenso wird der ehrenamtliche Einsatz beibehalten.
Oberbürgermeister Walter Hartl drückte namens der Stadt den Dank an Leitung und Mitarbeiter sowie speziell die Ehrenamtlichen aus. Das Topplertheater sei „eine Bereicherung für die Stadt” und man müsse ein Kompliment aussprechen, dass die Aufnahme in die staatliche Förderung gelungen ist. Die vielen Zahlen könnten kaum den großen Arbeits- und vor allem den ehrenamtlichen Aufwand ausdrücken und man müsse auch mal an die Reduzierung des ehrenamtlichen Anteils denken, warf Stadtrat Dr. Strobl ein. Für die Stadt sei es nun „die prinzipielle Entscheidung, ob man ein Theater haben will”. Der Bericht zeige trotz der Probleme ein gutes Wirtschaften, so dass man die Kultureinrichtung unterstützen könne. „Wir sind sehr stolz auf das schon sechs Jahre bestehende Toppler-Theater und können damit auch selbstbewusst auftreten, da ist die Unterstützung nur selbstverständlich” sagte FRV-Stadträtin Jutta Striffler.
Mit der guten Nachricht, dass der Spielplan 2014 „zu neunzig Prozent steht” blickte Erich Landgraf aufs siebte Jahr. Seine Ankündigung, man sei mit zwei Regisseuren im Gespräch konnte gestern noch mit Zusagen konkretisiert werden (siehe Kastenmeldung links). Erstmals wird „en suite“ gespielt, das heißt die Stücke werden nacheinander und nicht mehr über die ganze Spielzeit verteilt zu sehen sein. Man werde „den Erfahrungen folgend und im Bewusstsein der Risiken auf dem Weg weitergehen, so dass das Toppler-Theater Bestand haben wird!” db/mes
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