Schwerpunkt Aufforstung
Stadtrat informiert sich über Erhaltungsmaßnahmen im Wald
ROTHENBURG – Im Rahmen des traditionellen Waldbegangs besichtigte der Stadtrat unter der Leitung von Oberbürgermeister Walter Hartl auch dieses Jahr sein grünes Kapital im Stadt- und Hospitalwald. Das vom städtischen Forstamt erstellte Programm umfasste den Hochzeitswald, die Instandhaltung von Waldwegen und die Aufforstung mit Douglasie und Elsbeere.
Früh am Morgen setzte sich der fast vollzählige Stadtrat am Spitaltorparkplatz in Richtung Hochzeitswald in Bewegung. Über das Wildbad und die Doppelbrücke gelangte man zu Fuß zum Hochzeitswäldchen. Der malerische Blick auf die leicht im Nebel liegende Tauberstadt konnte nicht von den Problemen ablenken, die das Hochzeitswäldchen hinsichtlich seiner Pflege und des Platzbedarfs mit sich bringt (wir berichteten).

Der Stadtrat lässt den Blick schweifen über sein grünes Kapital auf der Frankenhöhe. Fotos: Scheuenstuhl
Die erste Stärkung des Tages nahm der Stadtrat an der Hütte des Kletterwaldes zu sich. Daniel Gros, Leiter des städtischen Forstamtes, berichtete den Anwesenden, dass es trotz des schwachen Frühlings ein gutes Geschäftsjahr für die Kletterwald-Betreiber gewesen sei. Mit dem Bus ging es anschließend in den Distrikt „Wildenhöfer“ des Hospitalwaldes östlich von Kirnberg. Auf Schritt und Tritt konnte sich der Stadtrat hier ein Bild davon machen, wie wichtig die Wegeunterhaltung beziehungsweise die Wegeinstandsetzung ist. Die ganzjährige Zugänglichkeit des Waldes dient vor allem dazu, dass der Wald geschützt, gepflegt und nachhaltig bewirtschaftet werden kann. Diese Basiserschließung des Waldes erfolgt durch die befestigten Forststraßen.
Im Stadtwald befinden sich rund 50 Kilometer befestiger Forststraßen und im Hospitalwald sind es etwa 30 Kilometer. Man spricht von einem ordnungsgemäßen Zustand dieser Wege, wenn sie ein Dachprofil aufweisen. Damit ist die Erhöhung in der Mitte des Weges gemeint, durch die das Wasser vom Weg in einen seitlich gelegenen Graben abfließen kann. Die Bankette müssen hierfür von Bewuchs freigehalten werden. Wenn dieses Profil durch Unwetter oder starke Beanspruchung bei der Holzabfuhr beschädigt wird, kann es zu einem Rückfluss des Regenwassers auf die Forststraße kommen. Diese wird dadurch ausgespült und somit geschädigt.
Tiefer im Distrikt „Wildenhöfer“ tat sich vor dem Stadtrat eine etwa 3500 Quadratmeter große Kahlfläche auf. Bis zum Sommer standen hier 30 bis 40 Jahre alte Küstentannen, die aufgrund eines Borkenkäferbefalls nun mit einem Holzvollernter gefällt und entastet wurden. Bei derartigen Flächen stellt sich die Frage, ob sie aktiv wieder aufgeforstet werden, wobei der Standort die Wahl der Baumart beeinflusst. Oder man lässt einfach die Natur das Nachwachsen der Bäume regeln.
Einen Einblick in die Arbeit der städtischen Forstwirte gab es ebenfalls unterwegs. Mark Kamleiter, der neue Auszubildende zum Forstwirt trug Tannenzweige zusammen. Der aus Gebsattel stammende Lehrling erklärte, dass er froh sei, seit September hier in der Nähe seines Zuhauses eine Ausbildung machen zu können und somit nicht wie andere Auszubildende über weite Strecken pendeln muss.
Nach dem redlich verdienten Mittagessen ging es für die Gruppe in neuer Besetzung per Bus zum Distrikt „Wuhl“ in den Stadtwald bei Schillingsfürst. Oberbürgermeister Walter Hartl und einige Stadträte verabschiedeten sich wegen anderweitiger terminlicher Verpflichtungen. Dafür stießen am Vormittag verhinderte Stadträte und einige Gäste hinzu. Nach der Kahlfläche am Vormittag wurde dem Stadtrat ein Waldabschnitt gezeigt, der mittlerweile wieder aufgeforstet wurde. Käfer und Sturm führten dort zu Kahlflächen, die mit Douglasien aus dem städtischen Pflanzgarten wieder aufgeforstet wurden. Die Douglasie ist ein in Nordamerika heimischer Nadelbaum. Ihre Vorzüge sind ihr relativ schnelles Wachstum, sowie ihr Durchsetzungsvermögen gegenüber benachbarten Pflanzen.
Das Holz der Douglasie ist ein beliebtes Bauholz. Der in „Wuhl“ vorhandene Bestand wird allerdings noch 15 bis 20 Jahre wachsen müssen, bis der notwendige Durchmesser erreicht sein wird. Als wertvoll gilt ein Schnittholz dann, wenn möglichst wenige Äste am Stamm sind. Da die Douglasie zu den sogenannten Totasthaltern zählt, bei denen die unteren Äste nicht abfallen, muss sie regelmäßig geastet werden. In einem durch einen Zaun geschützten Areal werden Kahlflächen mit der Elsbeere aufgeforstet. Diese Laubbaumart hat zwar ein relativ geringes Wachstum, dafür aber ein außergewöhnlich starkes Wurzelwerk. Sie kann somit gerade auch an Hanglagen oder Waldrändern gepflanzt werden, wo andere Baumarten leicht durch Stürme geknickt oder entwurzelt werden.
Das Holz der Elsbeere ist sehr begehrt für die Herstellung von Sichtfurnieren in der Möbel- und Automobilindustrie aufgrund ihres rotbraunen Farbtons. Und aus ihren Früchten werden Schnaps, Marmelade und Honig gewonnen. Das Ökosystem profitiert ebenfalls in vielfacher Hinsicht von der Elsbeere.
So lockert das Wurzelwerk den Boden und festigt das Terrain für benachbarte Baumarten. Sie dienen als Nahrungsquelle für Bienen und viele hier überwinternde Vogelarten. Und das schnell verrottende Laub verbessert den Waldboden. Aufgrund des nassen und kalten Frühlings kam es insgesamt im Stadt- und Hospitalwald zu keinen bedeutenden Schäden durch Käfer. So konnte man sich mit der Pflege auf Bestände konzentrieren, die bislang weniger Aufmerksamkeit bekamen. Die nasse Witterung verzögerte allerdings den Abtransport von gefällten Baumstämmen.
Das Fazit für den RuheForst fiel dieses Jahr wieder gut aus. Das Interesse an dieser alternativen Bestattungsart besteht weiterhin, wie die alle zwei Wochen stattfindenen öffentlichen Führungen zeigen. Außerdem steigt die Anzahl der dort durchgeführten Beisetzungen stetig an. Die letzte Station des Waldbegangs führte den Stadtrat nach Schillingsfürst. Dort wurde er von dem ersten Bürgermeister Friedrich Wieth und seinem Stellvertreter Peter Dinzl freundlich empfangen, bevor es zu einem Rundgang durch den neu gestalteten Jagdfalkenhof ging. Neben vielen Informationen zu den Eigenheiten der verschiedenen Vogelarten ließ man einen Vogel seine Flugkünste zeigen. Anschließend erhielt der Stadtrat eine Führung durch Schloss Schillingsfürst. In Gebsattel kehrte man zum Ausklang des Waldbegangs am Abend ein. mes
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