Siegel erhalten
Hospitalwald auf Nachhaltigkeit geprüft
ROTHENBURG – Was man heutzutage alles testen kann. Dass Autos, Kinderspielzeug und Lebensmittel von bestimmten Einrichtungen geprüft werden, wissen wohl die meisten. Aber der „Wald-TÜV“ ist sicherlich den wenigsten ein Begriff. Ein unabhängiger Gutachter stellte hierfür nun die nachhaltige Bewirtschaftung des Hospitalstiftungswaldes fest.
Die Überprüfung eines ganzen Waldes stellt man sich als langwierige Aufgabe vor. Aber im Distrikt „Wildenhöfer“ bei Kirnberg war das sogenannte Audit bereits in einer Stunde erledigt. Diese Zeit genügte dem unabhängigen Gutachter Wilfried Stech, um sich vor Ort ein Bild über die Bewirtschaftung des Hospitalstiftungswaldes zu machen.
Das Ergebnis ist, dass der Wald weiterhin das „PEFC-Siegel“ führen darf, weil er nationalen Standards für nachhaltige Waldbewirtschaftung entspricht. Die Abkürzung „PEFC“ steht dabei für „Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes“. Dahinter verbirgt sich ein Zertifizierungssystem für nachhaltige Waldbewirtschaftung.

Daniel Gros und Wilfried Stech betrachten die Douglasien und Nordmanntannen im Pflanzgarten. Foto: mes
Die Institution „PEFC“ hat bereits zwei Drittel der deutschen Wälder zertifiziert. Somit werden 7,3 Millionen Hektar Wald nachhaltig bewirtschaftet. Das Siegel auf einem Holz- oder Papierprodukt garantiert, dass die gesamte Produktherstellung kontrolliert wurde. Jedes Jahr wird per Los ermittelt, welche Wälder durch einen Gutachter überprüft werden. Im letzten Jahr wurde der Stadtwald begutachtet und hat das Siegel damals erneut bekommen.
Da es in der Zwischenzeit keine Änderungen bei den verantwortlichen Personen gegeben hat, ging es für Wilfried Stech jetzt auch vielmehr darum die „Handschrift“ wiederzuerkennen, die schon beim Stadtwald hinsichtlich der Nachhaltigkeit überzeugte. Bereits im Vorfeld musste Forstamtsleiter Daniel Gros einen Fragebogen beantworten. Für die Überprüfung vor Ort genügte deshalb ein Blick in den Wald vom Forstfahrzeug aus. So waren zum Beispiel weiße Markierungen an Bäumen zu erkennen, die auf Rückegassen aufmerksam machen. Auch sie unterliegen bestimmten Regeln, um die Waldböden beim Abtransport von gefälltem Holz zu schonen.
An einem aufgesprühten orangenen Ring um den Baumstamm ist Totholz zu erkennen, das ökologisch sehr wertvoll ist. Vielen gerade bedrohten Tier- und Pflanzenarten dient es als Lebensraum. Themen wie Arbeitnehmerrechte und Arbeitssicherheit waren auch Teil der Überprüfung. Alle sechs forstwirtschaftlichen Mitarbeiter (vier Forstwirte, ein Forstwirtschaftsmeister und ein Auszubildender) werden nach Tarif bezahlt. Die Arbeitssicherheit erstreckt sich auch auf die privaten Selbstwerber. Die „PEFC“-Richtlinien verlangen, dass sie einen Motorsägenkurs nachweisen.
Neben diesen ökologischen und sozialen Säulen der Nachhaltigkeit ist ein zertifizierter Wald für die Stadt auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Holz zu verkaufen geht eigentlich nur noch, wenn eben der Nachweis der Nachhaltigkeit vorliegt, erklärte Daniel Gros. Der Wunsch der Konsumenten ist hier maßgeblich.
Seit 2000 existieren die „PEFC“-Richtlinien und bereits ein Jahr später verpflichtete sich die Stadt, sich im Stadt- und Hospitalstiftungswald danach zu richten. Der städtische Pflanzgarten, wo Douglasien und Nordmann-Tannen für die gezielte Naturverjüngung aufgezogen werden, wurde ebenfalls in Augenschein genommen. „Dies ist etwas Besonderes, was man nicht mehr so häufig sieht“, meinte Wilfried Stech dazu. Als Anmerkung zum erneut ausgestellten Siegel empfahl der Gutachter, den Pflanzenlieferanten bestätigen zu lassen, dass die Pflanzen nicht gentechnisch verändert sind. mes
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