Neue Realschule ist wieder ganz die alte

Landkreis gibt 11,2 Millionen Euro für Erneuerung aus

ROTHENBURG – Auch das ist ein gewaltiges Stück Stadtentwicklung und noch dazu eines, das erst beim zweiten Hinschauen ersichtlich wird: ganze 11,2 Millionen Euro hat der Landkreis denkmalgerecht in die Oskar-von-Miller-Realschule investiert. Der Bau des Olympia-Architekten Behnisch sieht wie neu aus.

Das 1968 eingeweihte Schulgebäude wurde tatsächlich 2009 in die Denkmalliste aufgenommen, man darf es als „Klassiker“ des berühmten Architekten Günter Behnisch, bezeichnen, „der wollte in seinem Werk seine gesellschaftliche und politische Einstellung spiegeln – und nur wenigen deutschen Baumeistern ist dies so nachhaltig gelungen wie ihm” hat der „Spiegel“ in einer Würdigung geschrieben. Das Büro Behnisch konzipierte ebenso das Schulzentrum an der Bleiche mit dem Gymnasium und die Turnhalle der Realschule.

„Wir freuen uns natürlich sehr, dass wir nach zweijähriger Überbrückungszeit jetzt wieder im alten Gebäude unterrichten können”, meint Schulleiter Dieter Schulz, wobei es ihm und den Schülern so vorkommt, als sei man in eine neue Schule zurückgekehrt, die aber nichts von ihrer gestalterischen Ursprünglichkeit und den überzeugenden Funktionen verloren, sondern nur dazugewonnen hat. So zum Beispiel mit der Unterrichtstechnik über eine elektronische Leinwand, die wie ein großer Rechner über Berührungen gesteuert wird und die üblichen Tafeln ersetzt. Wesentliche Kosten stecken freilich in der Erfüllung energetischer Vorschriften, denn 1968 war man von heutigen Standards weit entfernt.

Beeindruckend in jeder Hinsicht: die große Aula, die jeden Tag für die Schüler zum beliebten Erlebnisraum wird.  Fotos: diba

Beeindruckend in jeder Hinsicht: die große Aula, die jeden Tag für die Schüler zum beliebten Erlebnisraum wird. Fotos: diba

Ein erster Schulrundgang ist mehr als beeindruckend, vor allem weil die Stärke der Behnisch-Konstruktion in der Innen- und Außenarchitektur mehr denn je zur Geltung kommt. Seien es die Lochblechgeländer in Gelb oder die schlichten Betonwände, die sich mit den Glasflächen und Stahlrahmen zu einem überzeugenden Gesamtbild gliedern. Details wie die grünen metallenen Kleiderstangen gehören ebenso dazu wie die dezente, aber wirksame Farbwahl. Lichtdurchflutet verströmt dieses Gebäude in allen Unterrichts- und Aufenthaltsräumen Offenheit – eine Transparenz wie sie der Architekt auch bewusst als demokratischen Ausdruck bevorzugt hat. Dass die Schüler – es sind aktuell 632 plus 51 Lehrer – sich in diesem Gebäude wohl fühlen, lässt sich vor allem in den Pausen überall beobachten, wenn Wege, Plätze und Ecken oder auch der Boden zum Verweilen oder auch mal Herumtollen genutzt wird.

Bei der Totalsanierung (in manchen Dingen kann man fast schon von Restaurierung sprechen) wurde Wert darauf gelegt, dass die heutigen technischen Notwendigkeiten nicht unnötig in die Substanz eingreifen. Dafür bürgte schon der Respekt des beauftragten Architekten vom renommierten Frankfurter Büro „Christl und Bruchhäuser“ vor der Leistung des Erbauers. Behnisch sei der Vorreiter der Fertigteilbauweise im Schulbau gewesen, „ein Pionier und seiner Zeit weit voraus”, stellt Michael Christl in seinem Vorwort fest.

Von „hervorragenden Arbeits- und Lernbedingungen“ schwärmt nicht nur der Schulleiter, sondern auch Lehrer und Schüler bestätigen dies. Am Freitag, 29. November, um 11 Uhr findet die Einweihungsfeier statt. Zwar trauert bestimmt niemand der zweijährigen Überbrückungszeit in den Container-Klassen nach, aber selbst diese viel Geld verschlingende Interimslösung war sehr komfortabel und hat den Unterricht, wie Schulz betont, nicht beeinträchtigt. Ein erfolgreicher Weg von 1954 im Jakobs- schulhaus bis zum heutigen Bau. diba

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