Bodenständiger Star

Jugendzentrum hatte glückliche Hand mit Andreas Kümmert

ROTHENBURG –  Er ist fast wie ein Weltstar in aller Munde und erfährt internationale Medienaufmerksamkeit: der Rock- und Bluessänger Andreas Kümmert, der gerade den deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest gewonnen, aber gleich wieder abgelehnt hat. Erst im Dezember begeisterte er im hiesigen Jugendzentrum.

Da hatte man offenbar eine besonders glückliche Hand, als für Ende letzten Jahres ein Konzertabend mit dem Voice of Germany-Gewinner vereinbart wurde. Der 29 Jahre alte Sänger und Liedschreiber kommt gewissermaßen aus der fränkischen Nachbarschaft, denn er wohnt in Gemünden am Main bei Würzburg. Da fügte es sich, dass der ebenfalls aus Unterfranken stammende dama­lige Jugendzentrums-mitarbeiter Carsten Pauly einen Kontakt nutzen konnte. Der Sänger mit der Wahnsinnsstimme kam gerne nach Rothenburg und seine Konditionen waren äußerst moderat, obwohl er damals bereits Gewinner des Castingwettbewerbs war. Zusammen mit seinem Leadgitarristen Tobias Niederhausen bot der Rock- und Bluessänger den über 120 Zuhörern im ersten Stock des Jugendzentrums zweimal 45 Minuten ein berauschendes Konzert. Wenn die Atmosphäre nicht stimmt, dann wird es deutlich kürzer, wie er selbst sagte, aber im Rothenburger Jugendzentrum auf kleinster Bühne fühlte sich das unterfränkische Ausnahmetalent offenbar wohl. Erzieher Michael Feidel hat ihn dort persönlich erlebt und war von seinem Auftritt wie von seiner bescheidenen Art beeindruckt.

Andreas Kümmert (rechts), Tobias Niederhausen (14. 12. 2014 im Jugendzentrum).  Fotos: Castelo

Andreas Kümmert (rechts), Tobias Niederhausen (14. 12. 2014 im Jugendzentrum). Fotos: Castelo

Mit einem Soul in der Stimme, die sich nur mit dem großen Joe Cocker vergleichen läßt, faszinierte Kümmert beim Songwettbewerb vor Tagen Millionen Zuschauer und wurde überwältigend deutlich zum Sieger gewählt, der zur Europäischen Entscheidung nach Wien fahren sollte. Fans und Publikum schockierte er mit seiner Absage. Doch, wer ihn kennt weiß, dass dies nötig war, um sich selbst treu zu bleiben und nicht in der harten Show- und Quotenwelt der Musikindustrie unterzugehen. Der „Rocketman“ als uriger Typ der Musikszene will auch künftig authentisch bleiben. Nach der spektakulären Entscheidung in der Live-TV-Sendung tauchte er total ab, meldete sich erst jetzt nach vielen Negativkommentarenwegen seines Rücktritts auf Facebook zurück und betont: „Glaubt ihr allen Ernstes, ich würde nun aufhören, nur weil das ein paar Leuten nicht passt?! Weit gefehlt! Ich bin Musiker, und genau das wird sich nie ändern!“ Seine Fans freuen sich und die Fachleute, die von einem überragenden Gesangstalent in Weltstarklasse sprechen, respektieren die Entscheidung des sensiblen Künstlers, der sich in keine Schublade stecken läßt und weiter „sein Ding durchzieht”, nämlich mit guter Musik ohne Show-Firlefanz das Publikum mizureißen. Vielleicht läßt er sich ja mal für ein weiteres Rothenburg-Konzert gewinnen, wo­bei es dann schon wenigstens die drei- oder vierfache Platzzahl sein könnte, denn an Nachfrage dürfte es bestimmt nicht fehlen.

Siehe Beitrag vom 18.12.14 im Fränkischen Anzeiger.

diba

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