Eine komplexe Sache
Ohne Baustellen geht es nicht – Mit Konsequenzen
ROTHENBURG – Baustellen nötigen Autofahrern und Anwohnern Geduld ab und strapazieren die Nerven. Aber auch die Bauarbeiter haben es nicht einfach.

Ein Ärgernis für die Bauarbeiter: Fast ununterbrochen durchqueren Radfahrer und Fußgänger die Baustelle trotz Absperrungen. Foto: sis
Beengte Baustellenverhältnisse in der Erlbacher Straße erschweren die Arbeit. Hinzu kommt: Der Trupp steht unter dem Brennglas der Öffentlichkeit und soll unter Zeitdruck gute Ergebnisse liefern. Bis Ende Oktober wird es mindestens noch dauern, bis die Erd- und Leitungsverlegungsarbeiten abgeschlossen sind. Beteiligt sind die Stadtwerke und das mit den Erdarbeiten beauftragte Bauunternehmen Stein.
Die Erlbacher Straße ist ein neuralgischer Punkt für den Verkehr im Südosten der Altstadt. Wegen der wichtigen Verbindung mit hohem Verkehrsaufkommen hat die Stadt von einer kompletten Straßensperrung abgesehen. Das hätte den Bauablauf beschleunigen können. Als Kompromiss entschied man sich für eine halbseitige Sperrung mit Einbahnstraßenregelung. Neben dem täglichen Berufsverkehr trägt auch der Freizeit- und Urlaubsverkehr in hohem Maße zu Verkehrsstauungen bei. Wie bei Arbeiten im Untergrund häufig der Fall, stellten sich die Reparaturarbeiten an den Versorgungsleitungen komplexer dar als ursprünglich gedacht.
Die Stadtwerke, zuständig für die Wartung und den Ausbau des städtischen Energieversorgungsnetzes, mussten nachbessern, was den engen Zeitplan arg durcheinander brachte. Dann hatte das mit den Erdarbeiten beauftragte Bauunternehmen seine lange geplanten Betriebsferien – und die Baustelle stand verwaist. Inzwischen wurden die Arbeiten wieder aufgenommen.
Große Absperrungen hindern Radfahrer und Fußgänger nicht daran, sich ihren Weg durch die Baustelle zu suchen, in denen Baumaschinen fahren, laden, kippen oder baggern. Sogar Mütter mit Kinderwagen, aber auch Rentner mit Gehhilfen absolvieren lieber den Hindernis-Parcours vorbei an Baggern und Lastwagen, als die alternativen Umleitungen zu nutzen. Sichere Ausweichmöglichkeiten bieten der Weg durch und um den Friedhof.
Weil Passanten die gewohnten Wege vorziehen und dabei auch gern auch einen Blick in den Baugraben werfen, müssen die Bauarbeiter höllisch aufpassen, dass beim Rangieren und Manövrieren niemand unter die Räder kommt. Manchmal werden sie sogar beschimpft oder müssen sich abfällige Bemerkungen gefallen lassen, wenn sie die Leute bitten, die Baustelle nicht zu durchqueren.
Für ein intaktes Netz
An dem viel befahrenen Straßenstück ist der Aktionsradius der Baumaschinen stark eingeschränkt und verzögert die Lenkung der Arbeit. Auch die Alleebäume, wertvoller Bestandteil unserer Kulturlandschaft, erfordern eine besondere Rücksichtnahme. Um die dicken Hauptwurzeln und Verästelungen, die für den Bestand der Bäume wichtig sind, zu schützen, mussten die Grabarbeiten teilweise von Hand ausgeführt werden statt mit dem Bagger. Für die fachgerechte Behandlung wurde ein Baumsachverständiger hinzugezogen.
Ohne Baustellen geht es nicht. Der Komfort einer gut ausgebauten Infrastruktur mit ständig komplexer werdendem technischen Standard hat seinen Preis. Unter den Straßen verläuft ein Netz an Kabelsträngen und Rohrleitungen, das dafür sorgt, dass unsere moderne Welt reibungslos funktioniert. Damit es intakt bleibt, wird es regelmäßig gewartet und ausgebaut. Straßen werden nicht willkürlich aufgegraben und wieder zugeschüttet, wie es oftmals den Anschein hat. Im Gegenteil. Jede bautechnische Maßnahme erfolgt erst, wenn alles bis ins Detail geplant ist. sis
Schreibe einen Kommentar