Auf Grzimeks Spuren
Wilfried Theuerlein bringt den Zauber Afrikas auf die Leinwand
NEUSITZ – Der eine flog mit einem schwarz-weiß gestreiften Flugzeug über die Serengeti und bekam dafür einen Oscar, der andere bevorzugt die etwas kleineren Flieger und bringt jedes Jahr einer stattlichen Zuschauerzahl filmisch die Faszination Afrikas näher: Auch wenn Wilfried Theuerlein aus Neusitz nicht darauf aus ist in die Fußstapfen von Bernhard Grzimek zu treten, gibt es doch einige Parallelen. Allen voran die Leidenschaft für Afrika.
Ausschlafen, am Strand liegen, die Seele baumeln lassen: So sieht für viele der perfekte Urlaub aus. Aber nicht für Wilfried Theuerlein und seine Frau Gerlinde. Früh aufstehen und so viel wie möglich erleben, lautet ihre Devise. Und das ganze am besten in Afrika, ihrem absoluten Lieblingsurlaubsziel. Seit 1999 bereisen sie die Länder des zweitgrößten Erdteils mindestens einmal im Jahr – wenn Zeit und Geld mitspielen gerne auch zweimal.

Beeindruckende Landschaften, wie hier ein Gebirgszug in Simbabwe, zeigt Wilfried Theuerlein in seinen Filmen. Fotos: Gerlinde Theuerlein
Jäger aus Langensteinach, die von Namibia erzählten, brachten die beiden auf die Idee, sich einmal in Afrika umzuschauen. Bis dahin sind sie vor allem in die Vereinigten Staaten geflogen. Doch nach Problemen bei ihrem letzten Flug waren sie auf der Suche nach einer neuen Destination. Da kam der Tipp der Waidmänner gerade richtig. „Wir jagen aber nur mit der Kamera“, versichert sogleich Wilfried Theuerlein. Schon bei ihrem ersten Besuch in der „Wiege der Menschheit“ haben sie fleißig gefilmt und fotografiert. Aber erst seit 2004 veranstaltet der 53-jährige Maler seine beliebten Filmabende, zunächst in der Johanniterscheune und seit einigen Jahren nun im Gasthof „Zum Ochsen“.
Während andere Touristen den Daheimgebliebenen gerne folkloristischen Nippes aus der Ferne mitbringen, bringt Wilfried Theuerlein mit seinen Filmen gleich die ganze Ferne zu den Leuten in die Heimat. Bei einer dreiwöchigen Reise filmt er gut und gerne zwölf Stunden Rohmaterial. Seine Frau steht ihm dabei mit rund 1500 Fotos in nichts nach. 120 bis 150 Stunden Bearbeitungszeit fließen in den 80-minütigen Film ein, der für die Vorführung in zweimal 40 Minuten aufgeteilt wird. „Zum Glück muss ich keine Sendezeit einhalten“, freut sich Wilfried Theuerlein über diese künstlerische Freiheit.
Vieles was das Fotografieren und Filmen betrifft hat er sich selbst beigebracht. Auch die Modellflieger, das Technikmuseum Uffenheim und die Unimog-Schrauber profitieren von seinem Talent. Wilfried Theuerlein möchte, dass die Zuschauer seine Afrika-Reisen so authentisch wie möglich nachvollziehen können. Aus diesem Grund sind seine Filme auch chronologisch aufgebaut. „Nur die Hitze von 35 Grad Celcius und die Gerüche bringe ich nicht so hin“, scherzt er.

Der Filmer wird einmal selbst zum Fotomotiv.
Auf den Gruppenreisen, die er mitmacht, wird aus dem Fahrzeug heraus gefilmt. In den umgebauten Lastwagen, die perfekt für den Campingurlaub ausgestattet sind, sitzt man erhöht, so dass man einen einzigartigen Blick auf Land, Leute und Tiere hat. Nicht nur in den Nationalparks, sondern auch auf den Fahrten über Land gibt es viele beeindruckende Szenerien einzufangen, erklärt er. Luftaufnahmen per Drohnen sind für ihn keine alternative Art zu filmen weil in „99 Prozent der Naturparks das Aussteigen verboten“ sei, so dass man sie gar nicht erst starten lassen kann.
Bereits am Ende eines Tages, weiß er, was er von den gemachten Aufnahmen für den späteren Film verwenden wird. Seine Frau habe dabei Mitspracherecht und Beraterstatus. Trotz der langjährigen Erfahrung kann es dennoch vorkommen, dass Wilfried Theuerlein einen Teil des Film-Entwurfs verwirft. Manchmal wenn er lange daran arbeitet, wird es ihm auch zuviel. Dann legt er schon einmal ein paar Tage Pause ein.
Sein wichtigstes Gepäckstück auf Reisen ist natürlich seine Videokamera, die nie unbeaufsichtigt ist. Es sei denn er lässt sie laufen während er schläft, um auf gut Glück Nachtaufnahmen zu machen. Einzigartige Bilder von Hyänen, die durchs Camp streifen, sind ihm auf diese Weise gelungen. Bei aller Leidenschaft empfindet er das Filmen nicht als Pflicht. Und bei Tieraufnahmen steht die eigene Sicherheit immer über spektakulären Motiven.
Wilfried Theuerlein kann die Reisen immer noch ganz unbeschwert genießen, weil er keine Erwartungen hat. Er lässt es auf sich zukommen, was ihm die Länder in ihrer Vielfalt bieten. Dass er seine Umgebung dabei nicht nur über die Kameralinse als gefällige Kulisse wahrnimmt, merkt man, wenn man sich mit ihm unterhält. Zwar zeigt der Maler in seinen Filmen vor allem die schönen Seiten, doch er weiß auch um die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen der jeweiligen Länder, was er an sein Publikum bei den Vorführungen auch weitergibt.
Sein umfassendes Wissen hat er vor allem von den Reiseleitern und den Menschen vor Ort, mit denen er sich unterhält. Er informiert sich aber auch über eine deutschsprachige Zeitung aus Namibia im Internet. Tiefere Einblicke gewährt ihm außerdem ein Bekannter, der in den 90er Jahren nach Namibia ausgewandert ist und den das Ehepaar Theuerlein regelmäßig auf dessen Wildtierfarm besucht. Auch über seine zweite Leidenschaft, das Modellfliegen, bekommt er in Afrika Anschluss an die Bevölkerung.
Dass er seine Urlaube ausschließlich auf diesem Kontinent verbringt liegt daran, dass er die Gelegenheit nutzen möchte, so viel wie möglich vom ursprünglichen Afrika zu sehen. Denn in zehn Jahren, so seine Prognose, wird sich vieles verändert haben. Schon jetzt schrumpfen die Nationalparks und teilweise nur noch kleine Flecken Urwald sind übrig geblieben. In Tansania wurden innerhalb von drei Jahren etwa 65 Prozent der Elefanten gewildert. Die Erkenntnis, dass die Wildtiere für die Einheimischen lebendig wertvoller sind als tot, setzt sich leider nur langsam durch.

Afrikas Tierwelt – wie Berggorillas – ist zugleich Naturerbe der Menschheit und Motor für die Tourismusindustrie des Kontinents.
Südafrika, Namibia, Botswana, Malawi, Sambia, Tansania, Kenia, Uganda und Simbabwe: Die Liste seiner Reiseziele ist bereits ansehnlich. Gerade jene Länder, die in der öffentlichen Wahrnehmung keinen so guten Stand haben, stellten sich als sehr sicher heraus, laut Wilfried Theuerlein. Heuer gibt es für den Afrika-Kenner sogar eine besondere Premiere: Mit Freunden wird er zum ersten Mal nach Madagaskar reisen. Ein Jahr Planung flossen bereits in diesen Urlaub in dem Inselstaat im Indischen Ozean. Bei 12000 Arten von Blütenpflanzen und 109 Säugetierarten wird er auch dort sicherlich wieder außergewöhnliche Motive vor seine Linse bekommen. Doch man braucht dabei immer das gewisse Quäntchen Glück. Diese Erfahrung machte er schon auf seinen früheren Reisen.
In Sambia beispielsweise kamen sie gerade zur rechten Zeit, um die größte Säugetierwanderung in Afrika mitzuerleben: Unzählige Flughunde verdunkelten in einem einzigartigen Schauspiel den Himmel über ihnen. Und bei den Berggorillas in Uganda war der Wettergott ihnen äußerst gewogen. Nach vier Tagen Dauerregen klarte es auf, so dass sechs Primaten, von denen es nur noch rund 700 gibt, aus ihrem Unterschlupf im Dickicht ein Stückchen hervorkamen. Ebenfalls in Uganda zeigte sich ihnen ein sehr seltener Schuhschnabelstorch.
Ginge es nach Wilfried Theuerlein würde er alle Länder noch einmal bereisen. Die Landschaften und die Tierwelt faszinieren ihn. Eine Expedition durch den Kongo steht ganz oben auf seiner Wunschliste. Bei keiner seiner Reisen hat er schlechte Erfahrungen gemacht. Auch vor den oft befürchteten Krankheiten blieben die Theuerleins verschont: Weder Durchfall noch Malaria suchten das Ehepaar bisher heim. Nur einmal haben sie sich angesteckt und zwar bei ihrer ersten Reise nach Namibia: Doch diesen Afrikavirus werden sie so schnell wohl nicht wieder los. mes
Wilfried Theuerlein zeigt am Samstag, 13. Februar, ab 20 Uhr seinen Film über Simbabwe im Gasthof „Zum Ochsen“. Der Eintritt ist frei und es sind Skulpturen aus Simbabwe ausgestellt. Ab 18 Uhr besteht die Möglichkeit zum Abendessen. Es werden auch afrikanische Gerichte angeboten.
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