Stadtentwicklung unter anderem Aspekt

Fritz Gempel gibt mit seinem jüngsten Vortrag „Stärken stärken“ Anstöße für Rothenburger Gedankenspiele

ROTHENBURG – Das Credo seines jüngsten Vortrags in Rothenburg hat Fritz Gempel auf die Stadtentwicklung übertragen und die Tauberstadt als Ort der Interkultur und der Elektroautos skizziert.

Stadträtin Silke Sagmeister Eberlein begrüßte als CSU-Ortsvorsitzende jenen Referenten zu den „Rothenburger Diskursen“, der gern nach Rothenburg kommt: Fritz Gempel, Unternehmensberater aus Fürth. Am Anfang seines Vortrags erklärte er die „SWOT“-Analyse. Diese verlange die eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen und dann die Chancen und Risiken einer Situation zu erfassen. Weil aber die Ressource Zeit begrenzt sei, müssten früh Schwerpunkte gesetzt werden: „Stärken stärken“ oder „Schwächen abtrainieren“.

Fritz Gempel mit Diskurs-Verantwortlicher Johanna Kätzel (Mitte) und CSU-Ortsvorsitzender Silke Sagmeister-Eberlein.

Fritz Gempel mit Diskurs-Verantwortlicher Johanna Kätzel (Mitte) und CSU-Ortsvorsitzender Silke Sagmeister-Eberlein.

Seine Empfehlung leitete der Referent aus der Personalentwicklung in Unternehmen ab: „Es bringt mehr Erfolg, es geht schneller und es macht mehr Freude, wenn ein Mensch dort gefördert wird, wo seine Talente und besonderen Fähigkeiten liegen“. Hingegen sei das Abtrainieren von Schwächen meist mühselig und freudlos. Zum Beleg für die Allgemeingültigkeit gab Fritz Gempel seinen Zuhörern einen Glaubenssatz mit auf den Weg: „Jeder Mensch hat einzigartige Talente und herausragende Stärken“. Das Problem sei nur, dass viele sich ihrer Stärken nicht bewusst seien und niemand je diese Stärken fördere.

In einer gedanklichen Übung wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu den Mitarbeitern in einem Unternehmen. Gempel: „Zuerst finden wir heraus, wer von uns was herausragend gut macht. Dann suchen wir, wo das für die Weiterentwicklung unseres Unternehmens besonders nützlich ist. Dann stärken wir jeden dort, wo er schon stark ist. So erreichen wir viele Spitzenleistungen. In der Summe sind wir dann ein viel stärkeres Unternehmen als vorher und auch stärker, als wenn wir über das Abtrainieren von Schwächen insgesamt alle mittelgut werden“.

Das in der Kindererziehung wie im Leistungssport bekannte Entwicklungsprinzip „Stärken stärken“ berücksichtige als Stärken nicht nur formale Ausbildungen und Qualifikationen, sondern stelle den ganzen Menschen mit all seinen Interessen, Persönlichkeitsmerkmalen und Lebenserfahrungen in den Mittelpunkt. Ein wesentlicher Schlüssel zum Funktionieren des vorgestellten Selbstmanagement-Prinzips sei „freies und Innovatives Denken“. Dabei entstehe der Fortschritt immer in der angstfreien Auseinandersetzung mit bisher fremden Wissen und fremden Erfahrungen. Ebenso funktioniere das Prinzip „Stärken stärken“ in der Produktentwicklung und im Verkauf (Gempel: „Wir alle wollen irgendetwas verkaufen“). Erst das vertiefte Wissen um die Stärken eines Produkts oder einer Leistung ermögliche schließlich eine Nutzenargumentation, die den Kunden überzeuge.

Schon nach etwa 30 Minuten Vortrag ging Gempel in die Interaktion mit seinen Zuhörern. Auf weißen und gelben Karten bat er, die Stärken und Schwächen „unserer Stadt“ zu notieren. Und alle machten mit. Auf einer Pinnwand gruppierte der Referent die Stärken und Schwächen und zeigte jetzt die Praxis des „freien Denkens“ und des „Stärken Stärkens“. So verknüpfte er die am häufigsten genannte Stärke Rothenburgs, den Tourismus, mit der häufig genannten Schwäche, der Mobilität und Verkehrsinfrastruktur. Seine Idee: „Wenn Rothenburg von Besuchern wie ein Disneyland wahrgenommen wird, in dem auch noch echte Menschen leben, dann prüfen wir doch die Mobilitätslösungen der großen Freizeitparks für den Bereich innerhalb der Stadtmauern. Wir stellen uns vor: Alles was stinkt und lärmt bleibt draußen und es gibt ab der Stadtmauer 100 Prozent Elektroautos. Automatisch würde so für den Tourismus noch mehr qualitatives Wachstum möglich“.

Nicht weniger mutig ging Gempel mit den von den Teilnehmern des Abends aufgeschriebenen Stärken im Bereich Weltoffenheit und Interkultur um. „Wir können als Rothenburg in einem bunter werdenden Deutschland eine Führungsrolle einnehmen und diese Buntheit dann nicht nur zähneknirschend hinnehmen, sondern sie als Alleinstellungsmerkmal unserer Stadt werbend verwenden.“ Seine Schlussfolgerung: „In der Stadtverwaltung könnte es dann etwa ein Willkommensamt geben, das das Tourismusbüro und das Einwohnermeldeamt integriert und grundsätzlich zu den Menschen sagt: Willkommen in Rothenburg, egal ob ihr hier arbeitet oder Urlaub machen wollt“. Aus dieser „moralischen Überlegenheit einer solchen Menschenfreundlichkeit und Willkommenskultur erwachse zwangsläufig auch wirtschaftliche Stärke für die Stadt und ihre Menschen“. fg

Ein Kommentar zu Stadtentwicklung unter anderem Aspekt

  1. Wagner,Herrngasse sagt:

    Aha..man überlegt sich,den motorisierten Individualverkehr aus der Altstadt rauszubekommen..aber so einfach wird das nicht.Schließlich gibt es noch Bewohner,die per Auto weitere Strecken zur Arbeit fahren müssen,als die momentane Batterietechnik der hochgelobten E-Autos hergibt..was wird aus diesen?

    Sollen wir dann rausziehen,damit der Freizeitpark Altstadt Rothenburg endlich Realität wird?

    Sollen nur noch unsere immobilen Senioren hier wohnen bleiben wobei es fraglich ist,ob die Pflegedienste bereit wären,auf E-Autos umzustellen?

    Ein Anfang wäre,unsere werten Übernachtungsgäste dazu zu bewegen,vor den Toren der Stadt zu parken und darauf hinzuweisen,dass es verboten ist,Motoren im Stand warm laufen zu lassen!

Schreibe einen Kommentar zu Wagner,Herrngasse Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*