Bücherei muss noch warten
Für Erweiterungsprojekt soll vor größeren Ausgaben erst ein Konzept her
ROTHENBURG – Eigentlich wollten die Bündnisgrünen dieses Projekt bei den laufenden Haushaltsberatungen im Stadtrat unter allen Umständen noch in diesem Jahr umgesetzt sehen. Aber für ihren Antrag, die schon lange angedachte Erweiterung der Stadtbücherei in Angriff zu nehmen, gab es eine deutliche Abfuhr. Obwohl die kleinste Fraktion händeringend nach Wegen gesucht hatte, ihren Antrag doch irgendwie durchzuboxen.
Allen voran Dieter Seiferlein (Bündnisgrüne) zeigte sich dabei erfinderisch. Er rechnete vor, dass der benötigte Betrag von rund 115000 Euro nach ein paar Umschichtungen locker zur Verfügung stünde. An diesem Abend waren einige Vorhaben beschnitten oder aus dem 2016er Jahresprogramm genommen worden wie beispielsweise ein Carport für Fahrzeuge in der Kläranlage und auch der Spielplatz am Philosophenweg. Begründung: Das sei nicht vordringlich. Auch Edith Hümmer (Bündnisgrüne) konnte mit ihrem engagierten Eintreten für das Projekt nichts ändern. Sie kenne keine städtische Baustelle, die bisher so lange verschoben worden ist wie die Erweiterung der Stadtbücherei, sagte sie. Wenn man das Vorhaben jetzt erneut vertage, gebe es wegen der Finanzknappheit und anderer dringender Aufgaben auch die nächsten vier Jahre keine Chance auf Verwirklichung.
Sei es richtig, dass der von den Bündnisgrünen bezifferte Betrag nur als Anlaufposten für ein unter dem Strich viel teureres Vorhaben zu sehen sei, wollte Hermann Schönborn (UR) zweifelnd wissen. Stadtbaumeister Michael Knappe bestätigte das. Dass laut Konzept die Eingangshalle des städtischen Hauses in die Bücherei einbezogen werden und als Erweiterung dienen soll, sei nicht nur mit großem Aufwand bei der Dämmung verbunden, sondern schneide auch die Optionen nach oben ab. Besser sei es im ersten Stock zu erweitern. Wegen knappen Personals sei aber die Planung für ein solches umfangreicheres Projekt vom Bauamt nicht zu erbringen.

Büchereileiterin Hannelore Hochbauer bräuchte dringend mehr Platz für ihre Einrichtung. Sie muss sich gedulden. Foto: Weber
Das Personal der Stadtbücherei leiste hervorragende Arbeit. Es habe der 1971 gegründeten Einrichtung vier Sterne gesichert und verdiene dafür ein umgehendes Ende der beengten Situation, betonte Edith Hümmer. Auch Oberbürgermeister Walter Hartl unterstrich die tolle Arbeit des Büchereipersonals. Es stelle sich aber die Frage, ob es sinnvoll sei, das Geld in eine Erweiterung der Einrichtung in die Halle zu stecken, oder ob es nicht besser sei, sich erst einmal Gedanken zu machen im Hinblick auf eine durchdachte Überplanung. Fritz Sommer (UR) riet ebenfalls, nichts zu überstürzen und erst ein tragfähiges Nutzungskonzept zu erarbeiten.
Die Bündnisgrünen hielten ihren Antrag aufrecht. Er wurde gegen alle drei Stimmen ihrer Fraktion abgelehnt. Schließlich legte der Stadtrat auf Vorschlag von Stadtbaumeister Michael Knappe fest, 15000 Euro für eine schlüssige Planung der Bücherei-Verwaltung in den Etat für 2016 aufzunehmen und die 100000 Euro dann in die Realisierung einer gut durchgeplanten Lösung zu stecken.
Keinen Aufschub dulden andere Projekte, die mehr im Fokus stehen und bei denen es darum geht, noch größeren Schaden zu verhindern. Nach Meinung des Stadtbaumeisters gehört beispielsweise die Sanierung der arg in Mitleidenschaft gezogenen Rathausfassade im Bereich der Arkaden dazu. Hier müsse umgehend etwas geschehen, denn hier sei nicht zuletzt auch die touristisch hoch frequentierte Schokoladenseite am Marktplatz betroffen. Angesichts der Schadensfotos, die der Stadtbaumeister zeigte, sah Hermann Schönborn dringenden Handlungsbedarf gegeben. Dieter Seiferlein betonte freilich im Vorfeld der Bücherei-Abstimmung, dieses Projekt am Rathaus könne aus seiner Sicht durchaus auch noch ein Jahr warten.
In der Sitzung ging der Stadtrat die vorliegenden rund 20 Einzelanträge durch. Die SPD hat laut Fraktionssprecher Dr. Günther Strobl wegen der angespannten Haushaltslage ebenso von eigenen Anträgen abgesehen wie die FRV und die UR (bei die baldige Sanierung des Pflegeheims im Spitalhof auf der Wunschliste steht). Die CSU macht sich dafür stark, im Vorfeld des Campus-Projektes die Mittel für Umbau und Sanierung der Luitpoldschule schneller und im erhöhten Umfang einzuplanen. -ww-
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