Mit Licht und Schatten
Stadtmarketingverein setzt 2016 auf Bewährtes und plant neue Aktionen
ROTHENBURG – Konkurrenz für den städtischen Zahlenmeister: In der jüngsten Stadtratssitzung versuchte der Stadtmarketingverein mit einer Fülle von Zahlen die Bürgervertreter von seiner Arbeit im letzten Jahr zu überzeugen. Trotz der langen Liste an durchgeführten und geplanten Aktionen: Die momentane Personalsituation wurde vom Stadtrat ebenfalls thematisiert.
Man muss (sich) verkaufen können: Diese oberste Regel für das Wirtschaftsleben hat auch Sabine Käß, 1. Vorsitzende des Stadtmarketingvereins, verinnerlicht. Überzeugt und zumindest bei bestimmten Themen auch überzeugend, referierte sie, welche Aktionen von ihrem Verein mitgetragen oder gar initiiert wurden. Dazu zählen die „Romanze an Valentin“, die „rein vom Stadtmarketing entwickelt“, aber in „enger Zusammenarbeit“ mit dem Rothenburg Tourismus Service (RTS) durchgeführt wird.
Zudem gibt es als öffentlichkeitswirksame Veranstaltung auch noch die Stadtmosphäre, die „nicht immer das Gleiche“ ist und 2015 trotz schlechten Wetters über 10000 Besucher nach Rothenburg lockte. Zwar ist der „Märchenzauber“ in der tourismusschwachen Zeit vor dem Reiterlesmarkt eigentlich eine RTS-Aktion, wie die Vorsitzende erklärte, doch das Stadtmarketing bringe sich hierbei ebenfalls ein.
Auch in der besinnlichen Zeit hat man mit den Rothenburger Gabentischen versucht den Umsatz anzukurbeln und hat noch dazu indirekt einen guten Zweck unterstützt. Für das kommende Jahr strebt der Verein allerdings an, die 80 von der Tafel ausgesuchten Geschenke zahlenmäßig zu überbieten und die Aktion auf mehrere karitative Akteure als Empfänger auszurichten. Der Verein möchte auch nach innen wirken. Deshalb nahmen 70 Personen an einer Verkaufsschulung des Bayerischen Einzelhandelsverbandes teil. Und Hai Yan Waldmann-Wang, Leiterin der Schillingsfürster Doerfler-Galerie, konnte für eine Lehrstunde zum Umgang mit chinesischen Gästen gewonnen werden.
Eine Idee des Vereins konnte im vergangenen Jahr nicht umgesetzt werden: Für den kostenlosen Pendelverkehr zwischen Innen- und Vorstadt am verkaufsoffenen Sonntag während der Herbstmesse gab es nur sechs Anmeldungen von Einzelhändlern. Auf Nachfrage von SPD-Stadtrat Bernhard Benz erklärte Kassiererin Ingeborg Mayr-Hettenbach, dass ein Einzelhändler sich als Gegenleistung mit 120 Euro für die erforderliche Werbung beteiligen müsse.
Umso deutlicher betonte Sabine Käß den Erfolg der RothenburgPlusKarte. 8481 Exemplare sind momentan im Umlauf. 2015 wurden mit ihnen Waren und Dienstleistungen im Gesamtwert von rund 1,8 Millionen Euro umgesetzt (seit Einführung etwa 3 Millionen Euro). Bei 50663 einzelnen Verkaufsvorgängen entspricht dies einem durchschnittlichen Umsatz von etwa 35 Euro. Von den Karten werden allerdings 1749 überhaupt nicht genutzt und 3034 ausschließlich um den Preis für den Parkschein zu drücken. Die Punkte von 3698 Karten werden sowohl in den Geschäften, als auch an den Parkscheinautomaten eingelöst. Seit der Einführung der Karte flossen Punkte mit einem Gegenwert von 9863,38 Euro als Parkgebühren in die Stadtkasse, die laut Sabine Käß „den Händlern verloren gehen“, die damit wirtschaften könnten.

Die Vorstandsmitglieder des Stadtmarketingvereins berichteten den Ratsmitgliedern von ihrer Arbeit. Foto: Weber
Eine durchwachsene Bilanz zieht die Vorsitzende bei der Gutscheinkarte. Lediglich 3800 Karten sind im Umlauf, durch deren Verkauf im vergangenen Jahr 24500 Euro generiert werden konnten. Bislang wurden Gutscheine im Wert von 15970 Euro eingelöst. Um die Gutscheinkarte stärker ins Bewusstsein der Leute zu bringen, plant der Verein sich am diesjährigen Reiterlesmarkt zu beteiligen. Freude bereitet dem Stadtmarketingverein vor allem das von ihm vorangetriebene freie kabellose Internet (WLAN) in Rothenburg. Seit zwei Jahren läuft dieses Projekt mittlerweile, das vor allem für Touristen attraktiv ist. In dieser Zeit konnten 303 Router, also die dafür nötigen Daten-Vermittlungvorrichtungen, an insgesamt 150 Plätzen installiert werden (teilweise mehrere in einem Hotel).
Alexander Baß, 2. Vorsitzender, sieht dadurch die Tauberstadt „konkurrenzfähig“ mit Großstädten, die dies ebenfalls anbieten. Gerade in Flüchtlingsunterkünften ist dieses System von Vorteil, da keine Fragen zur Haftung zu klären sind. Rothenburg sei hier „Vorreiter“ und der Stadtmarketingverein werde sogar von anderen Städten um seine Expertise in dieser Angelegenheit gebeten. SPD-Fraktionsvorsitzender Dr. Dr. Günther Strobl erkundigte sich, wie stark das kostenlose Netz frequentiert werde. Laut Alexander Baß gibt es einen Grundstock von 400 Nutzern, die immer im Netz sind. Es wurden auch schon einmal an die 900 gezählt. Im Jahr entstehen hierfür moderate Kosten von 600 Euro.
Gedanklich steckt man auch schon in den Aktionen für dieses Jahr. 2016 soll es eine Neuauflage des Einkaufsführers geben, wobei dies davon abhängig ist, „wie schnell wir jemanden ins Büro bekommen“, erklärt Sabine Käß. Zudem ist man mitten in den Planungen für die kommende Stadtmosphäre mit dem großen Konzert des Polizeiorchester in St. Jakob. Die dafür zuständige Event-Managerin Ariane Koziollek saß bei der Sitzung im Zuschauerraum und wurde dem Gremium vorgestellt. Und auch mit neuen Ideen versucht der Verein zu punkten. Dazu zählen etwa ein Flohmarkt „Alt und Neu“, eine „Lange Einkaufsnacht“ oder die Aktion „Kauf daheim“, durch die Kunden zum Konsum in den lokalen Geschäften animiert werden sollen, anstatt alles im Internet zu bestellen. SPD-Stadtrat Bernhard Benz gab zu bedenken, dass dieser Name jedoch gefährlich sei, denn gerade daheim kaufe man in der digitalen Welt ein. Sabine Käß lud daraufhin die Ratsmitglieder ein, sich mit passenderen Namensideen an den Stadtmarketingverein zu wenden.
Am Ende des Vortrages wurde schließlich die Personalfrage angesprochen. Dr. Dr. Günther Strobl wollte von den Vorstandsmitgliedern wissen, was sie von dem Sprichwort halten „Der Fisch stinkt immer vom Kopf her“. Sabine Käß verwies auf ein stets „freundschaftliches Verhältnis“ zu den Funktionsträgern. Für UR-Fraktionsvorsitzenden Hermann Schönborn war es „wichtig zu sehen, was im Verein passiert“. Er äußerte aber auch die Hoffnung, dass es bald „zu Kontinuität komme“, denn schließlich ist die Stadt bei der Personalie finanziell beteiligt. mes
Schreibe einen Kommentar