Totgeglaubte leben länger

„Die geldgeile Verwandtschaft“: Wenn ein Abschiedsbrief nicht das Ende ist

OESTHEIM – „Die geldgeile Verwandtschaft“ heißt das Lustspiel in drei Akten, das kürzlich in der Oest-heimer Theaterscheune Premiere hatte. Die Theatergruppe des Männergesangvereins ließ kleine Gauner und eine geldgierige „gutbürgerliche“ Verwandtschaft aufeinandertreffen.

Vom armen Tippelbruder zum Erbonkel Batschi: Harald Lehr.

Vom armen Tippelbruder zum Erbonkel Batschi: Harald Lehr.

Die beiden Tippelbrüder Wolfgang Gustl (Jonas Niederreuther) und Karl-Heinz Kaminsky (Harald Lehr) sind an einem frühen Winterabend wieder einmal auf der Suche nach einem geeigneten Schlafplätzchen für die Nacht und landen prompt auf dem Hof des alten Onkels Batschi. Dort finden sie eine unangenehme Überraschung vor: Mit einem Abschiedsbrief an seine liebe Verwandtschaft liegt Batschi tot in der Küche.

Auffallend ist die Ähnlichkeit dieses Onkels Batschi und Karl-Heinz Kaminsky. Sie ähneln sich wie ein Ei dem anderen. Die beiden sehen sich derart gleich, dass die Sparkassenangestellte Anni Eifel (Tina Probst) die Rente, die sie dem gesundheitlich angeschlagenen Batschi monatlich ins Haus bringt, dem Tippelbruder Karl-Heinz aushändigt. Allerdings wundert sie sich über die schnelle Gesundung Batschis und dessen plötzliche Freundlichkeit.

Da den beiden Landstreichern nicht mehr ganz wohl bei dem Gedanken ist, mit einer Leiche in deren Wohnung angetroffen zu werden, wollen sie das Weite suchen, aber schon naht die rachsüchtige und geldgeile Verwandtschaft. Zunächst kommt Wilfriede Rührig an (Theresa Adlfinger), Batschis geldgierige und herrschsüchtige Nichte. Ihr hechelt ihr unterwürfiger, immer beamtenkorrekter Ehemann Götz Rührig (Bernd Schenker) mit einem Köfferchen nach.

Hoffen auf Erbschaft

Wenig später folgen Wilfriedes Bruder Schorsch Kapinski (Christian Reuther) sowie seine berechnende französische Gattin Monique Kapinski (Nathalie Rautenberg). Die beiden sind ebenfalls hinter dem Geld her wie der Teufel hinter einer armen Seele. Da alle den gleichen Abschiedsbrief erhalten haben, sind die Herrschaften natürlich überzeugt, bald schon ein beträchtliches Sümmchen samt Hof erben zu können.

Aber der Schock folgt auf dem Fuße. Statt brav tot zu sein wie im Brief angekündigt, erfreut sich Onkel Batschi offensichtlich bester Gesundheit und wird in absehbarer Zeit auch nicht den Löffel abgeben: aus Karl-Heinz wird nach und nach Onkel Batschi. Da der Landstreicher aber keinen der Beteiligten jemals gesehen hat, ergeben sich für ihn und seinen Kameraden schwierige Situationen. Da Onkel Batschi zwar körperlich fit ist, aber große Erinnerungslücken hat, kommt die Verwandtschaft die Idee, ihn kurzerhand entmündigen zu lassen, um an das Erbe zu gelangen. Hierfür und für andere wichtige Angelegenheiten ist Dr. Clementine Geistreich (Marina Ringler) zuständig, die unter nervösen Zuckungen leidet.

Die Verwandten schenken sich im Verlauf der fortschreitenden Handlung nichts, der eine nennt den anderen geldgeil und Erbschleicher, jeder intrigiert gegen jeden und auch die vornehme französische Gattin, die immer mit einem liebreizenden Akzent und grammatikalischen Eigenheiten parliert, verteilt überraschende verbale Nackenschläge.

Das Ensemble von „Die geldgeile Verwandtschaft“ meisterte die Premiere mit Bravour.      Fotos: Kardas

Das Ensemble von „Die geldgeile Verwandtschaft“ meisterte die Premiere mit Bravour. Fotos: Kardas

Eine Besonderheit der Aufführung war, dass Tina Probst wegen starker Erkältung nicht sprechen konnte. So mimt sie nur ihre Rolle, während Souffleuse Steffi Fuchs ihr die Stimme gab. Die beiden jungen Frauen harmonierten so gut miteinander, dass man – außer vielleicht in den ers­ten Reihen – gar nicht mehr merkte, dass zwei Personen am Werk waren.

Die Begrüßung der Gäste übernehmen Katja Reuter und Nicole Köhnert, die als Ratschkattln den Zuschauern über die Jugendtheatergruppe des Vereins berichten. Für die Maske sind in bewährter Weise Petra Mönikheim und Monika Schenker zuständig. Das turbulente Treiben findet in der Kulisse statt, deren Bau Karl Mönikheim und Harald Lehr zuzuschreiben sind. Um Werbung und Layout kümmerte sich Sabine Rohn. Regie führt Harald Hornung, der die einzelnen Szenen mit seinen Schauspielern bis ins kleinste Detail erarbeitete. So kommt nie Langeweile auf, sondern ein Angriff auf die Lachmuskeln folgt dem anderen.

Das Publikum dankte mit viel Beifall. Besonderen Applaus bekamen Tina Probst und Steffi Fuchs für ihre hervorragende Teamarbeit. Die Theatergruppe führt das Stück außerdem noch am Freitag, 26. Februar und Sonntag, 28. Februar sowie am 4., 5., und 6. März in der Oestheimer Theaterscheune auf. Der Beginn ist jeweils um 19 Uhr. aw

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