Bald in der Championsleague?

Rothenburg möchte Deutschland an erster Stelle im Jakobsweg-Verband vertreten

ROTHENBURG – Spielt Rothenburg bald in der Championsleague der europäischen Kulturrouten? Offensichtlich besteht nicht ganz unbegründete Hoffnung für das „fränkische Jerusalem“, in diese allererste Liga aufzurücken. Der Aufstieg hätte einen schönen Nebeneffekt: Die Stadt könnte dann mit dem bisher vergeb­lich angestrebten Titel des Unesco-Weltkulturerbes werben.

Auf Du mit der Pilgerskulptur: v.li. Dr. Jörg Christöphler, Jean-Marc van Espen, Martin Kamphans, Manfred Zentgraf, Gérard Beaume (in der Hocke) und Johanna Kätzel. Foto: Weber

Auf Du mit der Pilgerskulptur: v.li. Dr. Jörg Christöphler, Jean-Marc van Espen, Martin Kamphans, Manfred Zentgraf, Gérard Beaume (in der Hocke) und Johanna Kätzel. Foto: Weber

Der Jakobsweg, der in mehreren Routen ins galizische Santiago de Compostella (Spanien) führt, wäre dabei Türöffner. Um diese Pilgerroute weiter zu entwickeln und zu fördern, hat der europäische Verband herausragende Städte und Regionen als Mitglieder gewonnen. Pro Land kommt anfangs nur ein Vertreter in Frage. Für Deutschland könnte Rothenburg ernsthaft in Frage kommen.

So ist jedenfalls die Botschaft zu verstehen, die vom kürzlichen Besuch der Delegation des europä̈ischen Verbandes fü̈r Jakobspilgerwege (Fé́dé́ration européenne des chemins de Saint-Jacques de Compostelle) in der Tauberstadt ausgeht. Der Verband hatte im Vorfeld Interesse bekundet, die Stadt als hervorgehoben Vertreter in den Verband mit aufzunehmen. Das Treffen diente dazu, dies zu konkretisieren. Dabei hat die Verbandsdelegation die Gelegenheit genutzt, die Stadt näher kennenzulernen und die bestehenden Kontakte zu vertiefen. Bereits seit 2014 und dem Besuch einer Tagung im belgischen Namur durch die stä̈dtische Kulturbeauftragte Johanna Kä̈tzel gibt es Beziehungen.

Beste Voraussetzungen

Auf dem Besuchs-Programm diese Woche in Rothenburg standen unter anderem ein Treffen mit dem Oberbü̈rgermeister Walter Hartl, eine Stadtfü̈hrung und auch eine Kirchenfü̈hrung durch St. Jakob, bei der insbesondere der spä̈tgotische Herlin-Altar mit seiner außergewö̈hnlichen Bilderfolge zum Heiligen Jakobus großen Eindruck bei den Gästen hinterlassen hat.

Kulturelles und historisches Erbe seien in Rothenburg in solch reichem Maße vorhanden, dass die Stadt beste Voraussetzungen habe, im Verband auf europä̈ischer Ebene mitzuwirken, waren sich die beeindruckten Mitglieder der Besucherdelegation einig. Natürlich durfte auch ein Abstecher an der Jakobs-pilger-Skulptur von Ernst Steinacker nicht fehlen. Anschließend an die von Martin Kamphans geführte Besichtigung diskutierten die Gäste mit Vertretern von Rothenburger Seite ü̈ber die Mö̈glichkeiten einer zukü̈nftigen Zusammenarbeit.

Als Abgesandte der „Fé́dé́ration europé́enne des chemins de Saint-Jacques de Compostelle“ waren deren Prä̈sident Jean-Marc van Espen aus Namur, Belgien (er ist zugleich Vorsitzender der Abgeordneten der Provinz Namur) und der Geschäftsfü̈hrer Gérard Beaume (Le Puy-en-Velay, Frankreich) gekommen. Sie stellten bei dieser Gelegenheit die Struktur und auch die Arbeitsweise ihres Verbandes vor.

Rothenburg war vertreten durch Tourismusdirektor Dr. Jö̈rg Christö̈phler, Kulturbeauftragte Johanna Kä̈tzel und Touristenpfarrer und Pilgerbeauftragter der Evangelischen Landeskirche in Bayern, Dr. Oliver Gußmann. Mitgekommen an die Tauber war auch der Redakteur der Vereinszeitschrift der Frä̈nkischen Jakobsgesellschaft Wü̈rzburg, Manfred Zentgraf, der sich fü̈r Rothenburg einsetzt.

Der europä̈ische Jakobswegverband (auch „Saint James Ways“) besteht seit 2011. Seine lä̈nderü̈bergreifenden Projekte werden vom Europarat finanziell unterstü̈tzt. Großes Ziel ist die Entwicklung und Vermarktung dieses Jakobsweges als gesamteuropä̈isches Kulturtourismusprojekt und die weitere Etablierung als erste und wichtigste Kulturroute Europas.

Stück für Stück

Mitglieder sind bisher nur die Stadt Le Puy-en-Velay (Frankreich), die Provinz Namur (Belgien), die Region Galizien (Spanien), die Stadt Assisi (Italien) und die Stadt Pouca de Aguiar (Portugal). Stü̈ck fü̈r Stü̈ck soll der Verband, so die Überlegung, um weitere Mitgliedslä̈nder erweitert werden. Derzeitige Bewerber im engeren Kreis sind unter anderem auch Litauen und Polen.

Die Jakobspilgerwege Europas sind bereits 1987 vom Europarat zur ersten europä̈ischen Kulturroute erhoben und einige Abschnitte des Wegenetzes ins Unesco-Weltkulturerbe aufgenommen worden. „Bei einer Mitgliedschaft Rothenburgs wü̈rde die Tauberstadt in diesem Verbund Deutschland reprä̈sentieren und kö̈nnte sich im Kontext der Jakobswege mit dem Unesco-Weltkulturerbe-Titel schmü̈cken,“ betont Kulturbeauftragte Johanna Kätzel. -ww-

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