Stadtmarketing erfordert langfristiges Arbeiten
Während die Windsheimer gerade ihren Manager-Vertrag verlängert haben, steht Rothenburg vor personeller Entscheidung
ROTHENBURG – Es tut sich Gewaltiges in der Nachbarschaft der Einkaufsstadt Rothenburg: Dinkelsbühl und Feuchtwangen streben nach einem Fabrikverkaufszentrum, andere wie z.B. Bad Windsheim arbeiten schon länger mit einem Stadtmanager und vermelden Erfolge. In Rothenburg steht man diesbezüglich am Scheideweg. Was der Stadtmanager der Kurstadt Unternehmern und Händlern ans Herz legte, ist für Rothenburg ebenso gültig.
Die Rothenburger hatten vor fünf Jahren mit großen Erwartungen und breiter Beteiligung aus allen Branchen den Marketingverein ins Leben gerufen und sich einen anerkannten Marketingfachmann in dem Österreicher Thomas Egger geleistet. Der packte das Vorhaben überzeugend an und in Arbeitsgruppen gab es eine bemerkenswert ehrliche selbstkritische Bestandsaufnahme der Lage. Doch leider blieb es beim Anfangsschwung. Als es ans Eingemachte ging, verlängerte man die Zusammenarbeit mit Egger nicht, was in erster Linie finanzielle Gründe hatte.
Vor Ort zu viele Wechsel
Andere Städte haben längst ein mehr oder weniger gut funktionierendes Stadtmanagement (neudeutsch meist City-Management genannt), so schnürten die Bad Windsheimer ebenfalls ein Paket aus Verwaltung, fachlicher auswärtiger Beratung sowie dem örtlichen Unternehmensverband und den Händlern. Zusammen mit Hauptamtsleiter Rainer Hofmann ist Josef Guggemos (der für die CIMA GmbH tätig ist) federführend in der Lenkungsgruppe Stadtmarketing tätig. Sein Vertrag wurde jetzt bis 2017 verlängert, denn man setzt auf Langfristigkeit.
In Rothenburg dagegen hatte man das Pech eines viel zu häufigen Wechsels bei der Halbtagsstelle für das Stadtmarketing, aber auch nicht immer die geeignete Besetzung gefunden! Durch einen glücklichen Umstand konnte man 2016 wenigstens für die Organisation der Stadtmosphäre in Ariane Koziollek eine Fachfrau gewinnen, die rundum positiv auf sich aufmerksam macht und das Thema fundiert anpackt.
Wie sich zeigt ist die Westfalin so überzeugend in die Marketingarbeit eingestiegen, dass sich schon jetzt viele wünschen, sie als Stadtmanagerin zu bekommen. Ernsthafte Personal-Gespräche laufen und ob die Zusammenarbeit über den Stadtmosphäre-Auftrag hinausreicht, wird sich bald zeigen. Letztlich nützt die überzeugendste Persönlichkeit wenig, wenn man die Stelle nicht finanzieren kann. Stadt und Marketingverein sitzen dabei in einem Boot.
Nicht nur die Windsheimer haben verstanden, dass Stadtmarketing-Arbeit langfristig angelegt sein muss. Und um Erfolg zu haben, müssen alle Beteiligten mitziehen, wobei es bei Unternehmen und Einzelhandel sowie Gastronomie oft um banal erscheinende Rezepte geht, die aber wirksam sind und nicht einmal viel Geld kosten müssen.
Wirkungsvolle Erkenntnisse
Stadtmanager und Marketingfachmann Josef Guggemos verstand es in seinem niederbayerischen Dialekt auf herzerfrischende Art die wichtigsten Thesen im Windsheimer Döbler-Keller an die Leute zu bringen. „Kein Buch mit sieben Siegeln und eigentlich eine reine Beziehungskiste“, so sieht er die Marketingaufgabe. Mit vielen Alltagsbeispielen bringt er die Dinge auf den Punkt und erreicht damit mehr, als jeder hochtrabend im Marketing-Kauderwelsch referierende Experte. Es geht für ihn im Grunde darum, dass sich einfach alles um „die Sonne“ (womit König Kunde gemeint ist) drehen muss, und zwar auch dann, wenn einem dessen Verhalten gar nicht passt.
Grundvoraussetzung sei sinnvolle Werbung, geplant und zielgerichtet, möglichst mit Alleinstellungsmerkmalen. Wer am Werbe-Etat spare, könne nicht verkaufen. Ferner müsse man sich auf den Markt und die Konkurrenzangebote ausrichten, die Kundenbedürfnisse erkennen und befriedigen. Gutes Marketing bedeute in ständiger Beziehung zum Kunden zu stehen, ihn auch durch Werbeaktionen zu binden.
Sätze wie „Wir machen das wie immer“ bei der Anzeigengestaltung seien kontraproduktiv, Ideen sind gefragt, Ausgefallenes wagen. Das Verhältnis des Aufwands sei 1:7 bezogen auf die Kundenneugewinnung. Das Internet, das man als zusätzlichen Vertriebsweg und Partner sehen müsse, verändere den Markt. Darauf gelte es sich jetzt einzustellen.
Alle Glieder müssen passen
Manchmal vermittelten Verkäufer dem Kunden das Gefühl, er sei Ballast und reagierten missmutig. Muffige Bedienungen erlebe man oft genug. Dass aber jeder Mitarbeiter vom Azubi bis zum Chef das Unternehmen nach außen repräsentiere, stellt Guggemos besonders heraus. Erfolg könne man nur haben, „wenn alle Glieder in der Kette passen“.
„Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler!” laute das Motto, es gelte mit Kunden im Gespräch zu bleiben. Der oft gescheute Aufwand für Kontaktpflege mache sich bezahlt. Was heute Kundenbeziehungs-Management heiße, habe früher der Tante-Emma-Laden verwirklicht. Auftreten, Erscheinungsbild und die Körpersprache seien wichtig, der Kunde ein sensibles Wesen. Ein ehrliches, freundliches Lächeln hält Guggemos für das beste Rezept. „Wir verkaufen Emotionen!” ermahnt er.
Ähnliches hatte den Rothenburgern schon Thomas Egger vermittelt, vieles gäbe es umzusetzen… diba
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