Gangbaren Weg aufgezeichnet

Flüchtlingsunterkunft: Detwanger blicken jetzt wieder etwas zuversichtlicher in die Zukunft

ROTHENBURG/DETWANG – Für Detwang ist am Montagabend bei der Informationsversammlung im evangelischen Gemeindehaus ein Weg aufgezeigt worden, der das Dorf wieder etwas zuversichtlicher in die Zukunft blicken lässt. In Gesprächen zwischen der Stadtverwaltung und dem Landratsamt soll versucht werden, die Belegung des als Flüchtlingsunterkunft ausersehenen Gebäudes bei der Kirche (wir berichteten) entweder ganz auszusetzen oder zumindest so zu gestalten, dass sie verträglicher ist für das dortige Umfeld.

Kurt Gerhäußer vom Landratsamt spricht. Daneben (li.) hört Oberbürgermeister Hartl zu. Foto: Weber

Kurt Gerhäußer vom Landratsamt spricht. Daneben (li.) hört Oberbürgermeister Hartl zu. Foto: Weber

Dabei hatte es anfangs alles andere als danach ausgesehen, dass es zu einem solchen vorläufigen Ergebnis kommen könnte. Die Wellen der Emotion schlugen hoch, nachdem Oberbürgermeister Walter Hartl noch­einmal auf die Situation im Vorfeld eingegangen war und nachdem vom Landratsamt Ansbach Kurt Gerhäußer aus dem für Leistungen an Asylbewerber zuständigen Sozialreferat die Hintergründe des geschlossenen Mietvertrags geschildert hatte.

Scharfe Worte

Wie berichtet, hatte Detwang nur durch einen Zufall davon erfahren, dass besagtes Haus, das an einen auswärtigen Investor verkauft worden war, im größeren Stil Flüchtlinge aufnehmen soll. Ortsbewohner beobachteten, dass Spinde und Betten ausgeladen wurden. Umgehend wurde die Stadt Rothenburg informiert. Im Rathaus fiel man aus allen Wolken. Das Landratsamt hatte versäumt, die Stadt zu informieren.

Die Detwanger nahmen bei der Versammlung kein Blatt vor den Mund, übten teils in scharfen Worten Kritik an der Kreisbehörde. Wie konnte es zur Informationspanne im Vorfeld kommen? Wie überhaupt zu dieser Idee, in dem derzeit nur 113 ständige Einwohner umfassenden Ortsteil eine Flüchtlingsunterkunft für 18 bis 22 Menschen installieren zu wollen?

Nur einlullen?

Bei der Versammlung sind die Einwohnerzahlen von Detwanger Seite im übrigen mehrfach etwas heruntergerechnet worden. Es wurde manchmal von knapp 90 gesprochen, manchmal auch von um die 80.

Zur geplanten Unterkunft war von Käfighaltung die Rede. Von einem rostigen Heiligenschein beim Vermieter. Von blauäugigem, kopflosem Vorgehen der Behörde. Von dem Versuch, mit der Informationsveranstaltung doch nur vordergründig die Wogen glätten und die Leute hier in Detwang einlullen zu wollen. Und so weiter und so weiter.

Bei aller Verärgerung über diese Situation und mehr noch über die suboptimale Information im Vorfeld: Unüberhörbar wurde bei der Versammlung aber deutlich, dass es hier nicht um Vorbehalte gegen Flüchtlinge geht. Im Gegenteil. Die Ortsbewohner zeigen sich genauso offen für Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen und Hilfe brauchen wie andere. Nur wenden sie sich entschieden dagegen, wie die Flüchtlinge in diesem Fall untergebracht werden sollen und was als Folge davon in ihr kleines Dorf wirken könnte.

Dass das Landratsamt den Mietvertrag schon im Herbst mit dem späteren Eigentümer gleich auf fünf Jahre Dauer geschlossen hat, noch bevor der Kauf erfolgt war, wie Kurt Gerhäußer einräumen musste, förderte natürlich nicht unbedingt das Verständnis in der Versammlung.

Enormer Druck

Damals sei der Druck eben enorm gewesen, Unterkünfte bereitzustellen für den enormen Andrang an Flüchtlingen, versuchte der Behördenvertreter zu entschuldigen. Inzwischen habe sich die Situation aber insoweit beruhigt, dass es keine Zwangszuweisungen mehr gebe durch die Regierung von Mittelfranken.

Worin Oberbürgermeister Walter Hartl die Chance für eine mögliche Lösung sah. Die Stadt werde im Gespräch mit dem Landratsamt auf jeden Fall versuchen, die Belegung im besagten Gebäude auf ein Maß zu bringen, das mit dem Ort vereinbar ist, oder sie gar ganz auszusetzen. Zumal es im Gästehaus „Bären“ noch freie Kapazitäten gibt, die vordringlich genutzt werden sollen. Auch von einer Art internen Verrechnung von Belegungskosten zwischen Detwang, wo der Kreis sich seit Herbst letzten Jahres vertraglich gebunden hat, und dem Rothenburger Standort ist in diesem Zusammenhang die Rede.

Das wurde bei der Versammlung gern aufgenommen von den Detwangern. Des Appells von Hans Henninger als Integrationsbeauftragter des Landkreises und von Gudrun Knoll-Schäfer für den Arbeitskreis Asyl in Rothenburg zur Aufgeschlossenheit für Flüchtlinge hätte es da schon nicht mehr unbedingt bedurft.

In welchem Maß besagtes Haus als Unterkunft genutzt wird und ob überhaupt? Oberbürgermeister Walter Hartl betonte, keinesfalls ab 1. Mai können hier Flüchtlinge untergebracht werden. Denn erst müsse die Nutzungsänderung durch die Stadt genehmigt werden. -ww-

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