Komödien für Sommerabende

Toppler-Theater geht in 6. Saison – Reiyk Bergemann führt wieder Regie

ROTHENBURG – Gute Unterhaltung bei zwei anspruchsvollen Komödien als Eigenproduktionen verspricht das Toppler-Theater in seiner bereits sechsten Spielsaison vom 20. Juni bis 24. August 2013. Hinzu kommen Gastspiele mit Bettina Mittendorfer, dem Theater Ansbach, die Hans-Sachser und ein Musikquartett aus Danzig. Am 20. Juni ist Premiere für „Mondlicht und Magnolien“, Regie führt in diesem Jahr wieder Reiyk Bergemann.

„Mondlicht und Magnolien“, eine Komödie von Ron Hutchinson, nimmt den Zuschauer mit ins Hollywood des Jahres 1939. Hinter den Kulissen des Filmes „Vom Winde verweht“ kracht es gewaltig. Die Dreharbeiten hatten kaum begonnen, da ließ sie der Produzent gleich wieder stoppen. Das Drehbuch war viel zu lange, mit einer Dauer von ganzen sieben Stunden. Zur Hilfe wird der Routinier Ben Hecht an Bord geholt, leider hat der den Roman noch nie gelesen. So sperren sich Produzent, Regisseur und Hecht eine Woche lang im Büro ein und feilen an einer neuen, schlankeren Version. So erwecken sie das vielleicht berühmteste Drehbuch aller Zeiten zum Leben, schlüpfen in wechselnde Rollen, steigern sich in einen Rausch hinein und durchleben all die Höhen und Tiefen der Scarlett O´Hara im Film.

Die Eigenproduktion wird mit dem, bereits aus dem letztjährigen „39 Stufen“ bekannten Erfolgsquartett Martin Birnbaum, Christiane Mudra, Jan Uplegger und Andree-Östen Solvik realisiert. Zurück am Toppler-Theater ist Regisseur Reiyk Bergemann, der treuen Theaterbesuchern als Gründungsregisseur mit seinem Stück über Heinrich Toppler und die Inszenierungen in den Folgejahren längst ein Begriff ist. Auch bei der zweiten Eigenproduktion, dem preisgekrönten Stück „Illusionen einer Ehe“ (Premiere am 24. Juli) führt der Ingolstädter Regie. Der zeitgenössische, französische Autor Eric Assous behandelt darin Themen wie Eheglück, Eifersucht und Seitensprünge auf humorige Art und Weise. Seine beiden Figuren Jeanne und Maxime sind festgefahren in ihrer Ehe. Der einzige Reiz, das einzige Unbekannte: Gibt es jemand neben mir? Während er zahllose kleine Affären hat, die ihm anscheinend nichts bedeuten, macht ihm der eine Seitensprung seiner Angetrauten schwer zu schaffen.

Reizvolle Lage der Kammerfreilichtspiele im Nordhof des Reichsstadtmuseums.  Foto: diba

Reizvolle Lage der Kammerfreilichtspiele im Nordhof des Reichsstadtmuseums. Foto: diba

Er verdächtigt seinen besten Freund, lädt ihn zum Mittagessen ein, dass sich nach und nach zum Verhör entwickelt. Und eine Frage wird immer brennender: Wer war es? Die von Christiane Mudra, Jan Uplegger und Martin Birnbaum interpretierte Komödie hatte 2009 in Paris ihre Uraufführung und wurde bereits in Stuttgart gespielt. Hinzu kommen wie immer einige Gastspiele und auch ein Musikangebot. Bettina Mittendorfer wird in diesem Jahr mit gleich zwei Stücken vertreten sein. Mit „Weibsbilder“ von Oskar Maria Graf war sie im letzten Jahr schon so gut angekommen, dass die Intendanz beschloss, das Programm erneut in den Terminplan aufzunehmen. Unterstützt wird sie erneut von Jazzposaunist Paul Zauner.

Mit im Gepäck hat sie diesmal als neue Aufführung „Ein Kind“ (von Thomas Bernhard), eine szenische Lesung, die von Bettina Mittendorfer als Schauspielerin lebendig mit Spielszenen umgesetzt wird. Der für die Bühne adaptierte Roman erzählt von der Kindheit des Autors als „unerwünschtes“ Kind. Neben den Misshandlungen und Demütigungen seitens der Mutter lässt er den Leser aber auch an so machen Hochgefühlen teilhaben. Es ist eine fesselnd bittere und gleichzeitig euphorische Kindheitserinnerung, von Bettina Mittendorfer zum Leben erweckt. Auch hier sorgt Paul Zauner für die musikalische Begleitung.

Wie schon von Anfang an ist das Ansbacher Theater wieder mit einem Gastspiel in Rothenburg vertreten. Mit „Das Herz sitzt über dem Popo“ ist am Sonntag, 28. Juli, und am Mittwoch, 21. August, als Musikrevue zu bewundern. Im Stück trifft Joachim Ringelnatz, Schriftsteller und Erfinder von „Kuttel Daddeldu“ auf seine Kollegen Erich Kästner und Kurt Tucholsky. Diese Begegnung dreier Meister der politischen Satire bringt den mit Wortwitz und Lebensfreude bestens ausgestatteten Autoren eine große Erkenntnis: „Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt.“ Ergänzt wird das abwechslungsreiche Programm traditionell durch die Schwänke der Hans Sachser. Ferner gibt es einen besonderen Hörgenuss durch das „Baltik Quartett“ aus Danzig, das mit „Filmmusik am Sommerabend“ das Publikum verwöhnen möchte.

Zwei Interpreten aus Danzig kennt man bereits von der letztjährigen Premierenbegleitung. In der letzten Woche der Theatersaison 2013 ist ein Lieder- und Chansonabend unter dem Titel „Die Männer sind die Liebe wert“ mit dem Schauspieler und Sänger Michael Jeske, der am Staatstheater Meiningen verpflichtet ist, vorgesehen.

Insgesamt wird im Sommer an 52 Abenden gespielt. Dabei wird die Eigenproduktion „Mondlicht und Magnolien“ 26-mal gezeigt, und „Illusionen einer Ehe“ fünfzehnmal. Beginn ist jeweils um 20.30 Uhr, nur Sonntags bereits um 19 Uhr. Die komplette Saison läuft über neun Wochen lang bis zum Samstag, 24. August. Die Arbeit hinter den Kulissen hat längst begonnen und ganz intensiv wird es dann mit dem Beginn der Proben Mitte Mai, wenn von früh bis oft spät nachts bei wenig Pausen die Stücke einstudiert werden müssen. Souffleuse und Techniker, Maske und natürlich Büromanagerin Iris Oedewald sind dann vor Ort. Auch die Gestaltung des Bühnenbildes ist immer ein spannendes Thema, bei dem der bescheidene eigene Fundus nicht ausreicht, so dass man mit andern Theatern zusammenarbeitet. Schließlich wird dieses Spieljahr auch deshalb besonders spannend, weil man bis zum Sommer oder Herbst mit einer Entscheidung über die beantragte Aufnahme ins staatliche Förderprogramm rechnet. clk

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