Rund und kurvig

Großes Motorradtreffen im kleinen Berbersbach

BERBERSBACH – Fußball, Frauen, Geselligkeit beim Bier, Freunde treffen und mitreißende Musik, um so richtig abzurocken – eine perfekte Symbiose, um sich am Samstagabend auf dem Motorradtreffen im Bucher Ortsteil Berbersbach mit den schönen Dingen des Lebens zu beschäftigen.

Der Clubvorsitzende der „Rückwärts-Gang“, Bernd Keitel, holte als musikalische Zugnummer „Die Helden“ auf die Bühne. Fotos: Schäfer

Der Clubvorsitzende der „Rückwärts-Gang“, Bernd Keitel, holte als musikalische Zugnummer „Die Helden“ auf die Bühne. Fotos: Schäfer

Gutes Wetter, gute Besucherzahlen. Der örtliche Motorradclub mit dem eigenwilligen Namen „Rückwärts-Gang“ zählte nach Angaben seines Vorsitzenden Bernd Keitel rund 1100 Teilnehmer. Drei Tage lang knatterten schwere Maschine durch die Gegend, um das 25-jährige Clubjubiläum zu feiern, ihre Motorräder zur Schau zu stellen und sich andere Modelle anzusehen.

Der stärkste Andrang herrscht traditionell am Samstagabend. Darauf abgestimmt ist auch das Programm. Nach dem Auftakt am Freitag mit der Feuchtwanger Band „Bit off all“ im Festzelt wurde das Unterhaltungsangebot am zweiten Tag noch ausgebaut. Während „Die Helden“ aus Mittelfranken auf der Bühne rockten, regierte König Fußball auf der Großleinwand. In einem spannenden Finale des DFB-Pokals rangen die Bayern die Dortmunder im Elfmeterschießen mit 4:3 nieder. Mit den Roten jubelten auch die Fans im Festzelt. Nach dem runden Leder galt die Aufmerksamkeit den weiblichen Rundungen. Drei Erotikdamen aus dem Raum Stuttgart und Kulmbach tanzten auf einem Bartisch mit schwingenden Hüften und räkelten sich um eine Stange.

Die Go-go-Girls geizten nicht mit ihren Reizen, was so ganz nach dem Geschmack des männlichen Publikums war. Auch Zuschauerinnen fanden Gefallen an der Ani­mation und Performance. „Für jemand, der sich gerne präsentiert, ist das doch cool“, meinte eine Colmbergerin, die mit befreundeter Clique im Auto zum Motorradtreffen gefahren war: „Wir finden die Biker-Gesellschaft toll, auch wenn von uns selbst keiner eine Maschine hat“.

Feurige Angelegenheit: der Stangentanz.

Feurige Angelegenheit: der Stangentanz.

Parkt man mit dem Auto auf dem abgesperrten Festgelände, werden fünf Euro Gebühr fällig. Der Stellplatz für Motorräder ist kostenfrei. Es wird auch kein Eintritt erhoben. Auf der Wiese mit deutlichem Abstand zum Zeltbetrieb konnten sich Besucher nächtens am großen Lagerfeuer wärmen und die helle Mondnacht genießen. Traditionell endet das Fest am Sonntagvormittag bei Weißwurst, Bier und Blasmusik.

„Unsere Veranstaltung soll vorrangig Anreiz für Motorradfahrer sein“, erläuterte Bernd Keitel. Der gelernte Maschinenbautechniker gehört zu den fünfunddreißig Aktiven im Club und fährt seit seinem achtzehnten Lebensjahr Motorrad. Vor fünf Jahren übernahm er den Vorsitz. Es hat ihn zu dieser Aufgabe nicht gedrängt. Aber der junge Berbersbacher drückte sich auch nicht vor der Verantwortung bei der „Rückwärts-Gang“, die sich mit dem Namen selbst auf die Schippe nimmt. Andere Clubs pflegen den wilden Mythos „Black Tiger“, „Lucifer’s Messenger“ oder „Tribunal“.

Zu den einheimischen Vereinsmitgliedern haben sich auch Motorradfahrer aus Neustadt gesellt. Ohne die breite Unterstützung aus den eigenen Reihen und dem Vertrauen der Bevölkerung wäre die jährliche Großveranstaltung auf dem privaten Gelände des Clubchefs nicht zu bewerkstelligen. Über fünfzig Freiwillige packen regelmäßig mit an und tragen zum Gelingen des Festes bei, das seit 1991 ausgerichtet wird. Einmal wurde es abgesagt. Der tödliche Unfall eines Vereinsmitglieds vor etlichen Jahren erschütterte nicht nur die Clubkameraden, sondern die ganze Gemeinde.

Heuer sorgte eine großangelegte nächtliche Suchaktion nach einem vermissten Mädchen für Aufregung. Die stark alkoholisierte 17-Jährige aus einer Nachbargemeinde war auf dem Festsplatz plötzlich in der Dunkelheit verschwunden. Freunde machten sich Sorgen. Die Feuerwehr mit Wärmebildkamera und die Polizei mit Rettungshunden schwärmten aus. Schließlich tauchte die Vermisste am frühen Morgen völlig durchnässt und unterkühlt zu Hause auf. Sie war immer noch total verkatert und konnte ihr mysteriöses Verhalten nicht erklären.

„Im Großen und Ganzen geht es auf dem Fest gemülich und friedlich zu“, betont Bernd Keitel. „Wenn sich Gruppen bilden und gegenseitig auf die Mütze hauen wollen, lässt sich das nur schwer verhindern“. Diese spezifische Situation sei aber ein Ausnahmefall: „Auf einem Motorradtreffen geht es nicht schlimmer zu als auf einem Landjugendfest“. Inzwischen ist wieder Ruhe eingekehrt in das beschauliche Berbersbach. sis

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*