Transatlantisches im Lorbeerkranz
Deutsch-Amerikanische Gesellschaft Westmittelfranken feierte in Rothenburg kleines Jubiläum
ROTHENBURG – Über 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg dürfen die deutsch-amerikanischen Beziehungen als tief und innig gelten – allen Meinungsverschiedenheiten zum Trotz, die es ja auch unter guten Freunden geben soll. Zuletzt etwa beim zweiten Golfkrieg gingen die Ansichten doch ziemlich auseinander. Das führte 2006 zur Gründung der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft Westmittelfranken. Direkte Kontakte von Amerikanern und Deutschen sollten das Verständnis für die jeweils andere Seite erleichtern und so etwas für die Aufhellung der doch etwas getrübten Stimmung tun. Das war die Absicht dahinter.

Erfreutes Quartett: v.l. Landrat Dr. Ludwig, Konsul Woodard, Präsident Dörr und OB Hartl. Fotos: Weber
Dass der Partei übergreifenden, Generationen verbindenden Vereinigung jetzt gern bestätigt wird, ihr sei mit ihrem Völker verständigenden und Basis bezogenen Ansatz Nachhaltiges gelungen, freut sie besonders. Schließlich zeigt das, dass der etwas verwegene Plan eines damals 23-jährigen Studenten durchaus nicht so aus der Welt gegriffen war, wie es vielleicht zu vermuten gewesen wäre. Besagter junger Mann ist der Deutsch-Amerikaner Norman Blevins aus Windsbach, seines Zeichens an vorderster Front der Jungen Union im Kreis Ansbach tätig und unter anderem auch Mitglied im Bezirksvorstand der CSU.
Sein Kind könne jetzt 10. Geburtstag feiern. Das mache ihn besonders stolz, betonte der Gründer beim Festabend im Hotel Rappen. Die Deutsch-Amerikanische Gesellschaft Westmittelfranken konnte das erste zweistellige Jubiläum feiern. Geladene Gäste aus Botschaft und Militär von amerikanischer Seite sowie aus Politik und Wirtschaft von deutscher Seite, die zum Gratulieren gekommen waren, hörten aus dem Mund Blevins verblüfft und teils amüsiert die Geschichte um die Geburtsstunde.
In einem Brief hatte er sich an den US-Botschafter persönlich gewandt. Simple Frage dabei: Was lasse sich angesichts der kritischen Zurückhaltung bei den Deutschen in Sachen Feldzug der Amerikaner unter ihrem Präsidenten George W. Bush gegen den irakischen Diktator Saddam Hussein für ein besseres deutsch-amerikanischen Verhältnis tun?
Es geschah, was selbst er nicht in seinen kühnsten Träumen zu hoffen gewagt hatte: Er wurde eingeladen in die Münchner Botschaft und führte dort ein zweistündiges Vieraugen-Gespräch mit dem Generalbevollmächtigten für Süddeutschland. Jener Matthew Rooney war es dann auch, der nach Westmittelfranken kam und bei der Gründung der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft Pate stand.
Schon ein Jahr später kamen in Rothenburg bei einer Veranstaltung der Vereinigung über 300 Menschen zusammen. Es wurde der 220. Jahrestag der US-amerikanischen Verfassung gefeiert. „Der Höhepunkt unserer bisherigen Arbeit in Westmittelfranken,“ betonte der Gründungspräsident voller Stolz in seinem Rückblick auf die Anfänge. Auch eine indianische Ausstellung richteten er und seine Freunde schon aus. Daneben hat die Gesellschaft als Förderer ein besonderes Auge auf die Tourneen amerikanischer Orchester und Chöre zur Sommerszeit durchs Westmittelfänkische.
Konsul Scott Woodard aus München war der ranghöchste Teilnehmer des Festabends. Er hielt seine Rede auf Deutsch und setzte dabei den Akzent zwischen großem Vertrauen auf die deutsch-amerikanischen Beziehungen („sie waren nie besser als heute“) und Fragezeichen, was die vor uns liegenden Wochen und Monate angeht. „Wir befinden uns in einer Übergangsphase und die Dinge sind längst nicht so klar wie vor einem Jahr,“ sagte er nicht zuletzt in Anspielung auf die kommenden Präsidentschafts-Wahlen in den USA am 8. November, auf die im Juni anstehende Entscheidung der Briten zur EU und auf vieles mehr.
Aber man dürfe nicht vergessen, machte er unter anderem auch anhand beeindruckender Zahlen zu Austauschprogrammen für Schüler und Studenten deutlich, dass wir in den vergangenen 70 Jahren nach dem letzten Krieg zwischen den Großmächten eine bemerkenswerte Wegstrecke zurückgelegt haben. Eine Milliarde Menschen seien in dieser Zeit aus der Armut befreit worden. Vor der Zukunft müsse uns nicht bange sein. Im Gegenteil. Im Vertrauen in die vorhandenen Fähigkeiten und auch in die damit verbundenen Perspektiven lasse sie sich mit Zuversicht angehen.
Auf die lange Geschichte deutsch-amerikanischer Beziehungen verwies an dem Festabend Landrat Dr. Jürgen Ludwig in seinem Grußwort. Er nannte drei Beispiele. Der Ansbacher Markgraf habe seine Soldaten schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an die (unterlegenen) Briten ausgeliehen für den Kampf gegen die von Frankreich unterstützten Truppen der Amerikaner im Unabhängigkeitskrieg. Kein Geringerer als der in Fürth geborene und in Neuendettelsau gestorbene Wilhelm Löhe habe im 19. Jahrhundert die Missionierung der weiteren amerikanischen Bevölkerung vorangetrieben. Der Leutershausener Gustav Weißkopf habe in den USA noch vor den Brüdern Wright den ersten geglückten Motorflug durchgeführt, wa gelte aber noch viel Arbeit zu leisten, um das über dem großen Teich zu verankern.
Er selbst habe beim Aufenthalt als Student bei verschiedenen Familien auf Long Island die Unterschiede im dortigen Leben und die tiefe Verbindung zu Europa kennengelernt. Viel Luft nach oben bestehe bei uns im Hinblick auf die deutsch-amerikanischen Beziehungen. Unsere Nation habe zuletzt die Außenpolitik stark vernachlässigt. Vor allem vor Ort sei zu wenig gegen die Flüchtlingsströme getan worden.
Verliebt in Mittelfranken
Der zum Juli als US-Standortkommandeur in Katterbach ausscheidene Oberst Chris Benson erfreute die an großen runden Tischen versammelten Festgäste mit dem Bekenntnis, er habe sich, wie viele seiner Soldaten, verliebt in Mittelfranken und werde nach seiner aktiven Zeit hierbleiben.
Bei dem Jubiläumsabend waren die Grußworte eingestreut zwischen die Gänge des Festbüfetts. Nach der Suppe war Konsul Goodard als Erster an der Reihe, nach dem Vorspeisen-Büfett der Ansbacher Landrat, nach dem Hauptgang Gründer Blevins und Oberst Benson aus Katterbach.
Bei der Begrüßung hatte der aktuelle Präsident der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft, Michael Dörr (Bürgermeister von Wolframs-Eschenbach), die USA als verlässlichsten Partner hervorgehoben und den Blick auf die vielen deutschen Wurzeln in den Vereinigten Staaten, auf Marshalplan, Luftbrücke, Louis Armstrong, Elvis Presley und Co. gelenkt.
Oberbürgermeister Walter Hartl verwies eingangs in seinem Grußwort auf die besonderen Beziehungen Rothenburgs zu den Freunden in Amerika und auf die nach wie vor große Bedeutung als internationale Gästegruppe.

Entertainerin Christina Camara singt auf dem „Koffer in Berlin“ sitzend vor Berlin-Kulisse.
In der Tauberstadt stand auch die Wiege bei der Gründung der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft. Hartls Vorgänger Herbert Hachtel (der mit seiner Frau Anna unter den Festgästen weilte) hatte das Rathaus für die Versammlung geöffnet. Rothenburg stellt mit Stadtrat Günther Schuster (der auch mit von der Partie war bei dem Festabend) den Vizepräsidenten der Gesellschaft. Maria Zylka-Eistert, die Repräsentantin für Rothenburg, hatte den Abend in Zusammenwirken mit dem Team des Rappen bis ins Kleinste vorbereitet. Es gab Lob von vielen Seiten.
Mit ihrem Programm „Von Berlin nach New York“ schlug die Chansonnière und Entertainerin Christina Camara an dem Abend auf ihre Weise die Brücke – unter anderem mit bekannten Liedern aus den 20ern, 30ern vor groß auf die Leinwand projizierten Schwarz-Weiß-Fotos. -ww-
Fakt: Kausalität der aktuellen Völkerwanderung ist der durch unzutreffende Behauptungen und Intrigen, durch George W. Bush vom Zaun gebrochenen „Feldzug“ (Krieg) gegen den Irak!
Friedrich Lindner Berlin