Sich neu sortieren

Traditionsreicher Künstlerbund in andere Hände übergeben

ROTHENBURG – Führungswechsel beim Künstlerbund Rothenburg: Der Wegzug des Zweiten Vorstandes Alexander Fabi nach Indien brachte den Stein ins Rollen.

Peter Nedwal, René Bissbort und Patrick Riefer-Kraus.

Peter Nedwal, René Bissbort und Patrick Riefer-Kraus.

Die Folge war die Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung zur Neuwahl der Vorstandschaft. Der langjährige Vorsitzende und freischaffende Künstler Peter Nedwal (62), seit über fünfzehn Jahren im Amt, nutzte die Gelegenheit zu einem Generationswechsel. Seine Nachfolge trat der Fotograf René Bissbort (39) an. Der Schreiner und Lüftlmaler Patrick Riefer-Kraus (41) übernahm die Funktion des Zweiten Vorsitzenden. Bei den Wahlgängen gab es eine knappe Mehrheitsentscheidung.

Auch die städtische Kulturbeauftragte Johanna Kätzel war als Vorsitzende im Gespräch. Sie verzichtete jedoch aus beruflichen Gründen auf eine Kandidatur. Töpfermeister Fritz Ehler kümmert sich um die Finanzen und der Kunst­erzieher Hans-Gustaf Weltzer um die Schriftführung. Dem Ausschuss gehören an: Michael Kastner, Johanna Kätzel, Jutta Richter, Maria Semmer und Evelyne Weiß.

Dreizehn Mitglieder nahmen an der Mitgliederversammlung in der „Glocke“ teil. In der nächsten Vernissage des Künstlerbundes soll die langjährige Arbeit von Peter Nedwal gewürdigt werden. Der gebürtige Rothenburger ist seit dreißig Jahren als freischaffender Künstler in den Bereichen Malerei, Zeichnungen, Druckgrafik, Plastiken und Objekte tätig.

Dem Künstlerbund gehören 150 Mitglieder an. In dem Verein pflegen knapp zwanzig aktive Künstler mit den Fördermitgliedern ein lockeres Miteinander. Auch nach dem Führungswechsel an der Spitze „besteht der Anspruch, „den Künstlerbund mit Leben zu erfüllen – nach Möglichkeit auf höherem Niveau hinsichtlich Quantität und Qualität“, wie es heißt. In den letzten Jahren ist dem Künstlerbund zusätzliche Konkurrenz erwachsen durch Sonder-, Einzel- und Schulausstellungen, der Aktivität im Rahmen des Märchenzaubers, der Preisverleihung und Ausstellung der Stiftung Schmidt.

Zu den Gründungsmitgliedern des 1923 aus der Taufe gehobenen Künstlerbundes gehörte Peter Philippi, dem das Reichsstadtmuseum momentan eine eigene Schau widmet. Zu seinem 150. Geburtstag wirft eine Retrospektive einen umfassenden Blick auf sein Werk.

Im Zweiten Weltkrieg wurde ein Teil der Künstler als Kriegsmaler zum Militärdienst eingezogen, wie Ernst Unbehauen. Nach dem Krieg wurden Vertreter des Künstlerbundes zusammen mit dem Verein Alt-Rothenburg als Berater in das neu errichtete Wiederaufbauamt der Stadt berufen. 45000 Reichsmark spendete der Künstlerbund seinerzeit für den Wiederaufbau des zu einem Drittel zerbombten Altstadtensembles. Ab 1949 nahm die Grupe auch Architekten als Mitglieder auf, um im Aspekt der Bündelung der Kräfte den Wiederaufbau verstärkt voranzutreiben.

Die Stadt als Förderer stellte das Erdgeschoss im ehemaligen Fleisch- und Tanzhaus am Herterichbrunnen für ständige Ausstellungen zur Verfügung. Von diesem privilegierten Gestaltungsraum profitiert der Künstlerbund heute noch. sis

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*