Kutschen erhalten Standplatz

Stadtrat genehmigt einstimmig Konzept der Verwaltung für Klingenschütt

ROTHENBURG – Für einen Kutschenstandplatz an der nördlichen Seite des Schrannenplatzes, an der Klingenschütt, hat sich der Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstagabend einstimmig ausgesprochen. Rund 6000 Euro wird es nach Schätzung der Verwaltung voraussichtlich kosten, einen rund 24 Meter langen Abschnitt für vier Fuhrwerke so auf seine neue Funktion auszulegen, dass die Beeinträchtigungen für die Anlieger möglichst gering bleiben.

Es ist in diesem Zusammenhang von baulichen Vorkehrungen die Rede. So sollen der Asphalt und das Granitpflaster in diesem Bereich saniert werden. Außerdem geht es darum, einen entsprechend ausgelegten Straßeneinlauf mit Anschluss ans Kanalsystem zu schaffen. Der Bereich dort ist bereits in zurückliegenden Jahren als offizieller Kutschenstandplatz genutzt worden und galt bis zuletzt als illegaler Kutschenstandplatz. Er verfügt beispielsweise über einen Frischwasseranschluss zum Spülen der Straßen- und Rinnenoberfläche, was aus der Sicht der Stadt als einer der Gründe für die Wahl dieses Standorts angeführt wird.

Kutschenverbot: Dieses Schild am Standplatz gilt nur für die andere Seite der Baumreihe .                           Foto: Weber

Kutschenverbot: Dieses Schild am Standplatz gilt nur für die andere Seite der Baumreihe . Foto: Weber

Außerdem spielt eine Rolle, dass er praktisch als einziger in Frage kommender direkt an jener Route liegt, die den Kutschen nach wiederholten Unfällen und Vorfällen vom Münchner Verwaltungsgerichtshof in der Altstadt sozusagen als letzte Rückzugsstrecke zugewiesen worden ist. Beschattung durch eine dort stehende Baumreihe ist darüber hinaus vorhanden.

In der Vergangenheit hatte das Spülen des Pflasters und des Asphalts an besagter Stelle allerdings nur begrenzt Wirkung gezeigt. Für Anlieger und Passanten an der Klingenweth war und ist es eine echte Herausforderung, sich mit dem teils penetranten Geruch zu arrangieren. Die „strenge Note“ rührt nach Meinung von Kritikern von einer Mischung aus Urin und festeren Bestandteilen her, die von den Zugtieren dort hinterlassen wird.

Sie geben den Kutschern die Mitschuld, weil sie nach ihrer Überzeugung die Pferde zu wenig tränken, um sie „auf der Strecke möglichst trocken zu halten“. Entsprechend konzentriert und geruchsintensiv sei der Urin dann, wenn es dann irgendwann doch plätschere, wovon häufig eben der Standplatz betroffen sei. Auch im Stadtrat bleibt es trotz der einstimmig befürwortenden Haltung bei Bedenken und Vorbehalten gegen die Pferdekutschen, gegen so manchen Kutschbetreiber und auch gegen einige von Jenen, die auf den Kutschböcken sitzen. Jutta Striffler und Dr. Karl-Heinz Schneider (beide FRV) sowie Wolfgang Baumann (SPD) und Edith Hümmer (Bündnisgrüne) äußerten ihre Skepsis zum kommenden Standplatz und auch zur Hoffnung, es lasse sich damit alles zur allgemeinen Zufriedenheit reglementieren.

Noch zu gut in Erinnerung ist auch die Phase, als die Stadt richtiggehend vorgeführt wurde und sie praktisch jeden Prozess verlor, mit dem sie ordnend und wegen der vielen Fußgänger im zentralen Bereich der Altstadt vor allem im Sinne der Sicherheit eingreifen wollte. Hinzu kommt, dass sogar in der Zeit seit Bestehen der eingeschränkten Altstadtroute immer wieder versucht wurde, die Regelung zu unterlaufen. Kutschen dürften wegen der fehlenden Sondernutzungserlaubnis direkt an der Strecke bislang überhaupt nicht anhalten, um Fahrgäste anzusprechen und sie zusteigen zu lassen.

Der eine oder andere Kutscher fühlen sich aber nicht daran gebunden, schert aus, wo er nur kann und zahlt lieber das verhängte Ordnungsgeld. Allerdings hat das Verwaltungsgericht Ansbach bei einer Verhandlung vor über zwei Jahren schon signalisiert, dass den Kutschern zur Sicherung ihrer Existenz diese Möglichkeit eingeräumt werden muss. Die Stadt werde bei der Vergabe der Plätze darauf achten, dass nicht mehr als vier Fuhrwerke am neuen Standplatz Stellung beziehen können, heißt es.

Allerdings steht derzeit noch nicht in den Details fest, nach welchen Gesichtspunkten die Kutschbetriebe hier zum Zug kommen werden, wenn sich mehr als vier dieser Fuhrunternehmen bewerben sollten. Wie auch immer: Dass Belästigung für Anwohner unausweichlich sind, wird nicht bestritten. Eine geruchsfreie Lösung werde bei einem Kutschenstandplatz nicht möglich sein, betont Ordnungsamtschef Roland Pfaffelhuber, auch wenn kräftig gespült und zusätzlich noch mit Mitteln zur Geruchsbindung gearbeitet werde.

Bis zu fünf Fuhrwerksbetreiber boten in der Vergangenheit ihre Dienste an. Drei davon sollen noch im Geschäft sein. Wieviele sich letztlich bewerben um einen Standplatz werde sich zeigen, meint Oberbürgermeister Walter Hartl. Rechtsrat Michael Sommerkorn kündigt an, man werde den Kutschern wegen der Reinigung und auch in anderer Hinsicht Auflagen machen und bei Nichtbefolgen die Genehmigung schnell wieder entziehen. Auch werde es viel weniger Verständnis als bisher für das unerlaubte Stehen der Kutschen sonstwo in der Altstadt geben. Die Fuhrwerke sind künftig auch so zu beschildern, dass sie sich klar zuordnen lassen, was bei Verstößen das Vorgehen erleichtert.

Die erforderlichen 6000 Euro für die „bauliche Ertüchtigung des Standplatzes“ dürften relativ schnell wieder hereinkommen. Für eine Sondernutzungserlaubnis werden pro Kutsche 1000 Euro pro Jahr verlangt. Von der Verwaltung war als alternativer Standort der Parkplatz vorm Galgentor erwogen worden. Abgesehen von Einschnitten in seiner eigentlichen Funktion: Es würde über 30000 Euro kosten, hier eine Fläche für Kutschen herzurichten und auszulegen. -ww-

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