Musikalischer Hochgenuss
Hohenloher Kultursommer schenkte Schillingsfürst dreifaches Konzerterlebnis
SCHILLINGSFÜRST – Großartige Künstler fanden sich im Rahmen des Hohenloher Kultursommers zum Konzerttag auf Schloss Schillingsfürst und im Sälchen der Doerfler-Galerie ein und sie verwöhnten ihr Publikum mit wundervoller Musik.

Carles und Sofia inszenierten brilliant und leidenschaftlich Schuberts Kunstlieder am Flügel. Fotos: Schwandt
„Lieder ohne Worte“ erklangen unter den Händen des Klavierduos Carles Lama und Sofia Cabruja – die beiden spanischen Künstler gastierten bereits auf Bühnen wie der Carnegie Hall in New York oder dem Teatro Solis in Montevideo. Sie treten regelmäßig in Weltstädten wie Paris, London, Madrid oder Rom, Tokio, Shanghai oder Moskau auf. Auf Schloss Schillingsfürst widmeten sie sich der Musik der Romantik und interpretierten Werke von Franz Schubert, Robert Schumann und Johannes Brahms.
Technisch brillant und leidenschaftlich inszenierten sie Schuberts Kunstlieder ohne Worte, es sang und klang der Flügel unter ihren Händen – Carles und Sofia spürten den sehnsuchtsvollen Texten nach, die Schubert vertonte: „Du bist die Ruh, der Friede mild, die Sehnsucht du, und was sie stillt.“ Robert Schumann wählte für seine Kunstlieder bewusst hochwertige Texte aus und vertrat die Meinung: Kein gutes Lied ohne ein gutes Gedicht.
Heinrich Heine stand Pate für das Kunstlied „Du bist wie eine Blume, so hold und schön und rein“, das Carles Lama und Sofia Cabruja ebenso trefflich darstellten wie die volksliedhaft anmutenden Kompositionen von Johannes Brahms, wo sie dem „Gang zum Liebchen“ folgten.
Ja, was wäre das Leben ohne Leidenschaft und Liebe? Zu einer temperamentvollen Sinnesreise luden die beiden Künstler Patricia Caicedo und Jaume Torrent im Sälchen der Doerfler-Galerie ein. Die kolumbianisch-spanische Sopranistin stellte ihrem Publikum in spanischer, portugiesischer und katalanischer Sprache die Schönheit und Poesie des spanisch-amerikani- schen Kunstliedes vor.
Voller Temperament und kokett agierte die stimmgewaltige Sängerin, sie wurde getragen von den Gitarrenklängen ihres technisch hervorragend spielenden Partners, der auch als Solist mit herausragenden Orchestern wie der Dresdner Philharmonie oder dem Israel Chamber Orchestra musiziert. Charmant moderierte Patricia Caicedo die einzelnen Lieder in englischer Sprache, erklärt den Einfluss jüdischer Stilelemente durch die Sepharden, der in Spanien lebenden Juden im „La rosa enflorece“ und trug sieben spanische Volkslieder von Manuel de Falla (1876 bis 1946) vor.
Rachegesang und Wiegenlied
Virtuose Gitarrenklänge erzeugten Stimmungen, die die verschiedenen Gegenden Spaniens, denen die Lieder gewidmet sind, durchstreifen lassen, doch auch der Rachegesang an einen untreuen Liebhaber und ein Wiegenlied sind zu hören. Ohne Zugaben will das begeisterte Publikum Patricia und Jaume nach deren anspruchsvollem und dennoch unterhaltsamen Programm nicht gehen lassen und die beiden Künstler dankten ihren Zuhörern für das so harmonische musikalische Miteinander.
Eine Kaffeepause – ob im SchlossCafé oder im Schloss selbst – war dann angesagt. Wer wollte, konnte einer Flugvorführung folgen, bevor sich der Schloss-Innenhof mit Besuchern füllte, die ihre Plätze einnahmen. Fürst Constantin zu Hohenlohe-Schillingsfürst hieß das Konzertpublikum vor der malerischen Kulisse willkommen – eine Bühne für die Inszenierung wurde eigens errichtet.

Eindrucksvoller szenischer Liederabend dank Margriet Buchberger und Christoph von Weitzel.
Darauf zu sehen: ein Schminktisch mit Schublade, dazu zwei Stühle, eine Kleiderpuppe mit einem dunkelblauen Kleid und ein Konzertflügel. Der Pianist Ulrich Pakusch eröffnete den szenischen Liederabend mit dem Impromtu in Ges-Dur, erzählte von Schuberts unerfüllter und ungestillt gebliebener Sehnsucht nach einer schönen, treuen, ihn wahrhaft liebenden Frau. In „Der Doppelgänger“ besingt der Bariton Christoph von Weitzel sein Liebesleid aus einem geöffneten Fenster des Schlosses – währenddessen betritt Margriet Buchberger die Bühne. Sie wünscht sich, dass die beglückenden Träume der Nacht immer wiederkehren mögen.
Zauberhafte Liebesgeschichte
Christoph von Weitzel hat bekannte und selten zu hörende Lieder von Franz Schubert, Robert Schumann, Felix Mendelssohn, Johannes Brahms, Frédéric Chopin, Hugo Wolf und Ludwig van Beethoven ausgewählt und zu einem szenischen Liederabend zusammengestellt, so dass sich eine zauberhafte Liebesgeschichte entwickelt, die der Sehnsucht der Liebenden, der unerfüllten Liebe und der Hoffnung auf Erfüllung nachspürt, aber auch das Scheitern einer Beziehung im Blick hat.
Während Christoph von Weitzel musikalisch die „Liebesbotschaft“ überbrachte, saß Margriet Buchberger am Schminktisch und machte sich zurecht, verhielt sich eher zurückhaltend und abwartend, als ihr Liebender mit Schumanns Intermezzo „Dein Bildnis wunderselig“ ihre Schönheit besang. Dramatisch, dicht und gefühlvoll erwiderte die Angebetete „Nur wer die Sehnsucht kennt, weiß, wie ich leide“ und nahm ein Bildnis aus der Schublade. „Er“, ist der Herrlichste von allen, und sie fanden sich im Duett zu Mendelsohns „Ich wollt, mein Lieb ergösse sich all in ein einzig Wort“.
Beschwingt im Dreivierteltakt erklang „Mädchens Wunsch“ – Margriet möchte ihr Liedlein nur für den einen singen. Doch mit Gretchen am Spinnrad ist es dahin mit der Ruhe, das Herz ist schwer. Jagdfanfaren zauberte der Pianist auf dem Flügel, bevor Margriet mit leisen Liedern den Liebsten zu sich rief. Spannungen am Abend, wo sich dem „tausigsten Schatz“ die Frage stellte, ob sich in die Beziehung eine Liebschaft gedrängt hat.
Es folgte Schuberts „Du liebst mich nicht“ – und das Bild verschwand wieder in der Schublade. Mit dem Mörike-Lied (1888) „Lasst dies Herz alleine haben sein Wonne, seine Pein!“ in der Vertonung von Hugo Wolf offenbarte Christoph von Weitzel tiefes Liebesleid, dem Margriet Buchberger mit „Liebestreu“ von Johannes Brahms begegnete: „Meine Treue, die hält ihn aus“.
Der Schlosshof wurde zur Bühne. Während die beiden Protagonisten entlang des Publikums nach hinten schrittenen, interpretierte Ulrich Pakusch Beethovens „Adagio sostenuto“ aus der Mondscheinsonate. Beethoven hat zudem Goethes „Wonne der Wehmut“ vertont, das dramatische Finale, bei welchem die Tränen der unglücklichen Liebe, der ewigen Liebe, nicht trocknen sollen.
Publikum verzaubert
Begeisterten Applaus gab es für die grandiose Zusammenstellung und Inszenierung des traumhaft schönen Liederabends mit der wunderbaren Sopranistin Margriet Buchberger. Ihre Ausstrahlung verzauberte das Publikum. Eindringlich gelang es auch Christoph von Weitzel, ausgehend vom Wort, die Musik zu ergründen und mit seinem warmen Bariton die seelischen Grundstimmungen der Lieder wiederzugeben. Vollendet hat den musikalischen Hochgenuss der Pianist des Abends, Ulrich Pakusch. Der Hohenloher Kultursommer bot erneut ein überwältigendes Konzert- erlebnis auf Schloss Schillingsfürst – einfach fantastisch. -sw-
Schreibe einen Kommentar