Durch diese hohle Gasse
Neue Schilder und Poller weisen Ein- und Ausfahrt am Bezoldweg-Parkplatz
ROTHENBURG – Nach der heftigen Kritik angesichts der zunehmenden Anzahl an Wohnmobilen und Bussen, die unerlaubterweise auf dem Parkplatz am Bezoldweg abgestellt wurden, besserte die Stadt nun nach. Doch diese Neuerungen finden bei Anwohnern und Parkplatz-Suchenden ebenfalls nicht uneingeschränkt Anklang.

Augenmaß und Schritttempo sind der Schlüssel für die berührungsfreie Einfahrt auf den Parkplatz. Fotos: Scheuenstuhl
Endlich war das ersehnte Ziel vor Augen: Ein Parkplatz direkt vor den Toren der Altstadt, sogar mit natürlichen Schattenspendern. Die Einfahrt wurde angepeilt. Doch mit jedem Zentimeter kamen die rot-weiß-grauen Poller bedrohlich näher und der Durchlass wurde enger. Lohnt es sich wirklich für den zentrumsnahen Stellplatz womöglich einen Kratzer in dem schicken geländegängigen Wagen zu riskieren? Eher nicht. Also Rückwärtsgang rein und es bei der nächsten Einfahrt versuchen.
Doch dort wird die Einfahrt sogar per Verkehrsschild verboten. Alternativ wird dann halt im nebenliegenden Wohngebiet nach Parkplätzen gesucht. Allerdings vergebens. Also wieder Anlauf für den Bezold-Parkplatz nehmen und an der Ausfahrt einfach einfahren – trotz der Verbotsschilder. Ganz nach dem Motto: Wo kein Kläger, da kein Richter.
So erging es kürzlich einem Touristen, der Rothenburg besuchen wollte. Unbewusst kam er dadurch in den Genuss, die neueste Attraktion der Tauberstadt kennenzulernen. Es ist der jüngste Versuch, den wildparkenden Wohnmobilen, Wohnwägen und Bussen auf dem Bezoldweg-Parkplatz Einhalt zu gebieten. Den Ärger bei Anwohnern und anderen Parkplatzsuchenden über diese Unsitte nehme man in der Stadtverwaltung durchaus ernst. Doch sieht man die Angelegenheit auch realistisch: „Für diesen Parkplatz wird es keine optimale Lösung geben“, erklärt Roland Pfaffelhuber, Leiter des Ordnungsamtes.
Beschränkung auf 2,2 Meter
Die angepasste Situation vor Ort stellt sich wie folgt dar: Über die Zufahrt des P 5, also des Bezoldweg-Parkplatzes, in der Nähe der Berufsschule darf man den Parkplatz nur noch verlassen. Eine Einfahrt ist per Verkehrsschild verboten. Die zweite Zufahrt (Nähe Klingentor) ist ausschließlich für die Einfahrt gedacht. Dank Poller bleibt den Fahrern nur 2,3 Meter, um ihr Auto in den Parkplatz zu navigieren, der für Fahrzeuge mit einer maximalen Breite von 2,2 Metern beschränkt ist.

Aus Angst, das Auto am Poller zu beschädigen, wird kurzerhand das Einfahrtsverbot ignoriert.
„Man muss dabei schon langsam und vorsichtig fahren“, räumt Roland Pfaffelhuber ein. Die Poller waren letztlich für die Stadt die beste Altenative, um größeren Fahrzeugen die Zufahrt zum Bezoldweg-Parkplatz madig zu machen. Allein mit der Beschilderung, die den P5 als reinen Pkw-Parkplatz auswies, habe man das Problem nicht in den Griff bekommen. Und auch der bisherige Fahrbahnteiler an der Zufahrt in Nähe des Klingentors habe laut Roland Pfaffelhuber „nichts gebracht“.
Viele Anwohner und Parkplatz-Suchende forderten an beiden Zufahrten eine entsprechende Höhenbeschränkung. Doch auch dies wäre für die Stadtverwaltung nicht der große Wurf gewesen. Man befürchtete, dass diese von den größeren Fahrzeugen in absehbarer Regelmäßigkeit angefahren werden. Diese Erfahrung habe man zumindest bei früheren Versuchen damit gemacht.
Die Poller habe man vor einiger Zeit bereits auf einer Messe gesehen und im Hinterkopf behalten, so Roland Pfaffelhuber. Zwar seien sie am Bezoldweg-Parkplatz fest im Boden verankert, doch das besondere Material und eine gewisse Beweglichkeit sollen garantieren, dass bei einer leichten Berührung keine Kratzer am Auto entstehen.
Ass im Ärmel
Seit ein paar Tagen gibt es nun die veränderte Ein- und Ausfahrtsregelung am Bezoldweg-Parkplatz. Dadurch werden ankommende Fahrzeuge zu der Einfahrt mit den Pollern gelenkt, die die Zufahrt in der Breite begrenzen. Sollte ein kühner Bus- oder Wohnwagenlenker diese jedoch bewusst „überfahren“ (oder gleich verkehrsregelwidrig die eigentliche Ausfahrt als Einfahrt missbrauchen) hat die Stadt noch ein Ass im Ärmel.
Durch die Hinweisschilder, dass es sich ausschließlich um einen Pkw-Parkplatz handelt, ist es für andere, größere Fahrzeuge generell verboten, dort zu parken. Das Einfahrtsverbots-schild habe laut Ordnungsamt am vergangenen Wochenende nach den baulichen Neuerungen gefehlt. Und es kam deshalb prompt zu einem erneuten Fall von Wildparkens, wie ein aufmerksamer Anwohner bemerkte.
Nicht nur dass sich die Eltern der Touristen-Familie mit diesr Park-platzwahl für ihr rollendes Haus kein Ruhmesblatt verdienen. Auch die beiden Söhne legten angeblich ein eher befremdliches Verhalten an den Tag. Sie sollen sich vor dem Zubettgehen einfach in den Büschen erleichtert haben, die den Parkplatz einfassen. So lauten zumindest die Angaben des Anwohners.
Keine nötige Infrastruktur
Roland Pfaffelhuber macht deutlich, dass dies ein untragbares Benehmen sei, das ihn ebenfalls ärgern würde, wenn er dort Anwohner wäre. Die Stadtverwaltung duldet keinen inoffiziellen Wohnwagen-Parkplatz am Bezoldweg, betont er erneut. Deshalb wurde dort auch nicht die Infrastruktur für Campingplätze, wie Wasser, Strom und sanitäre Anlagen eingerichtet. Diese gibt es an den extra für Wohnmobile ausgewiesenen Parkplätzen P 2 (Nördlinger Straße) und P 3 (Schweinsdorfer Straße).
Die großen und schweren Gefährte sind nicht nur wegen des übermäßigen Platzes, den sie in Anspruch nehmen, am Bezoldweg nicht gern gesehen. Sie schädigen aufgrund ihrer Höhe auch den dortigen alten Obstbaumbestand. Straßenverkehrsrechtlich wurde alles für einen reinen Pkw-Parkplatz getan. Aber: „Es wird immer Leute geben, die alle Regeln ignorieren“, bringt es Roland Pfaffelhuber auf den Punkt. mes
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