Liebenswerte Heimat

Historische Wanderung zum Gailnauer Berg mit Steinbruch

GAILNAU – Die diesjährige historische Wanderung des Bürgerforums „Wörnitztal mit Zukunft – Allianz für eine lebenswerte Heimat“ führte in Kooperation mit der Kreisgruppe Ansbach des Bund Naturschutz (BN) zum Naturdenkmal „Gailnauer Berg“. Nahezu 100 Interessierte fanden sich deshalb am Ausgangspunkt in Obergailnau ein.

Karl Lehr (Mitte mit blauer Hose) erklärt den Wanderern den Erdrutsch. Foto: Meyer

Karl Lehr (Mitte mit blauer Hose) erklärt den Wanderern den Erdrutsch. Foto: Meyer

Bürgerforumsvorsitzender Bernd Glasauer machte dort im Rahmen seiner Begrüßung auch auf die auf der nahen Frankenhöhe vorbeiführende Europäische Wasserscheide „im Herzen Europas“ aufmerksam, welche die Niederschläge entweder über den Rhein in die etwa 700 Kilometer entfernte Nordsee oder über die Donau ins rund 1800 Kilometer entfernte Schwarze Meer abließen lässt.

Bis zur Mündung würden aus kleinen Bächen große Flüsse und Ströme werden – ähnlich sei die Entwicklung des Widerstands gegen den geplanten Gewerbepark am Autobahnkreuz gewesen, wo sich aus kleinen Anfängen allmählich das Bürgerforum mit seinen zahlreichen Mitgliedern formiert habe. Das Interesse an der jetzigen Veranstaltung zeige auch auf, so Glasauer weiter, dass der Widerstand gegen dieses Vorhaben auch weiterhin Bestand haben wird.

Vom Ausgangspunkt bei Obergailnau ging es zunächst unter der Anleitung von Karl Lehr (Oberampfrach) vorbei an alten Sandsteinbrüchen, aus denen Steine gewonnen wurden, welche in früheren Zeiten auch für den Bau von Schloss Schillingsfürst, für die Rothenburger Jakobskirche, für den „Daniel“, dem Turm der spätgotischen Hallenkirche St.-Georg in Nördlingen und sogar für die Errichtung des Stuttgarter Hauptbahnhofes Verwendung gefunden hatten.

Weiter unterhalb dieser Örtlichkeit kam man zu einem Areal, wo im April 1957 ein gewaltiger Erdrutsch abgegangen war. Geologischen Untersuchungen zu Folge hatten dort Wasserversickerungen im Erdreich den gewaltigen Hang zum Abrutsch gebracht. Noch heute könne man die Folgen für die Fauna an den sichelförmigen Stämmen mancher Bäume erkennen, so Lehr.

In den Jahren danach hätte sich das Areal des Erdrutsches zu einem beliebten Ausflugsziel in der Region entwickelt, wie es hieß. An dieser Stelle wartete BN-Geschäftsführer Helmut Altreuther mit Ausführungen zur Pflanzenwelt auf; dieser wies dabei auch auf biologische Besonderheiten hin. Im Anschluss ging es steil bergauf bis zum Gipfel des Gailnauer Schlossbergs, welcher auf einer Meereshöhe von bis zu 550 Metern über dem Meeresspiegel liegt und an dessen Hängen heute Emus, Lamas, Schafe und Ziegen eines privaten Halters weiden.

Von einer dortigen ehemaligen Keltenschanze ergibt sich nach Norden ein wunderbarer Ausblick bis in das Rothenburger Land. Den Ausführungen von Elisabeth Binder (Ungetsheim) zu Folge, hatte man vom dortigen Schloss Blickkontakt zu den anderen Burgen in der unmittelbaren Umgebung. Die Kontrolle der alten Handelsstraßen war hier oberstes Ziel. So habe es im nahen Arzbach (Gemeinde Wörnitz) bis ins Jahr 1964 eine Zollstation gegeben.

Die Burg in Gailnau war nach einem ständigen Wechsel der Schlossherren schon im Jahre 1408 eingeebnet worden. In Anlehnung an den Raubritter Eppelein von Gailingen sprach man im Volksmund auch von der „Eppeleins-Burg“, doch ergab sich dessen Namenszusatz nicht aus dem Ort Gailnau, obgleich dieser fränkische „Robin Hood“ auf der Gailnauer Burg zwar genächtigt haben soll, aber nie deren Schlossherr war.

Der letzte Raubritter

Geboren unter seinem eigentlichen Namen Apollonius von Gailingen starb der zuletzt vogelfreie Raubritter (nach einer Legendenbildung) 1389 in Neumarkt in der Oberpfalz. Ein „Eppeleins-Bänklein“ erinnert noch heute am Gailnauer Schlossberg an dessen Spuren im Bereich der Rothenburger Landhege. Der kleine Ort Gailnau war für eine kurze Zeit sogar eine Stadt gewesen und verfügte über das Marktrecht.

Nach zweistündiger Exkursion ließ man die Abendwanderung gesellig bei zünftiger Brotzeit im Gailnauer Steinbruch ausklingen, wo anderntags von der Dorfbevölkerung das „Steinbruchfest“ gefeiert wurde. hm

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