Dem Brauchtum verbunden

Bügelkirchweih in Insingen lässt alte Handwerkskunst wieder aufleben

INSINGEN – Zwei Tage lang wurde bei der Bügelkirchweih in Insingen das Leben auf dem Land mit seinem Brauchtum und seiner alten Handwerkskunst gefeiert. Abgesehen von einer kleinen Ausnahme am Sonntagvormittag bescherte Petrus der Gemeinde Kaiserwetter für die 20. Ausgabe dieses besonderen Straßenfestes.

Seine ganze Strahlkraft zeigte die Sonne am Samstag und sorgte damit beim vorgezogenen Auftakt der Bügelkirchweih im Hof des Gasthauses Dollmann für überragende Besucherzahlen. Anlässlich des runden Geburtstags hatte man beschlossen, erstmals schon am Sonnabend in die Feierlichkeiten zu starten. Und dazu hatte sich sogar hoher Besuch angekündigt: Bierkönigin Lisa I. kam extra nach Insingen, um dem Bieranstich beizuwohnen. Bürgermeister Peter Köhnlechner benötigte zwei Schläge für den flüssigen Startschuss. Das Duo „Felix und Felix“ sorgte anschließend für beste Bierzeltstimmung. Das Gemeindeoberhaupt zeigte sich beeindruckt, wie gut die Kirchweih-Erweiterung auf Samstag angenommen wurde. Eine Wiederholung im nächsten Jahre – auch ohne Jubiläum – möchte er deshalb nicht ausschließen.

Urlaubserinnerung der besonderen Art: Luis legt sich für sein Seil mächtig ins Zeug.Fotos: Scheuenstuhl

Urlaubserinnerung der besonderen Art: Luis legt sich für sein Seil mächtig ins Zeug. Fotos: Scheuenstuhl

Während am Abend zuvor das kühle Nass in den Bierkrügen für Stimmung sorgte, machte es am Sonntagvormittag vom Himmel kommend dem Freiluft-Gottesdienst einen Strich durch die Rechnung. Alternativ holte man sich dann einfach in altbekannter sakraler Umgebung mit Anspiel, Singkreis und Posaunenchor den Segen von oben für das Gemeindefest. Pünktlich zum geselligen Teil der Bügelkirchweih zeigte sich auch wieder die Sonne in voller Pracht. Die Traditionsveranstaltung wurde vor 20 Jahren von Rudolf Ebert und Burk-hard Stark, dem damaligen Bürgermeister-Pfarrer-Gespann, ins Leben gerufen. Ein ähnliches Fest hat es wohl bereits schon früher gegeben. Es soll mit der einstigen „Teilung“ der Gemeinde durch den Bibergraben zu tun haben, wodurch der östliche und westliche Gemeindebereich unterschiedlichen Herrschaften unterstellt waren und eigene Kirchweihfeste gefeiert haben. Thematisch lehnt sich die Bügelkirchweih an die einstigen Niederfall-Feiern nach der eingebrachten Ernte an.

In diesem Sinne wurde das bäuerlich-handwerkliche Leben von anno dazumal besonders präsentiert. In einem Zelt vor der Sonne geschützt zeigten die Bewahrer althergebrachter Handwerkskunst, wieviel Zeit, Mühe und Geschick in der händischen Herstellung gewisser Produkte steckt. So fertigte etwa der gebürtige Insinger Willi Eisenmann, seines Zeichens Wagner, vor Ort einen Schubkarren aus Holz. Korbmacher Richard Probst widmete sich seinem Flechtwerk und unterhielt die interessierten Damen mit dem einen oder anderen Spruch. Seinen fertigen Korb ließ er zum Wohle des Insinger Kindergartens versteigern.

Selbst Hand anlegen durften die kleinen und großen Besucher an dem Stand von Günther und Gertrud Ebert. Die beiden Bienenfreunde hatten nicht nur die Erzeugnisse ihrer fleißigen Insekten im Gepäck, sondern leiteten auch Interessierte darin an, Bienenwachskerzen selber herzustellen. Produkte größerer und flauschigerer Tiere präsentierte Renate Gundel. Die Insingerin setzte ihre selbstgesponnene Wolle in kräftigen Naturfarben ins Szene und erklärte den Vorbeischauenden ihre Waren. Heiß begehrt bei den Kindern war vor allem die Seilstation. Die Strickmacher Herrmann Siebert, Otto Gögelein und Udo Löschel mit – schick im Dirndl – Tochter Verena ließen die Nachwuchsseiler ans Werk. Einer von ihnen war Luis, der mit seiner Familie aus dem Main-Spessart-Kreis gerade auf Urlaub in Insingen ist. Die Vorfreude auf sein selbstgedrehtes eigenes Seil machte die anstrengende Kurbelei mehr als wett.

Für die kleinen Besucher war das Basteln von Bienenwachskerzen ein großer Spaß – Günther und Gertrud Ebert besorgten das Rohmaterial.

Für die kleinen Besucher war das Basteln von Bienenwachskerzen ein großer Spaß – Günther und Gertrud Ebert besorgten das Rohmaterial.

Im Schatten der örtlichen Bankfiliale ließen die „Flotten Fädchen“ um Karin Kreiselmeyer ihre Klöppel über die Rollen fliegen, wodurch nach und nach filigrane Garnmuster entstanden. Auch gestrickt wurde im Vorraum der VR-Bank. Kurzzeitig lenkte sich die ganze Aufmerksamkeit der Besucher auf die zahlreichen tuckernden Schätze bei der Schlepper-Rundfahrt (wir berichten noch). Zusammen mit Freunden ließ Manfred Leyh fränkische Volksmusik ganz ohne Verstärker erklingen. Mit Blootz, Küchle und Rollen kam selbst das kulinarische Brauchtum nicht zu kurz. Dank der zahlreichen Besucher und des großen Engagements der Beteiligten war die Bügelkirchweih auch für Bürgermeister Peter Köhnlechner „ein voller Erfolg“. mes

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