Zeitreise durch 800 Jahre

Bürger zeigen großes Engagement für das Geslauer Gemeindejubiläum

GESLAU – Auf Zeitreise durch die eigene Geschichte begibt sich Geslau an diesem Wochenende. Zur Feier der ersten urkundlichen Erwähnung des Ortes vor genau 800 Jahren stellt die Gemeinde vom Samstag, 10. bis Montag, 12. September ein umfangreiches Geburtstagsprogramm auf die Beine.

Große Freude: Die frischgedruckten Chroniken wurden geliefert.

Große Freude: Die frischgedruckten Chroniken wurden geliefert.

Auch wenn Minister Markus Söder, der beim politischen Abend auftritt, der wohl berühmteste Gast sein wird. Die bedeutendsten bleiben aber die engagierten und tatkräftigen Ges-lauer, die dieses Fest überhaupt erst möglich machen. „Im Laufe der Zeit hat sich ein richtiges Jubiläumsfieber entwickelt“, freut sich Bürgermeister Richard Strauß über die Aufbruchstimmung, die die Feierlichkeiten bei seinen Geslauern ausgelöst haben. Es kämen immer neue Anregungen, was man noch alles umsetzen könnte. Außerdem merke man, dass sich die Bürger „viele Gedanken über die Geschichte“ ihrer Gemeinde machen. Vor Weihnachten ist das Thema erstmals aufgekommen. Der Termin sei dann relativ schnell festgestanden, nachdem man die Idee verworfen hatte, die 800 Jahre im Rahmen des Marktplatzfestes zu begehen. „Zum einen wäre die Vorbereitungszeit zu kurz gewesen und zum anderen soll das Jubiläum etwas besonderes werden und nicht in einem anderen Fest untergehen“, erklärt das Gemeindeoberhaupt. Der „harte Kern“ des Festausschusses besteht aus etwa zehn Leuten, die projektbezogen von weiteren Engagierten unterstützt werden. Dank des bereits im Mai abgehaltenen Heimatabends und des jüngsten Wirtshaussingens hätten die Bürger gemerkt, „was in Geslau läuft“, so Richard Strauß. Nach dem Jubiläumsfest soll es weitere Veranstaltungen geben, die die Geschichte des Dorfes und die ländlichen Traditionen aufleben lassen. Ein Schmankerl des runden Gemeindegeburtstages ist schon komplett in trockenen Tüchern.

Die erste umfassende Chronik mit einer Auflage von 350 Stück ist gedruckt und kann bereits in der Gemeindekanzlei erworben werden. Die Autoren Bernhard Heim, Herrmann Schmidt und Erika Rüdel recherchierten, sammelten Material und texteten, so dass eine leserfreundliche Lektüre und ein Standardwerk für jeden Geslau-Freund entstanden ist. „Man merkt an der Chronik, dass ich Erdkundelehrer bin, weil ungewöhnlich viele Fotos darin sind“, schmunzelt Bernhard Heim. Und mit Fotos hat auch sein zweites Engagement für das Jubiläum zu tun. Anfang des Jahres ging an alle Geslauer der Aufruf, alte Fotos und Postkarten zu Bernhard Heim zu ­bringen. Insgesamt 450 dieser Zeitzeugnisse kamen dabei zusammen und wurden eingescannt. Am Schluss schafften es 250 davon in die Endauswahl und somit in die Ausstellung, die am Sonntag im Evangelischen Gemeindehaus zu sehen sein wird. Besucher kommen aber auch in den Genuss bewegter Bilder. Ein Team um Günther Butt fertigte für das Jubiläum einen Film über Ges-lau an. In dem einstündigen Werk sind neben Interviewsequenzen auch Standbilder sowie Szenen aus dem bäuerlichen Leben von einst zu sehen. Ein paar Geslauer machten hierfür den Spaß mit und schlüpften in die Rolle von Feldarbeitern. Der Film wird am Sonntag jeweils ab 12.10 Uhr, 14.10 Uhr und 16 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus gezeigt. Wer seinen Lieben in der Ferne einen einmaligen Gruß aus Geslau schicken möchte, für den hat sich die Gemeinde etwas spezielles ausgedacht: Sie ließ bei der Deutschen Post Briefmarken zu je 70 Cent mit Geslau-Motiven drucken. Diese Sets können bei dem Fest ebenfalls erstanden werden.

Große Freude: Die frischgedruckten Chroniken wurden geliefert.

Große Freude: Die frischgedruckten Chroniken wurden geliefert. Fotos: privat/mes

Große Freude: Die frischgedruckten Chroniken wurden geliefert.

Auf Tradition legt man besonderen Wert an der Jubiläumsfeier. Beim großen Festumzug geht man jedoch neue Wege. So ziehen bereits am Samstagabend ab 18.30 Uhr die 65 Gruppen, angeführt von der Blaskapelle Geslau als Lokalmatador, vom Marktplatz über das Sägewerk und den Ringweg zur Festhalle. Dieser Termin sei eine bewusste Entscheidung gewesen, damit der Sonntagnachmittag ganz dem Erkunden der zahlreichen über die Gemeinde verteilten Stationen gewidmet werden könne, betont Bürgermeister Richard Strauß. Neben 20 Wagen werden sich auch Gemeindeoberhäupter und andere Politiker sowie so manches gekrönte Haupt in dem Tross befinden. Am Sonntag beginnt das Festprogramm um 10 Uhr mit einem Gottesdienst Es soll darüber hinaus um 12.30 Uhr in der Festhalle nochmals einen besonders feierlichen Startpunkt gestaltet von der Zukunft der Gemeinde, also der Kinder, geben. Außerdem ist ab 13.20 Uhr eine gemeinsame Aktion für die anwesenden Bürgermeister der befreundeten Gemeinden geplant, zu der ihr Kollege Richard Strauß aber noch nichts weiter verraten möchte. „O Geslau du mein Heimatort für mich bist du so schön, du kleines Dorf im Frankenland, dich möcht ich wieder sehn“, dichtete Leonhard Vogel in der heimlichen Hymne für seine Heimat und er erfüllt sich den Wunsch nun gleich selbst. Denn am Jubiläums-Sonntag wird der Mundartdichter, den es mittlerweile in östlichere Gefilde verschlagen hat, wieder nach Geslau kommen und jeweils ab 13.15 Uhr und 15 Uhr im Gemeindehaus seine Werke vortragen. Neben einem vollgepackten und vielseitigen Programm an derartigen Sonderveranstaltungen gibt es auf Schritt und Tritt mitten in der Gemeinde ebenfalls einiges zu erleben. An insgesamt 55 Stationen – mit Marktplatz, Badergasse, Bergstraße, Kreuthfeldstraße, Gemeindehaus und Kirche als Mittelpunkt – unterhalten Privatleute, Unternehmen und Vereine mit verschiedenen Aktionen die Besucher. Aber auch Einblicke, wie bestimmte Berufe in früheren Zeiten ausgeübt wurden, gibt es etwa bei Bader, Korbmacher, Wagner, Büchsenmacher, der Fahrschule, der Feuerwehr und dergleichen. Um sich bei dieser Gemeindetour zwischendurch zu stärken, werden unter anderem auch Kartoffelpuffer, Baunzen, Hitzblotz, Federweiser, Wein, Liköre und Falafel (syrische Spezialität) angeboten. An etwa 60 Gebäuden sind zudem eigens für das Fest sogenannte Haustafeln angebracht, die Auskunft über die jeweilige Geschichte und die einzelnen Besitzer im Laufe der Zeit geben. Die Dokumentation geht teilweise bis ins Jahr 1579 zurück. „Durch den 30-Jährigen Krieg und die Pest standen viele Häuser leer“, erklärt Bernhard Heim. Über 1700 Leute seien deshalb in Geslau angesiedelt worden, deren Nachnamen heute noch in der Gemeinde präsent sind. Schlusspunkt der Feierlichkeiten ist am Montag ab 19 Uhr der Auftritt von Markus Söder beim politischen Abend im Festzelt. Die örtliche CSU und Landtagsabgeordneter Jürgen Ströbel stellten die Verbindung zum Staatsminister für Finanzen, Landesentwicklung und Heimat her. Gemäß des Geistes des Jubiläumsfestes wünschten sich die Gemeindeverantwortlichen von ihm eine Rede über „Ehrenamt und Heimat“. mes

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