Schützenhilfe für die Natur

Insinger „Krabbehölzle“ kann dank Entbuschung wieder erkundet werden

INSINGEN – Frühjahrsputz im „Krabbehölzle“: Die Hutung am südwestlichen Rande der Gemeinde wird momentan auf Vordermann gebracht. Mittels umfangreicher Entbuschungsmaßnahmen möchte die Gemeinde das grüne Kleinod für Bürger als Naherholungsgebiet und für einige Pflanzenarten als Lebensraum wieder attraktiv machen.

Begutachtung der Arbeiten: Mario Beyer, Hanskarl Ruppe und Peter Köhnlechner (v.l).    Fotos: Scheuenstuhl

Begutachtung der Arbeiten: Mario Beyer, Hanskarl Ruppe und Peter Köhnlechner (v.l). Fotos: Scheuenstuhl

„Ist Hanskarl wohl wieder im ‘Krabbehölzle’?“ ist eine Frage, die Evi Ruppe gewiss bereits das eine oder andere Mal am Telefon zu hören bekam, als jemand sich nach dem Aufenthaltsort ihres Mannes erkundigte. Denn der Zweite Bürgermeister der Gemeinde Insingen ist bekannt für seine Liebe zu der bei den Insingern nur als „Krabbehölzle“ genannten Hutung, die sich nicht nur in regelmäßigen und ausgedehnten Spaziergängen ausdrückt, sondern sich auch im heimischen Wohnzimmer Bahn bricht, in Form einer Radierung einer „Krabbehölzle“-Kiefer von Heiner Krasser.

Es ist also nicht verwunderlich, dass es Hanskarl Ruppe war, der die Idee der „Entrümpelung“ der Hutung ins Spiel brachte. Denn vor einigen Jahren stand die Gemeinde vor der Aufgabe, für den neuaufgelegten Bebauungsplan für das Gewerbegebiet entsprechende naturschutzrechtliche Ausgleichsflächen zu schaffen. Anstatt landwirtschaftliches Gebiet abzukaufen, um darauf Streuobstwiesen anzulegen, entschied man sich, das „Krabbehölzle“ wieder ordentlich auf Vordermann zu bringen. „Wir wollten der Natur ein Stück zurückgeben“, erklärt der stellvertretende Bürgermeister.

Die Hutung hat aber nicht nur aufgrund der nostalgisch-emotionalen Gefühle von Hanskarl Ruppe und vieler anderer Insinger eine besondere Bedeutung. Auch die Untere Naturschutzbehörde hat ein großes Interesse, dass dort mal wieder aufgeräumt wird. Denn die einst typische Hutung oder auch Waldweide, sei laut Behörde sehr artenreich gewesen. So fanden sich dort beispielsweise Dornige Hauhechel und Johanniskraut, aber auch der Gewöhnliche Fransenenzian, der nach der Bundesartenschutzverordnung geschützt ist und sich auf der Roten Liste der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten befindet.

Schafe gegen Überwucherung

Gemeinhin geht man davon aus, dass die Samen an die 30 Jahre im Erdreich überdauern. Es ist also fünf vor zwölf, wenn diese Arten auf dem Hügel über Insingen wieder Wurzeln schlagen sollen. Damit sie sich entfalten können, ist Platz und daraus folgend Sonnenlicht nötig. Die Befreiung des sogenannten Trockenrasens der Hutung von übermäßigem Pflanzenwuchs gelingt am besten durch weidende Schafe. Doch damit sich die wollenen Rasenmäher in dem Areal überhaupt gütlich tun können, musste zunächst mit der Elektrosense Hand angelegt werden. In Zukunft sollen die Schafe regelmäßig in der Hutung vorbeischauen.

Natürlicher Wuchs: Durch die Entbuschung kommen einmalige Astwerke zum Vorschein.

Natürlicher Wuchs: Durch die Entbuschung kommen einmalige Astwerke zum Vorschein.

Etwa sieben fleißige Helfer kümmern sich um die nötigen Entbuschungsmaßnahmen auf den knapp 33 000 Quadratmetern. Zuvor wurde genau festgelegt und gekennzeichnet, welche Bäume und Büsche stehen bleiben sollen. Das oberste Ziel dabei war, die alten Fichten freizustellen. Vereinzelt durften auch Kiefernnachwuchs, Laubbaum-Aufwuchs und ältere Sträucher an ihrem angestammten Platz bleiben. Zudem schaffte man kleine urwüchsige „Inseln“, die als Rückzugsort und Brutgelegenheit für Singvögel dienen sollen. Auch am Rande der Hutung bleibt der wilde Bewuchs weitgehend erhalten, damit der Wind nicht so durch die Waldweide pfeift und Schaden anrichtet.

Totholz, das Musterbeispiel für eine Biotop- und Artenschutzmaßnahme, darf dort nicht liegen bleiben, weil sonst Nährstoffe in den Boden gelangen, die dem Trockenrasen schaden. Deshalb sollen auch die Schafe zwar den Bewuchs im Zaum halten, das Endprodukt des Abgrasen aber möglichst außerhalb der Hutung hinterlassen. Auch Feuerstellen sind durch die schädliche Nährstoffeintragung in den Boden verboten, weshalb Bürgermeister Peter Köhnlechner schon einige Anfragen dort Veranstaltungen abzuhalten, eine Absage erteilen musste.

„Es ist ein enormer Arbeitsaufwand“, sagt Hanskarl Ruppe. Die Kosten für Personal und Maschinen schlagen einerseits mit 5000 Euro zu Buche. Durch den Verkauf des ausgemusterten Holzes konnte die Gemeinde andererseits 1500 Euro einnehmen. Bereits 2015 startete die „Entrümpelungsaktion“ in dem Biotop. Hanskarl Ruppe schätzt, dass im Februar die Arbeit beendet sein wird – falls die Witterung mitspielt. Doch schon jetzt sei die Akzeptanz bei den Bürgern für dieses Vorhaben hoch, freut sich Bürgermeister Peter Köhnlechner. Das größte Kompliment: Man treffe nun sogar Leute am „Krabbehölzle“, denen man den Abstecher in die Natur bislang gar nicht zugetraut hätte. mes

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