Rohrturm hat 580 Jahre auf dem Buckel

Teil der Landhege-Anlage – Historisches Bauwerk im Hohenlohischen ist einst für einen Euro verkauft worden

ROTHENBURG – Wie kaum auf ein anderes Objekt trifft es auf den Rohrturm bei Hilgartshausen im Hohenlohischen zu: Das Motto „Gemeinsam Denkmale erhalten“ zum zurückliegenden „Tag des offenen Denkmals“. Anlässlich der Landhegewanderung des Vereins Alt-Rothenburg haben wir uns vor Ort umgesehen und in Erfahrung gebracht, was ins Auge gefasst ist, um dieses Zeugnis des Rothenburger Reichsstadtgebietes zu erhalten.

Rundum eingerüstet: der Stumpf des Rohrturms mit historischem Türsturz von 1560. Fotos: Pfänder

Rundum eingerüstet: der Stumpf des Rohrturms mit historischem Türsturz von 1560. Fotos: Pfänder

Am Baudenkmal trafen wir Helmut Heberlein, dem Besitzer des ganzen Hofgutes und der Postanschrift „Rohrturm 1“, sowie mit dem Steinmetz- und Steinbildhauermeister Horst Herzig, zugleich Vorsitzender des historischen Vereins von Rot am See. Heberlein ist jetzt Rentner und hat einen 15 Hektar großen Hof aufgegeben und verpachtet.

Vor 25 Jahren hatte er den ehemaligen Rohrturm gekauft und als Schweinestall genutzt. Das lässt sich jetzt noch im Innern erkennen. Später hat Heberlein den Turm dann für einen Euro an den historischen Verein verkauft. „Gerichtet hätte man den baufälligen Turm auf alle Fälle“, betonte Heberlein. Herzig erzählt uns, dass er nach dem Krieg immer wieder mit seiner Mutter hierher gekommen war – wie etwa zum Kartoffelklauben. Er habe gewusst, dass der Turmstumpf historisch ist, weil Rest eines vor zirka 580 Jahren errichteten Gebäudes.

Da sei einmal einer dagewesen mit dem Auto und habe das Wappen auf der Ostseite des Turmes für 1000 Euro abkaufen wollen, erzählt Herzig. Das Wappen mache er selber raus und mauere die Lücke dann wieder zu, habe der Interessent versprochen „Da sind wir hellhörig geworden und haben uns mit dem Denkmalamt von Baden-Württemberg in Verbindung gesetzt“, so Herzig. Die Behörde sprach von einem Kleinod, was den Turm betrifft und bot eine Bezuschussung an, „wenn wir es so wie es jetzt ist richten, aber mit einem neuen Dach drauf“, erzählt Herzig. „Das sind wir eingegangen“, sagt er uns und zählt auf, welche Institutionen noch Zuschüsse bereithalten würden. 1000 Euro von der Stadt Rothenburg seien bereits eingegangen.

Seit Ende Juni ist der Turm nun durch eine Fachfirma eingerüstet. Die Mauer des Turmes ist 80 Zentimeter dick. Ob er einst rund 15 Meter oder gar 30 Meter hoch war, darüber gehen die Meinungen auseinander. Der Turm war durch Kriegseinwirkungen im Jahre 1945 zu Schaden gekommen. Im Februar 1946 war der ehrwürdige Rohrturm seinen erhaltenen Wunden erlegen und in sich zusammengestürzt. Nur die Grundmauern waren stehen geblieben. Auf diese hat man dann wieder ein Dach aufgesetzt.

Heberlein (li.) und Herzog wissen viel zu berichten.

Heberlein (li.) und Herzog wissen viel zu berichten.

Einst waren die Einfallstraßen der Rothenburger Landwehr durch neun Landtürme gesichert. Der Rohrturm ist einer davon. Er steht an der Straße von Hilgartshausen nach Musdorf. Das Motto am Tag des Offenen Denkmals jetzt, nämlich „gemeinsam Denkmale erhalten“, ist beim Rohrturm vorbildlich in Angriff genommen und teils schon umgesetzt. Zum „Tag des Offenen Denkmals 2016 war auf einer Schautafel eine Übersicht erstellt worden. Tische und Bänke luden zum Verweilen ein. Für Getränke war gesorgt. Zum Abschluss hatte sich der Verein Alt-Rothenburg unter der Leitung und Führung von Bernhard Mall angesagt. Eine „Landhegewanderung“ führte bei herrlicher Spätsommersonne von Speck-heim bis nach Hilgartshausen zum Rohrturm.

Mit der Anlage der Rothenburger Landhege wurde bereits in der Topplerzeit Ende des 14. Jahrhunderts begonnen, ließ Mall wissen. Zusammen mit den Befestigungsanlagen am Philosophenweg (Turmseelein) und am Lindleinsee zählt sie zu den Außenbefestigungsanlagen, die die eigentliche Stadtbefestigung ergänzen und den Landfrieden sichern sollten. Der Umfang und die Erhaltung dieser Anlagen seien einmalig und seien ein Alleinstellungsmerkmal der Stadt Rothenburg.

„Bei der Erhaltung und Pflege der Rothenburger Landhege bestehen erheblicher Handlungsbedarf“, betonte Bernhard Mall. Geboten sei eine überörtliche Koordination von Maßnahmen. Dazu gehörten unter anderem die Erfassung und Sicherung der Landhege einschließlich Landhegesteine sowie die Herausgabe einer zusammenhängenden, die Landesgrenze überschreitende, Karte. Zu begrüßen sei die Belebung der Erinnerung durch das geplante Rohrturmmuseum, so Bernhard Mall. hap

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