Ein Problemfall?

Denkmalamt und Dr. Bedal: Nein zum Schlachthof-Projekt

ROTHENBURG – Da scheint sich noch Klärungsbedarf abzuzeichnen. Bei ihrem Vorhaben, auf dem Schlachthofareal drei Märkte anzusiedeln, so versichert die „asp Projektsteuerung GmbH & Co KG“ mit Sitz in Hasselünne (Emsland) erneut, wolle sie den historischen Bestand weitgehend erhalten und einbinden. Aber dem Landesamt für Denkmalpflege und auch dem Stadtheimatpfleger Professor Dr. Konrad Bedal geht das nicht weit genug. Sie lehnen das Konzept ab.

Nach dem letzten Stand soll bei dem Vorhaben das Hauptgebäude des Schlachthofs zu einem Großteil entkernt werden. Übrig bleiben werden nach den Plänen des Bauherrn voraussichtlich nur noch die Gebäudehülle und einige Ausstattungsdetails. Hinzukommen soll ein großflächiger Flachdachanbau als Erweiterung nach Osten. Durch einen baulichen Versprung setzt er sich vom vorhandenen Bestand ab.

Kann der Schlachthof denkmalgerechter als bisher im Konzept Teil des kommenden Marktprojektes werden?   Foto: Weber

Kann der Schlachthof denkmalgerechter als bisher im Konzept Teil des kommenden Marktprojektes werden? Foto: Weber

Abgerissen werden sollen laut Konzept die Anbauten aus den 50ern und 60ern des letzten Jahrhunderts. Auch die erst zuletzt in die Denkmalliste aufgenommene Freibank soll dem Erdboden gleichgemacht werden. Was von den drei Pächtern (voraussichtlich Drogeriemarkt Rossmann, Biomarkt Denns und Deko-Ausstatter Depot) nicht für den Verkaufsbereich benötigt wird auf dem Areal, soll zu Stellplätzen gemacht werden beziehungsweise zur Warenanlieferungszone.

Bauplanungsrechtlich und auch bauordnungsrechtlich sieht die Verwaltung im Rathaus, speziell die von Stadtbaumeister Michael Knappe geführte Bauabteilung, keinerlei Grund, dem Projekt die Zustimmung zu verweigern. Um dem Immissionsschutz genüge zu leisten, muss zur Wohnbebauung Sportplatzsiedlung eine zwei Meter hohe Schallschutz-wand errichtet werden.

In einer ausführlichen Stellungnahme hat das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege die Planung als „nicht denkmalgerecht“ eingestuft und entschieden abgelehnt. Dabei weist die Münchner Behörde auf die Baugeschichte, die Gestaltung und die Funktion des Gebäudes sowie auf ihren Rang in der Rothenburger Baukultur hin. Stadtheimatpfleger Professor Dr. Konrad Bedal stört, dass der Hauptbaukörper nicht als Solitär erlebbar bleibt. Wenn schon Erweiterungsbau, dann solle dieser abgerückt oder höchstens durch einen überdachten Gang angeschlossen werden.

Vom Stadtrat ist in einer früheren Sitzung signalisiert worden, dass die denkmalschutzrechtliche Erlaubnis für die baulichen Veränderungen entgegen der fachlichen Stellungnahmen von Landesamt und Stadtheimatpfleger vom Stadtbauamt als Untere Denkmalschutzbehörde erteilt werden soll. Aus städtebaulichen Gründen: Das Fachmarktzentrum an dieser Stelle sei stadtplanerisch sinnvoll und ohne weitere Flächenversiegelung möglich. Es sei hier einer Ausweisung auf der grünen Wiese vorzuziehen. Für das historische Anwesen gebe es eine sinnvolle Nutzung und damit eine Perspektive für die Erhaltung, wenn auch in veränderter Form. Die Funktion des Schlachthofs bleiben auch künftig durchaus ablesbar. Ein Abrücken des Neubaus sei nicht erforderlich, weil er sich durch seinen Baustil, die flache Ausführung und den Versprung deutlich abhebe.

Oberbürgermeister Walter Hartl, der gestern Sitzung in München hatte, signalisierte gestern auf unsere Anfrage, dass er noch Gesprächsbedarf sieht. Eigentlich sollte im Bauausschuss am kommenden Montag schon der Beschluss erfolgen. Er habe mit dem Stadtbaumeister vereinbart, den Punkt von der Tagesordnung zu nehmen, teilte uns der Rathauschef gestern per E-Mail mit. -ww-

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