Großer Jubiläumsabend
Rotarier feierten fünfzigste Charter – Im Jahr 1966 gegründet
ROTHENBURG – Mit dem herrlichen Theatersaalambiente des Wildbads im Rücken, feierte der Rotaryclub Rothenburg vergangenes Wochenende seine fünfzigste Charter. Musikeinlagen, lockere Gespräche, Grußworte, Ansprachen und Reden, sorgten für eine festliche Atmosphäre. Unbeschwerter Abendgenuss und ein ernsthafter Blick auf sich selbst und sein Tun, hielten sich die Waage.
Eines sticht einem bei jedem Rotaryclub sofort ins Auge. Das Logo des Dachverbands „Rotary International“. Ein großes Zahnrad. Seit 1905 dreht es sich, in Gang gesetzt vom US-Amerikaner Paul Percy Harris. Über die Jahre entstanden so, verteilt über die ganze Welt, unzählige kleine und größere Rotaryclubs. Über diese Clubs als Basis, hat die Nichtregierungsorganisation inzwischen über 1,2 Millionen Mitglieder und verfolgt konsequent ihre Ziele, wie den Einsatz für Frieden und Völkerverständigung, das Leisten humanitärer Dienste und die Dienstbereitschaft im täglichen Leben.

Geselliges Beisammensein und reger Austausch: Die Rotarier feierten ihr Jubiläum in stimmungsvoller Atmosphäre. Fotos: Götz
Einer von weltweit rund 34.000 Clubs hat seinen Sitz in Rothenburg. Und inzwischen dreht sich das hiesige Rotary-Rad schon seit über einem halben Jahrhundert. Dass es in all den Jahren nie aufgehört hat sich zu drehen, mit der Zeit nie an Schwung verlor und sich auch 2016 mit dem diesjährigen Präsidenten Björn Krüger am Steuer, weiterdreht, ist eine bemerkenswerte Leistung. Vieles ist passiert in all den Jahren. Sowohl im Club selbst als auch im Wirken nach außen in die Region, Deutschland und die Welt. Die Jubiläumsfeier zu Ehren des 50jährigen Bestehens im Theatersaal des Wildbads war also eine mit vielen Geschichten über die Vergangenheit, aber auch mit dem wichtigen Blick in die Zukunft.
An diesem Abend feierte man sich selbst, sein Bestehen, seine Freundschaften und seine Taten. Ohne dabei moralisch überheblich zu wirken. Es war ein Abend voller Menschen mit Rang und Namen, die den Gedanken an das, was um sie herum geschieht, nicht verloren haben. Die in einer Zeit für Gemeinsamkeit und gemeinsame Hilfe stehen, in der genau das immer weniger selbstverständlich wird. Das sollte im Verlauf des Abends noch sehr deutlich werden, als Udo van Kampen, Onkel von letztjähriger Rotaryclub-Präsidentin Dr. Heike Siebenbürger und ehemaliger Redakteur beim ZDF, sowie Korrespondent und Leiter dessen Studios in New York und Brüssel, ein kurzes Referat darüber gab, wie es im Augenblick um die Europäische Union bestellt ist. Gemeinsamkeit scheint dort immer mehr zum Fremdwort zu werden (wir berichten noch).
Das Malen solch düsterer Bilder, wie es van Kampen von der EU und ihrer Zukunft zeichnete, wurde an diesem feierlichen Abend aber ansonsten vermieden. Björn Krüger, amtierender Präsident des Rothenburger Clubs, begrüßte zu Beginn die 125 geladenen Gäste und wünschte „allen einen festlichen Abend in freundschaftlicher Atmosphäre“. Er bedankte sich besonders bei den Rothenburger Bläsern und dem Pianisten Thomas Kandert, die den Jubiläumsabend musikalisch begleiteten.
Auch Oberbürgermeister Walter Hartl, selbst Mitglied im Rotaryclub, sprach ein kurzes Grußwort und freute sich über das, was der Club über die Jahre geleistet hat. Viel „Segensreiches“, getreu der rotarischen Grundsätze und der „Vier-Fragen-Probe“ mit eben jenen Fragen, die da lauten: „Ist es wahr? Ist es fair für alle Beteiligten? Wird es Freundschaft und guten Willen fördern? Wird es dem Wohl aller Beteiligten dienen?“, habe man bereits bewirkt. Es wäre schön, so Hartl weiter, „wenn diese vier Fragen Allgemeingut wären.“ Die inzwischen wieder aufstrebenden nationalistischen Strömungen und das rechtspopulistische Politikangebot passten da nicht dazu. Einen Glanzpunkt der Rotary-Projekte stellte über die Jahre sicherlich das vom Rotaryclub Rothenburg gemeinsam mit der Rotary Foundation und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit geförderte Projekt zur Ausbildung junger Menschen in Tansania dar. Treibende Kraft hierfür, so Pressebeauftragte Chrissy Klinke-Götz, war der in diesem Jahr verstorbene „rotarische Freund“ Vinold Vogt.

Präsident Björn Krüger bei der Begrüßung.
Weiteres Engagement bringe man seit dem letzten rotarischen Jahr dem Projekt der „Ein-Dollar-Brille“ entgegen. „150 Millionen Menschen auf der Welt bräuchten eine Brille, können sich aber keine leisten. Die Lösung: Eine leichte Brille mit Gläsern aus Kunststoff und Materialkosten von gerade mal einem US-Dollar und dazu noch leicht selbst herzustellen.“, erläutert Klinke-Götz das Projekt.
Das Thema Flüchtlingsintegration soll derweil der Schwerpunkt des rotarischen Jahres von Präsident Björn Krüger sein. Am 28. Oktober wird es dazu in der St.Jakobs-Kirche ein Benefizkonzert geben. Zusätzlich sollen die Einnahmen für das Rotary Thema „PolioPlus“, die weltweite Ausrottung der Kinderlähmung, eingesetzt werden. Jubiläumsgratulationen kamen am Abend auch von Rotary -Governorin Christine Bühring und dem Rotaryclub aus Würzburg, der damals die Rothenburger Vereinigung erst gründete. Die ersten 50 Jahre habe man nun sehr gut gemeistert und überstanden, was nur mit einer großen Portion Selbstlosigkeit und sicher auch harter Arbeit einhergehen konnte, so Stefan Wilhelm Fischer, Präsident der Würzburger Rotarier.
Auch Andrea Lechner, Präsidentin des Patenclubs aus Uffenheim, lies es sich nicht nehmen ein Grußwort zu sprechen. Der 50. Geburtstag sei immer ein besonderer. Man befinde sich „mitten im Leben“ und fühle sich „fähig und bereit, noch viel zu tun und zu erleben. Über die Jahre hätte man außerdem mit Freunden viel bewegt, was „einzelne nicht hätten bewegen können“. Damit einhergehend sprach sie davon, dass der Club weiter ein „gutes Beispiel für die Zuversicht und das soziale Miteinander unserer Kinder“, sein möge. Als kleines Jubiläumspräsent übergab sie eine goldene Glocke an Präsident Björn Krüger und den Club, wünschte im Anschluss noch „viel Glück, Geschick, Kraft und Begeisterung für die Zukunft“.
Besonderer Besuch und auch Dank an den hiesigen Club kam aus dem tschechischen Trebic. Durch die Partnerschaft konnten dort viele wohltätige Projekte realisiert werden. „Vielen Dank dafür, eure Freunde sein zu dürfen. Gerade auch die persönlichen Freundschaften sind uns viel Wert.“, so Martin Saitl, der stellvertretend für den Partnerclub sprach. Für die Menschen in Trebic habe man gemeinsam viel getan. Als Dankeschön brachten die Freunde ein Bild der Kirche St. Martin aus ihrer Heimatstadt mit.
Einen ebenfalls besonderen Auftritt bekam Gerhard Neuberger, der als einer von acht noch heute aktiven Gründungsmitgliedern eine lange und an vielen Stellen emotionale Rede über die Vergangenheit des Clubs, seine Werte, Projekte und Veränderungen hielt. Er holte weit aus und erzählte viel über das, was in 50 Jahren Clubgeschichte passiert ist. „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Zukunft erfolgreich gestalten“, so seine Worte.
Damit einhergehend sprach er auch von einer sehr wichtigen und richtigen Entscheidung, als man sich, wie er mit ein wenig Augenzwinkern formulierte, „für die Integration der Frauen in einen ursprünglich nur als frauenfreundlichen Männerclub gegründeten Club“ entschied. Inzwischen nehmen acht Frauen am Clubleben teil, von denen die ersten drei 2005 aufgenommen wurden. Insgesamt umfasst Rotary in Rothenburg 67 Mitglieder. Das Alterskarussell reicht von 30 bis hin zu 88 Jahren.
Im weiteren Verlauf seiner Rede ging Neuberger ausführlich auf vergangene Veranstaltungen und Events ein, erwähnte zurückliegende Faschingsfeiern, den noch immer stattfindenden „Schwarz-Weiß-Ball“ oder die Clubinternen Reisen nach New York, Prag, Brüssel oder Hamburg, die es seit 1982 jährlich gibt. Er würdigte des Weiteren die eigene Club-Leistung, sprach in diesem Zusammenhang auch von der „guten Betreuung vieler ausländischer Gäste“ in Rothenburg. Der Bekanntheitsgrad der Tauberstadt sei für diese Begegnungen „natürlich eine große Hilfe gewesen.“
Für Gerhard Neuberger selbst waren die bisherigen 50 Jahre „eine lange Zeit voll toller Erlebnisse, verbunden mit dem Gewinn wertvoller Freundschaften“. 32 Mitglieder seien über die Jahre verstorben, darunter viele Freunde. Dieser Punkt seiner Erzählungen bewegte Neuberger selbst sehr, kurz hielt er inne, um dann anzufügen: „Ihr Engagement muss noch heute gewürdigt werden“. Was Freundschaft und Gemeinsamkeit wert sein können, zeigte sich eindrucksvoll genau in diesem Moment, als Gerhard Neubergers Stimme brüchig wurde.
Van Kampens Rede im Anschluss setzte dann den informativen Schlusspunkt des Programms. Beim anschließenden Festessen durften nun die Tischgespräche intensiviert, sich noch besser kennen gelernt, und vielleicht auch neue Freundschaften geschlossen werden, damit das Rothenburger Rotary-Zahnrad mindestens noch 50 Jahre weiterdrehen kann. og
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