Nicht zu knapp kalkulieren

Die Glühweintassen vom Reiterlesmarkt sind alljährlich eine Rarität

ROTHENBURG – Die Rothenburger Glühweintassen auf dem Weihnachtsmarkt sind eine echte Rarität mit ihrer individuellen Gestaltung. Seit einigen Jahren ziert kreative Malerei von Rothenburger Künstlern und heuer erstmals Fotokunst von Willi Pfitzinger die Keramik-Becher.

Alle Tassen im Schrank: die jährlich neu gestalteten Glühweinbecher sind ein Hingucker.   Fotos: sis

Alle Tassen im Schrank: die jährlich neu gestalteten Glühweinbecher sind ein Hingucker. Fotos: sis

35000 Exemplare hat die Stadt als Kontingent geordert, die während des Weihnachtsmarktes in Umlauf gebracht werden. Etwa ein Drittel davon kommt nicht zurück. Die Tassen werden als Souvenir behalten – ein Erinnerungsstück an einem angenehmen Aufenthalt oder begehrtes Sammlerobjekt „im häuslichen Glück“. Das Fotomotiv von Wili Pfitzinger hat eine nette Geschichte.Vor ein paar Jahren nutzte er die Möglichkeit, während der Reichsstadttage aus dem Dachgeschoss des Wohlfahrt-Hauses am Marktplatz (Ecke Hafengasse) das Feuerwerk zu fotografieren. Dabei fiel ihm das grandiose Panorama aus der überhöhten Position auf. Er bat den Hausherrn, auch während des Reiterlesmarktes von dort Fotos machen zu dürfen.

Seitdem gab es zwar immer wieder einmal ein biss­chen Schnee, aber Willi Pfitzinger wartete darauf, endlich einmal wieder einen tief verschneiten Reiterlesmarkt fotografieren zu können. Das ist gar nicht so einfach, denn er hat hohe Ansprüche an Qualität und Ästhetik und ist deshalb auf der Suche nach dem perfekten Szenario. Und so sieht seine künstlerische Idealvorstellung aus: Es muss vor 16.30 Uhr geschneit und der Schneefall aufgehört haben. Der Himmel sollte nicht zu stark bedeckt sein und es müssen genügend – aber nicht zuviele Menschen – auf dem Markt herumstehen. Darüber hinaus sollten nicht allzu viele Autos den Schnee matschig gefahren haben oder am Markt selber parken, „was leider oft der Fall ist“. Die Aufnahme vom Reiterlesmarkt im zauberhaften Winterkleid hat er am 9. Dezember 2012 gemacht und ziert jetzt als eindrucksvolles Motiv und hervorragender Werbeträger für die Stadt Rothenburg die Glühweintassen-Kollektion.

Chemiewerker Dieter Horn beim Spüldienst.

Chemiewerker Dieter Horn beim Spüldienst.

Einen weiteren besonderen Moment musste Willi Pfitzinger am vergangenen Samstag verstreichen lassen. Es war grandioses Abendlicht: Halbmond und sehr klare Luft haben ein wunderbares Nachtblau ergeben. Pech für den Fotografen: Er hatte Dienst in der Jakobs-Bude und deshalb seine Kamera nicht dabei. Das neue Motive für das nächste Jahr ist schon ausgesucht. Es handelt sich wieder um Malerei. Eine Krippendarstellung der stellvertretenden Kunstkreis-Vorsitzenden Ingeborg Goebel fand Gefallen. Martin Kamp­hans hat die Erfahrung gemacht, dass es gut ist, seiner Zeit weit voraus zu sein und die Glühweintassen rechtzeitig zu ordern. Fast sämtliche deutsche Händler beziehen die Keramik aus China. Die Glühweintassen werden auf großen Frachtern verschifft.

Seit 25 Jahren bewerkstelligt Fried­rich Fetzer mit einer etwa zehnköpfigen Mannschaft und professioneller Geschirrspülmaschine den Tassenspüldienst auf dem Reiterlesmarkt. Das Team managt gleichzeitig die Rücknahme der Becher und Pfandauszahlung. Hinter dem gut eingespielten Ablauf steckt ein ausgeklügelter Logistikplan. sis

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