Die Bürger sind gefragt

Stadt lobt Ideenwettbewerb für Mehrzweckhallen-Namen aus

ROTHENBURG – In festlich-vorweihnachtlicher Atmosphäre beging man die letzte Stadtratssitzung für dieses Jahr. Neben den traditionellen Ansprachen der Fraktionsvorsitzenden und Oberbürgermeister Walter Hartl (wir berichten noch) wurden auch eine Reihe von Sachthemen behandelt. Für die Bürger sprang dabei sogar ein „Weihnachtsgeschenk“ heraus: Sie dürfen sich bei der Namensfindung für die neue Mehrzweckhalle beteiligen.

Zur besseren Identifikation der Bürger mit „ihrer“ Halle (hier noch im Bau befindlich) werden sie in die Namensfindung mit eingebunden. Foto: Scheuenstuhl

Zur besseren Identifikation der Bürger mit „ihrer“ Halle (hier noch im Bau befindlich) werden sie in die Namensfindung mit eingebunden. Foto: Scheuenstuhl

Warum soll es den Ratsmitgliedern und der Verwaltung anders ergehen, als den vielen Eltern, die sich in Vorfreude auf den Zuwachs den Kopf darüber zerbrechen, wie sie ihr Kind eigentlich nennen wollen. In der Weihnachtssitzung wurden die bislang eingereichten Namensvorschläge für die kurz vor der Fertigstellung befindliche Mehrzweckhalle vorgestellt. Nach einer fraktionsinternen Beratung sollte dann im Januar eine Entscheidung fallen. Die vorliegende Palette an Namen findet man in der SPD „zum großen Teil ungut“, erklärte Fraktionsvorsitzender Dr. Günther Strobl. Er stellte infolgedessen den Antrag, die Bevölkerung stärker in diesen Prozess miteinzubeziehen. So erhoffe man sich eine stärkere Identifikation der Einwohner mit der neuen Sport- und Veranstaltungshalle. Im Sinne eines Ideenwettbewerbs können die Rothenburger sich bis zum 15. Januar per Email (martin.gaenssler@rothenburg.de) oder über den Postweg an die Stadtverwaltung mit ihrem Namensfavoriten wenden. Vielleicht habe der eine oder andere über die Feiertage „Zeit und Muße“ sich darüber Gedanken zu machen und sich in der Familie zu beratschlagen, äußerte Oberbürgermeister Walter Hartl seine Zustimmung zu diesem Vorschlag. Unter den Einsendern des späteren Namens wird ein Preis in Höhe von 100 Euro ausgelost. Für die endgültige Entscheidung kommen dann Ende Januar aber wieder die gewählten Volksvertreter zum Zuge. Davor soll sich allerdings noch eine ausgewählte Jury – unter anderem eine Person pro Fraktion – mit den Eingängen aus der Bevölkerung beschäftigen. Die Gedanken sind zwar frei, doch von Verwaltungsseite legt man Wert darauf, dass der „Mehrzweck“ der Halle im Namen erkennbar ist, wie Walter Hartl betonte, oder zumindest nicht ausgeschlossen wird. Das bedeutet, dass Wort-Kombinationen, die ausschließlich auf „Sport“ abgestellt sind, eher ungünstig sind. „Jeder Name, der nicht Mehrzweckhalle lautet, ist gut“, meldete sich Tourismusdirektor Jörg Christöphler in der Sitzung zu Wort. Er war im Vorfeld gebeten worden, zu den eingegangenen Vorschlägen eine Stellungnahme abzugeben, da bei der Namensgebung auch Marketing-Aspekte berücksichtigt werden sollten. Bei den bislang eingegangenen Vorschlägen fand Johann-Rößler-Halle in einer informellen Information des Stadtrats keine Zustimmung. Man ist sich einig, dass die Tafel am Friedhof eine würdigere Form des Gedenkens an den von den Nazis hingerichteten Johann Rößler ist. Die CSU-Fraktion schlug den Namen Frankenhalle vor. Alternativ können sich die Rothenburger Christsozialen auch Tauberhalle vorstellen. Beide Namen betonen laut dem städtischen Touristiker „die regionale Verortung“ Rothenburgs, seien aber „auch etwas brav und wenig differenzierend von anderen ähnlich lautenden Hallen in der Region“.

Auch der Vorschlag Halle am Sterngarten habe einen lokalen Bezug. Zudem wecke er romantische Assoziationen, wirke allerdings „tendenziell auch etwas arg esoterisch“. Mit Adam-Hörber-Halle könnte man marketingtechnisch auf die 135 Jahre alte Tradition des „Meistertrunks“ eingehen und eine hierbei „maßgebliche Gründergestalt würdigen“. Die Halle könnte aber auch den Namen von Friedrich Hörner tragen, dem verdienstvollen ersten Bürgermeister der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg. Architektonischer Wiederaufbau nach dem Krieg, Denkmalpflege und Neubegründung des demokratischen Rechtsstaats seien Aspekte die bei der Vermarktung in den Mittelpunkt gestellt werden können. Haneda-Halle als Referenz an den zweitgrößten Passagierflughafen der Welt, der Rothenburg in besonderer Weise verbunden ist, drückt auch die Internationalität der Tauberstadt aus. Der Name sei zwar nicht selbsterklärend, doch dies könne „vom Marketing her produktiv gemacht werden“. Einen „jugendlichen Kontrapunkt zu der Wahrnehmung Rothenburgs“ als „altfränkisch“ und „historisch“ erhofft man sich von dem Namen P1. Grafisch entsprechend gestaltet kann dieser Name „frech, jung und unkonventionell“ wirken. Die „ironische Note“ zielt auf ein „deutlich verjüng­tes Publikum“ für die Halle. Die Ähnlichkeit zum berühmten Münchener P1 ist durchaus gewollt. mes

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