Bühne frei für die Narretei

Die Frankemer Stupfl starten mit gelungener Premiere in die Faschingssaison

SCHILLINGSFÜRST – Die Premiere ist geglückt: Mit der ersten Stupfl-Sitzung des Jahres 2017 hat die Faschingsabteilung des TSV Schillingsfürst die Hochphase der närrischen Tage in der Schloss-Stadt am letzten Januarwochenende eingeläutet. Die fast fünfstündige Auftaktveranstaltung machte Lust auf mehr für die folgenden zehn weiteren – bereits ausverkauften – Prunksitzungen.

Die „Stupfl“ sind Urgesteine des Frankemer Faschings – trotz leicht veränderter Besetzung.Fotos: Meyer

Die „Stupfl“ sind Urgesteine des Frankemer Faschings – trotz leicht veränderter Besetzung. Fotos: Meyer

Vor der neuen Faschingssaison hatte man in Schillingsfürst mit einigen Widerwärtigkeiten zu kämpfen: Nach dem überraschenden Tod des Co-Regisseurs Peter Bromberger im Mai letzten Jahres rückte die Faschingsfamilie noch enger zusammen und die Chefchoreografin Bianca Schneider unterstützte den Regisseur Markus Löschel nach Kräften. Zu allem Überfluss verletzte sich nach einer Probe mit Matthias Bär noch einer der Protagonisten der fünf „Stupfler“. Für ihn sprang Martin Lohbauer in die Bresche und bewältigte seinen Part hervorragend.

So stand einem abwechslungsreichen Programm mit Musik, Tanz und lustigen Anekdoten aus der Umgebung bis hin zur ironischen Kritik an der weiten Weltpolitik nichts mehr im Wege. Am Ablauf wurde im Vergleich zu den letzten Jahren außer ­einer neuen Bestuhlung wenig geändert; an Bewährtem soll man ja schließlich festhalten. So konnte Sitzungspräsident Werner Rauch in der Albert-Zietz-Halle wieder zahlreiche Ehrengäste, darunter viele Stadträte, Ehrenmitglieder sowie Bürger- und Verdienstmedaillenträger begrüßen.

Orden des Fünferrats

Einige von ihnen schafften es sogar auf die Bühne, um den diesjährigen Faschingsorden, welcher das Konterfei des verstorbenen Peter Bromberger und das der fünf „Frankemer Stupfl“ ziert, aus den Händen des Fünferrats entgegenzunehmen. Den Anfang durfte im Saal die Witwe Dagmar Bromberger machen, in Anlehnung an die Verdienste ihres Mannes. Auf der Bühne folgten dann in lockeren Abständen Bürgermeister Michael Trzybinski, sein Dombühler Amtskollege Jürgen Geier sowie der Dinkelsbühler CSU-Ortsverbandsvorsitzende Manfred Scholl.

Während Geier Gutscheine für eine kostenlose Nutzung des Dombühler Naturerlebnisbades an den Fünferrat verteilte, überraschte Scholl mit einem goldenen Kuvert unbekannten Inhalts. Mit der Metzgerei-Inhaberin Sonja Trumpp wurde zudem eine langjährige Gönnerin der Faschingsabteilung mit einem Orden bedacht; ebenso wie Hausarzt Dr. Friedrich Schuhmacher. Die Hauptdarsteller des ersten Abends waren jedoch ohne Zweifel die Mitwirkenden der Faschingshochburg.

Kaum hatte der Fünferrat auf seinen Stühlen Platz genommen, zeigten die Mitglieder der Jugendgarde sowie die „Stupflschrabben“ ihr Können zu fetzigen Volksrockklängen. Im Anschluss nahmen Maja Löschel und Natalie Siller Begebenheiten aus der Umgebung auf’s Korn und brachten mit dem EM-Schlachtruf isländisches Flair in den Saal. Den Spiegel der Gesellschaft hielt den Anwesenden immer wieder der zum Animateur weitergebildete Liederbarde Martin Rohn mit seinen Texten vor das Gesicht.

Wie schon in den Vorjahren immer Höhepunkte waren die Darbietungen der fünf „Stupfler“. Neben Matthias Bär (diesmal vertreten durch Martin Lohbauer) gehören Markus Hofmann, Andrea Schuster, Rainer Kolb und Stefan Barthelmeß zur Stammbesetzung. Mit ihrem Gesangs- und Schauspieltalent widmeten sie sich lustigen Begebenheiten aus dem zurückliegenden Jahr. Dabei kamen der „Biberalarm am Fischhausbad“, ein missglückter Rettungseinsatz sowie die Bergung eines Schleppers, welche zu einem „Wettziehen“ mutierte, zur Sprache.

Auch das Nichterscheinen des bayerischen Finanz- und Heimatministers Dr. Markus Söder bei der 800-Jahr-Feier in Geslau sowie die inzwischen langjährige Absenz des Rothenburger Stadtoberhaupts Walter Hartl bei den Prunksitzungen in Schillingsfürst gaben Anlass zu kritischen Anmerkungen, verbunden mit einem Augenzwinkern. Dass darüber die Insassen eines Busses voller Asylanten aus Nürnberg in Dombühl nicht zum Aussteigen animiert werden konnten, setzte dem Ganzen schließlich die Krone auf.

Der hohe Besuch aus den Vereinigten Staaten war erstaunt über die lokalen Politikerkollegen.

Der hohe Besuch aus den Vereinigten Staaten war erstaunt über die lokalen Politikerkollegen.

Grabrede und Frisörmangel

Eine etwas verunglückte Grabrede (von Mathias Neigenfind) sowie die Beendigung des Frisörmangels in der Schloss-Stadt (Gina Meder und Regina Rothenberger) waren weitere Höhepunkte des Programms. Letzteres nicht zuletzt deswegen, weil aus einem normalen Frisörbesuch zwei Herren nach der „Maske“ zu Barack Obama und Donald Trump mutierten. Nachdem diese in einer Gaststätte am Marktplatz ein „Trump-Steak“ gegessen hatten, kehrte das Präsidentenduo (Thomas Meder und Sven Neußer) auf die Bühne zurück. Mittels Tageszeitung zeigten sie sich verwundert über die Namen der hiesigen Bürgermeistergilde und deren Wirken. Dabei wurde festgestellt, dass der amtierende US-Präsident zwei Jahresgehälter aufwenden muss, will er den Eintritt für den Schillingsfürster Weihnachtsmarkt bezahlen. Ein weiteres Kuriosum: Der 45. Präsident der Verei­nigten Staaten trat jetzt in der 45. Session der Faschingshistorie auf.

Weitere begeisternde Einlagen legten das schrille Männer-Ballett in einer sehr eigenwilligen Interpretation des Märchens „Hänsel und Gretel“ sowie die beiden Bauarbeiter (Markus Löschel und Ralf Albig) hin. Letztere waren schon an der Entstehung von „Berlin 21“ sowie der „Stuttgarter Elbphilharmonie“ beteiligt und brachten ihre zweifelhaften Erfahrungen nun bei der Sanierung der „Villa Roth“ ein.

Mit der ihnen eigenen Situationskomik legten die beiden „Ur-Stupfler“ einen professionellen Auftritt hin. Dieser blieb dem „Hausmeister“ Christoph Maul vorerst versagt, war er doch bei anderen Faschingsveranstaltungen im Einsatz und steigt erst später auf der Schillingsfürster Bühne ein. Abgerundet wurde das abwechslungsreiche und farbenfrohe Programm durch die „Stupfl-Moudeli“und die Gardemädchen sowie die „Stupfl-Mäschli“; alle musikalisch begleitet von Waldemar Haffner. hm

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*