Marienaltar noch länger im Asyl

Kenner des Fürstenhauses Hohenlohe referierte über Geschichte des Altars – Teil 1

SCHILLINGSFÜRST – Die Volkshochschule Ansbach bot in Zusammenarbeit mit der Ludwig-Doerfler-Galerie einen geschichtlichen Nachmittag an. Thema war „Das Fürstliche Mausoleum und sein restaurierter Marienaltar im neuen Glanz“. Der Altar steht im „Haus der Heimat“, der Doerfler Galerie, und wird dort bleiben bis die klimatischen Vorraussetzungen im Mausoleum geändert werden. Im Moment ist die Kapelle für den Altar zu feucht.

Mit dem Entwurf und der Ausführung des Marienaltars beauftragte Fürst Chlodwig die in München ansässige Mayer’sche Hofkunstanstalt. Diese ließ die Entwürfe von Künstlern der Münchner Kunstakademie gestalten. Im Oktober 1891 wurde der Altar für die Summe von 2515Mark fertiggestellt und überbracht. Wesentliche Bestandteile des hölzernen Altars sind die horizontale Predella mit dem Platz für die Monstranz hinter Türchen und der Schrein mit der sitzenden Marienfigur, die das Jesuskind auf ihrem Schoß trägt. Sie sitzt in der zentralen Nische des Altars, die mit drei spitzbogigen, ornamental bemalten Öffnungen gestaltet ist und ein himmelblaues mit Sternen verziertes Gewölbe besitzt. Maria, mit Heiligenschein, sitzt auf der Mondsichel und hält das segnende Jesuskind. Es hält einen Reichsapfel als Versinnbildlichung der Erde in der Hand. Dieser Reichsapfel soll die zukünftige Bedeutung Jesu als Weltenherrscher darstellen. Marias Schutzmantel ist innen von blauer Farbe und mit Lilien, den Blumen „der Reinheit und Unschuld“ bemalt.

In der Ludwig-Doerfler-Galerie: der restaurierte Marienaltar der Grabkapelle. Foto: clk

In der Ludwig-Doerfler-Galerie: der restaurierte Marienaltar der Grabkapelle. Foto: clk

Links vor ihr steht die Figur der Heiligen Elisabeth und rechts die Figur des stehenden Heiligen Stephan. Sie sind Assistenzfiguren unter Baldachinen, die mit Türmchen und Fialen verziert sind. Elisabeth hält einen Laib Brot und Rosen, die sich auf das bekannte Rosenwunder beziehen. Stephanus zeigt sich als Diakon mit Märtyrerpalme und Steinen, die auf seine Steinigung hinweisen. Auch diese beiden Heiligenfiguren beziehen sich auf Mitglieder der fürstlichen Familie: auf die zwei Töchter des Fürsten Chlodwig Elisabeth und Stephanie.

Der Altar besteht aus Eichenholz, der vergoldete Zierrat aus Weichholz. Die Farbfassungen der Skulpturen sind aus mehreren Schichten aufgebaut. Der Marienaltar war der Witterung jahrzehntelang im feuchten Mausoleum ausgesetzt, wodurch große Schäden an seiner Substanz entstanden. Er wies neben einer starken Verschmutzung Schimmel und Ausblühungen der Grundierung, die Gips enthält, auf. J

ugendliche Einbrecher verursachten im Jahre 1996 schweren Schaden am Altar. Sie brachen den Kopf der Heiligen Elisabeth ab und verbogen die Tabernakeltüren. Um den Altar vor weiterem Schaden zu schützen, baute man ihn 1998 ab und lagerte ihn, ohne Berücksichtigung der klimatischen Verhältnisse, wenig denkmalgerecht ein. Durch den abrupten Wechsel von extrem feuchtem Klima in ein trockenes erlitt die ohnehin geschwächte und beschädigte Malschicht weitere umfassende Verluste. Im Jahr 2004 wurde der Altar, nachdem er für den Transport durch Mitarbeiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege notgesichert und verpackt wurde, nach München gebracht. Er wurde von zwei Diplom-Restauratoren mithilfe von staatlichen Zuschüssen restauriert und dann nach Schillingsfürst zurückgebracht.

Eine Herausforderung bei der Konservierung waren die aufwändigen Festigungs- und Reinigungsarbeiten. Dazu zählt die flächige Ablösung der Grundierung und Malschicht. Die hochwertigen Malereien auf den Innenseiten der Tabernakeltüren schienen nicht restaurierbar. Durch hohen Zeitaufwand konnten die gelösten Schichten auf dem Untergrund fixiert, kleine Malschichtenschollen wieder eingefügt und damit die Darstellung weitgehend erhalten werden. Auf die Kittung und Retusche der Fassungs- und Malschichtausbrüche wurde verzichtet, da bei der Restaurierung der Wandmalereien des Mausoleums das gleiche Konzept verfolgt wurde.

Obwohl er vollständig restauriert wurde, erstrahlt der Altar deshalb nicht in „neuem Glanz“. Nach der Restauration in München lagert der Marienaltar seit September im Erdgeschoss der Ludwig Doerfler Galerie, da die Stadt Schillingsfürst die klimatischen Bedingungen bisher nicht angepasst hat. Der Altar wird bis zu drei Jahre in der Galerie Asyl beanspruchen, bevor er laut Planungen von Stadt und Fürst Constantin an seinen angestammten Platz zurückkehrt. clk

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