Neuer Stützpunkt des Handballverbandes
Rothenburg ist jetzt offizielles Landesleistungszentrum für die gezielte Nachwuchsförderung
ROTHENBURG – Neuigkeiten im Sport: Rothenburg ist neues Landesleistungszentrum des Bayerischen Handballverbandes zur gezielten Förderung des Nachwuchs-Leistungssports. Mit dem Ausbau des regionalen Netzes von Trainings-Einrichtungen kann die Betreuungsqualität weiter angehoben werden.
Die Termine für die ersten Trainingseinheiten in den nächsten Monaten im neuen Handball-Landesleistungszentrum stehen bereits fest. Von Mitte September bis Ende Januar werden junge Talente an sieben Samstagvormittagen von 9.30 bis 12 Uhr außerhalb des regulären Spielbetriebs in der Bleiche-Sporthalle durch gezielte Maßnahmen zusätzlich geschult auf ihrem sportlichen Weg nach oben. Leistungssport bedeutet hohe und höchste Anforderungen an jeden Athleten bedingt durch steigende Trainingsbelastung und Wettkämpfe. Große Bedeutung für den Erfolg hat ein professionelles Konzept, um Kondition, Technik und Taktik zu verbessern, aber auch um Verletzungen vorzubeugen.
Laut Bayerischem Handballverband ist Bayern das Bundesland mit den meisten jugendlichen Spielern und den besten Nachwuchstalenten. Dafür sind vor allem die Talentschmieden in Franken zuständig. In Rimpar, Lohr, Erlangen und vor allem in den beiden Leistungszentren Nürnberg und Großwallstadt werden die Stars von morgen ans Leistungssportniveau herangeführt. In Großwallstadt gibt es eigene Trainingshallen für den Nachwuchs und eine Schule, in der Handball einen Schwerpunkt im Unterricht bildet. Seit 2010 optimiert der Bayerische Handballverband seine Talentförderung. Das Elitekonzept sieht vor, dass der Nachwuchs aus den eigenen Reihen besser ausgebildet, beraten und betreut wird, eine gefestigte Persönlichkeit entwickelt und lernt Verantwortung zu übernehmen. Jungen Spielern soll Spiel- und Wettkampfpraxis auf höchstem Niveau ermöglicht werden.
Neue Talente werden dringend gesucht. Seit dem Titelgewinn 2007, getragen von der Euphoriewelle im eigenen Land, ging es bergab für die deutsche Handball-Nationalmannschaft. Im Konzert mit den Großen verlor sie an Boden. Ausländische Weltklassespieler besetzen Schlüsselpositionen. Mit der verbesserten Nachwuchsförderung sollen Lücken geschlossen werden, trotz Einsparungen und Umschichtungen. Rückläufige Mittelzuwendungen, zurückgehende Mitgliederzahlen, sinkende Geburtenraten und ein wechselndes Freizeitverhalten durch immer mehr konkurrierende Angebote sowie der Abbau des schulischen Sportunterrichts erschweren die Talentsuche und die Kontinuität der Förderung.
Zudem steht der Handball als Hallensport vor allem im Winter in Konkurrenz zu anderen Sportarten. Durch eine verbesserte Abstimmung beim Übergang von der Landes- zur Bundesverantwortung – durchgängig von den Anfängen bis zur Leistungsspitze – sollen die Rahmenbedingungen zur Betreuung der Handball-Nachwuchsleistungssportler – männlich wie weiblich – weiter verbessert und insbesondere die Trainingsbedingungen optimiert werden. In den Regionen existieren zwar Handballvereine, die aber im Leistungsniveau weit auseinander liegen. Die Spieler müssen unter Umständen weite Strecken zurücklegen und mehr Zeit und Geld investieren.
Der 1946 gegründete Bayerische Handballverband gliedert sich seit der Strukturreform 1999 in acht Bezirke und zählt rund 92000 Mitglieder in 500 Vereinen. Gezielt wird bereits auf Bezirksebene nach begabten Spielern und Spielerinnen gesucht und ihnen eine gezielte Talentförderung auf verschiedenen Stufen angeboten. Auch Sportfreizeiten in den Sommerferien werden zur Auswahl sportlicher Talente genutzt.
Die zusammengestellten Gruppen trainieren regelmäßig unter Beobachtung ein bis zweimal im Monat in den Landesleistungszentren, die leistungssportlich ausgerichteten Vereinen zugeordnet sind. Für die männlichen Jahrgänge 1997 bis 1999 gab es bereits die Stützpunkte Coburg, Unterpleichfeld, Marktsteft, Landshut, Ismaning, Taufkirchen, Fürstenfeldbruck, Bergkirchen. Nun kommt Rothenburg neu hinzu. Außerdem treffen sich die ausgewählten Teams vier- bis fünfmal im Jahr in Oberhaching oder Großwallstadt, um sich für den Länderpokal einzuspielen.
Die leistungsstärksten Kader trainieren ergänzend im Elitetrainingszentrum in Erlangen (freitags) und in Oberhaching (montags). Die Talente, die noch nicht in den Kader berufen werden, trainieren zweimal monatlich im Bezirk, um nach zwei Jahren beim Bezirksturnier ihr Leistungsniveau unter Beweis zu stellen und eventuell mit der Bayernauswahl im Länderpokal des Deutschen Handballbundes anzutreten. Bei der Umsetzung des Talentkonzepts ist der Verband auf die Unterstützung durch die Vereine angewiesen.
Auch die Eltern spielen eine entscheidende Rolle. Christoph Kolodziej, erfolgreicher Landestrainer des Bayerischen Handball-Verbandes und selbst lange Jahre Bundesligaspieler, lobte im Gespräch mit der Redaktion die Arbeit des TSV Rothenburg mit seiner erfolgreichen Handballabteilung, die im März 1995 aus der Spielergemeinschaft ASV und TV gegründet wurde. Die erste Mannschaft spielt ihre 15te Saison in der Bayernliga und feierte mit dem Aufstieg in die anspruchsvolle Regionalliga-Süd 1999 und zweijährigen Verbleib ihren bisher größten Erfolg. Die Damenmannschaft schaffte den Wiederaufstieg in die Bezirksoberliga. Auch sechs Jugendmannschaften mischen im Spielbetrieb mit, neben den Kleinsten (Bambini und Minis).
Über 300 Kinder und Jugendliche spielen Handball in Rothenburg. Mit rund 550 Mitgliedern stellt die Handballabteilung eine der großen Abteilungen neben den Turnern und Fußballern. Mit Andreas Schröder, der aktuell beim Bundesligist VfL Gummersbach spielt, wo er einen bis 2016 laufenden 3-Jahres-Vertrag bekam, brachte die Rothenburger Handballabteilung ihr berühmtestes Eigengewächs hervor.
Eine ganze Reihe Spieler schaffte den Sprung in die Bayern-Auswahl wie Daniel Schubart, Hannes und Felix Kölle, Vanessa Beier, Ulla Brehm, um nur einige Namen zu nennen. Dieter Kölle, selbst ein ehemaliger Bayernliga-Handballer und seit 13 Jahren Vorsitzender des 2600 Mitglieder zählenden TSV Rothenburg mit großem Engagement neben seiner Stadtratsarbeit, sieht die „Handball-Hochburg Rothenburg“ durch das neue Landesleistungszentrum zusätzlich aufgewertet, wovon auch die Stadt profitiert. Durch die verstärkte Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Handballverband steigen möglicherweise die Chancen, dass im Rahmen des Ausbildungsprogramms auch höherklassige Nachwuchsspiele in Rothenburg ausgetragen werden und vielleicht sogar einmal die Jugend-Nationalmannschaft in die Bleiche-Sporthalle einläuft. sis
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